Rhein-Neckar. Der tödliche Unfall an der Haltestelle Ludwigshafen Rathaus Anfang der Woche hat ein mal mehr offenbart, an welch seidenem Faden der rheinüberquerende Nahverkehr zwischen der Chemiestadt und Mannheim derzeit hängt. Passiert auf der nördlichen Strecke im Anschluss an die Kurt-Schumacher-Brücke etwas, ist der Bahnverkehr komplett lahmgelegt.
Nach dem Unglück am Dienstag dauerte es mehrere Stunden, bis die Strecke wieder freigegeben werden konnte. Die südliche Verbindung über die Konrad-Adenauer-Brücke ist bekanntermaßen auf unbestimmte Zeit dicht. Auch jetzt am Wochenende rollen wegen planmäßiger Gleisarbeiten wieder keine Bahnen über beide Brücken. Keine schöne Situation für Nutzer des Öffentlichen Nahverkehrs. Eine Situation aber, die schon bald zum unangenehmen Dauerzustand werden könnte, wenn ab 2026 in Ludwigshafen die Hochstraße Nord abgerissen wird.
Was die RNV mit Blick auf das drohende Horrorszenario mit zwei gesperrten Rheinbrücken sagt
Wie bereitet sich die Rhein-Neckar Verkehr GmbH (RNV) auf diesen möglichen Worst Case vor? „Es gibt keinen Notfallplan“, sagt Sprecher Moritz Feier auf Anfrage dieser Redaktion. Sollte es wirklich darauf hinauslaufen, dass sowohl die Konrad-Adenauer-Brücke (wegen der maroden Stadtbahnrampe) als auch die Kurt-Schumacher-Brücke (wegen des Hochstraßen-Abrisses) ausfallen, müsse wie derzeit an den drei Wochenenden ein Konzept mit Ersatzverkehren eingerichtet werden.
Die Menschen mit Bussen oder Taxis über die Brücken zu bringen, sei dann aber das geringste Problem, so Feier. „Viel größere Probleme würde verursachen, dass wir den Ludwigshafener Bahnverkehr nicht mehr an unsere Zentralwerkstatt in Mannheim angeschlossen hätten.“ Das sei eigentlich zwingend erforderlich, da alle größeren Reparaturen - auch der Bahnen aus Ludwigshafen und Heidelberg - in Mannheim erledigt würden. „Das würde uns also vor knifflige Aufgaben stellen.“
Noch ist die RNV optimistisch, dass das Szenario nicht eintritt
Generell sei man bei der RNV aber „noch guter Dinge“, dass es zu dem Horrorszenario mit zwei für den Bahnverkehr gesperrten Brücken gar nicht erst kommen wird. „Wir sehen heute noch keinen Anlass für einen Notfallplan“, betont Feier.
Ob der Optimismus berechtigt ist, wird sich wohl Anfang des kommenden Jahres zeigen. Dann soll sich entscheiden, wie mit der maroden Stadtbahnrampe durch den Schlossgarten in Mannheim weiter verfahren wird. Die Stadtverwaltung hatte dieser Redaktion kürzlich gesagt, dass das Ausmaß des Schadens noch immer nicht vollends geklärt sei.
Von der maroden Stadtbahnrampe in Mannheim werden immer noch Proben ausgewertet
Das beauftragte Ingenieurbüro werte nach wie vor Materialproben aus und mache Detailuntersuchungen. Anhand der Ergebnisse entscheide sich dann, ob die Brücke mit geringeren Lasten befahrbar bleibt, ob sie gestützt oder komplett neu gebaut werden muss. Zumindest im letzten Fall ließe sich eine zeitliche Kollision mit dem Hochstraßen-Abriss nicht vermeiden. Zur Erinnerung: Allein vom Entdecken der Schäden an der Rampe bis heute sind bereits vier Monate vergangen - ohne dass belastbare Ergebnisse vorliegen.
Sollte das Horrorszenario tatsächlich eintreten, dann hätte die RNV zumindest mit den mehrfachen Sperrungen jetzt im November schon Erfahrungswerte gesammelt, auf die sie zurückgreifen könnte. „Ohne Abstriche für unsere Kunden wird es in einem solchen Fall nicht gehen“, bilanziert Moritz Feier. „Für die Fahrgäste ist es eine anspruchsvolle Situation, aber wir versuchen, es so gut wie möglich aufzufangen.“ Auch an diesem Wochenende sei die RNV wieder mit Personal „draußen“, um die Menschen zu informieren. Ein vollumfänglicher Ausgleich des normalen Angebots könne durch Ersatzverkehre aber keinesfalls gelingen.
Es gibt auch positive Nachrichten: Der neue Gleisbogen von der Adenauer-Brücke in Ludwigshafen kann geplant werden
Eine positive Nachricht gibt es im Zusammenhang mit den beiden Rheinbrücken dann aber auch noch. Bei der Stadt Ludwigshafen ist vor Kurzem ein Schreiben des Landesbetriebs Mobilität (LBM) eingegangen, das den „vorgezogenen Maßnahmebeginn“ für eine neue Gleisabfahrt von der Adenauer-Brücke auf Ludwigshafener Seite möglich macht.
Das bestätigt ein Rathaussprecher auf Anfrage. Damit kann die RNV nun die Pläne für das wichtige neue Gleisstück vorantreiben, das von der Adenauer-Brücke nach Süden abgehen soll. Bislang können Bahnen nur in Richtung Berliner Platz von der Brücke abfahren. Für die Zeit des Abrisses der Hochstraße Nord wird durch die neue Abfahrt das Nahverkehrssystem deutlich entlastet. Laut Feier sollen die Arbeiten Ende 2025 beginnen, Mitte 2026 soll der Gleisbogen fertig sein.
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