Angriff auf 22-Jährigen bei Kerwe in Ludwigshafen: Das Opfer erzählt

Ludwigshafen. Es sollte ein entspannter Abend mit Freunden auf der Mundenheimer Kerwe in Ludwigshafen werden, doch für den 22-jährigen Ron (Name geändert) hatte er einen Besuch in der Notaufnahme zur Folge. In der Nacht zum Samstag ist der junge Mann bei dem Stadtteilfest aus einer Gruppe heraus brutal angegriffen worden. Bei der Attacke erlitt er einen Kieferbruch. Grund für den Gewaltexzess war offenbar, dass er Kajal um die Augen trug und seine Fingernägel schwarz lackiert hatte.

Beleidigung und Attacke wegen lackierter Nägel und Kajal?

Er sei an diesem Abend mit einer etwas größeren Gruppe unterwegs gewesen, berichtet Ron im Gespräch mit dieser Redaktion. Seinen Mund kann er dabei nicht ganz öffnen, da noch am Wochenende vier Schrauben zur Stabilisierung eingesetzt worden seien. „Ich war mit meiner Freundin unterwegs, ihrer Schwester und ein paar Freunden. Es war ein schöner Abend, und wir wollten Boxauto fahren gehen“, berichtet der 22-Jährige.

Schon auf dem Weg dorthin sei er von einem etwa 30 bis 40 Jahre alten Mann aus einer größeren Gruppe heraus beleidigt worden. „Er hat mich Missgeburt genannt und gefragt, ob ich aus dem Vampirfilm Twilight abgehauen bin“, sagt Ron, der die Beleidigung eindeutig mit den lackierten Nägeln und dem Lidstrich in Verbindung bringt und ein queerfeindliches Motiv vermutet.

Angriff auf Mundenheimer Kerwe: Erste Provokation noch ignoriert

Diese erste Provokation habe er einfach ignoriert. „Auf dem Rückweg hat er mich wieder beleidigt“, sagt der junge Mann, der seit etwa drei Monaten in Mundenheim lebt. „Diesmal bin ich stehengeblieben und habe ihn darauf angesprochen, habe ihn gefragt, was ich mit Twilight zu tun habe.“ Darauf sei keine Reaktion gekommen. Kurz nach dem Weitergehen habe dann plötzlich ein jüngeres Mitglied aus der Gruppe hinter ihm gestanden und ihn nach einem kurzen Wortaustausch unvermittelt zwei oder drei Mal ins Gesicht geschlagen.

„Ich habe versucht, mich zu wehren, war aber total überrascht“, berichtet der 22-Jährige. Einer seiner Freunde sei dazwischengegangen und zu Boden geschlagen worden, wo er kurze Zeit regungslos liegen geblieben sei. Dann habe auch der ältere Mann, der ihn zuerst beleidigt habe, auf ihn eingeschlagen. „Zeugen haben gesagt, dass er einen Schlagring hatte. Ich selbst habe das nicht wahrgenommen“, sagt Ron.

Anschließend seien er und seine Begleiterinnen und Begleiter gegangen. „Die Gruppe hat uns noch ein gutes Stück verfolgt. Sie haben sich aber auch untereinander in die Haare gekriegt. Einige meinten, dass sie uns doch einfach gehen lassen sollen“, schildert er die Geschehnisse. Irgendwann hätten die Verfolger dann kehrtgemacht.

In die Notaufnahme sei Ron erst am nächsten Tag gegangen. „Es hat sich sehr komisch angefühlt“, sagt er. Die Ärzte diagnostizieren einen Kieferbruch, die große Operation steht am Mittwoch an. „Da kommt eine Titanplatte rein“, sagt der junge Mann, der derzeit nur Flüssignahrung zu sich nehmen kann.

Ludwigshafener Polizei sucht Zeugen

Die Ludwigshafener Polizei veröffentlichte am Montag eine Mitteilung zu dem Vorfall. Der Angriff sei gegen 23.15 Uhr am Freitag erfolgt, heißt es. Von einem „zwischenzeitlichen Tumult“ ist die Rede. Gesucht werden zwei Männer: Einer der Verdächtigen soll 35 bis 40 Jahre alt, 1,70 Meter groß und kräftig sein. Er trug eine Irokesenfrisur und hat abstehende Ohren. Der zweite Verdächtige wird als 18 bis 20 Jahre alt und 1,80 Meter groß beschrieben. Er hat längeres blondes Haar, das an diesem Abend zurückgegelt war. Hinweise werden unter Telefon 0621/963-21 22 entgegengenommen.

Anfeindungen wegen seines Styles hat Ron schon hin und wieder erlebt. „Aber noch nie in diesem Ausmaß“, sagt er. Einschüchtern lassen will er sich von dem Vorfall jedoch nicht. „Ich werde in Zukunft einfach alles ignorieren, was mir entgegengeschleudert wird.“ Und er hofft darauf, dass die Gewalttäter ausfindig gemacht werden und ihre gerechte Strafe erhalten.