Bobstadt. Immer wieder ließ die kleine Besucherin der Kerwe in Bobstadt das Kinderkarussell an sich vorbeifahren. Sollte sie den Helikopter besteigen oder in einem Rennauto Platz nehmen? Aber auch das schicke Motorrad oder das Feuerwehrauto machten ihr die Wahl nicht leicht.
Im Hintergrund des fröhlichen Treibens waren die Anfeuerungsrufe der Fußballer zu hören. Beim Lokalderby gegen den VfR Bürstadt II lief es nicht so richtig für die Heimmannschaft. „Puh, wir haben mit 0:1 verloren“, stöhnte Kerwevadder Marc Merl. Als er Gideon Osaro die Torschützen-Trophäe überreichen durfte, war seine gute Stimmung sofort zurück. „Gideon kam als Flüchtling zu uns und ist jetzt total integriert“, freute sich Kerwequeen Susanne Merl. Bei ihr liefen alle Fäden zusammen, die die IG Kerwe, in der sich alle Beteiligten zusammengefunden haben, gezogen hatte. Susanne Merl war Ansprechpartnerin für alle Belange, aber auch Barkeeperin hinter dem langen Tresen.
In das fünf Tage dauernde Kerwe-Spektakel war man mit einem Schlachtfest mit Wellfleisch im Vereinsheim der TG Bobstadt gestartet. Die Sause ging am Freitag fast nahtlos bei der SV Bobstadt mit einer Party Night weiter. 600 Besucher tummelten sich beim Traditionsverein und genossen die laue Sommernacht.
Eine Person schwer verletzt
Doch diese fand mit einer Messerstecherei ein dramatisches Ende: Ein Mensch wurde so schwer verletzt, dass er ins Krankenhaus gebracht und operiert werden musste. Da die Lampertheimer Polizei, die vor Ort war, den Täter nicht ausfindig machen konnte, rief Marc Merl dazu auf, eventuell vorhandene Aufnahmen oder Videos zur Verfügung zu stellen, um bei den Ermittlungen zu helfen.
Beim Bummel über die Festmeile konnte man am Samstag nicht nur bei der TG Bobstadt Kaffee und Kuchen genießen. Es lohnte sich auch, über den kleinen Flohmarkt zu gehen und dort nach Schnäppchen zu stöbern. Zudem brachte sich die Gewerbevereinigung mit einer kleinen Ausstellung in Erinnerung. Bei Dachdecker Markus Beisheim konnten die Besucher klassisches Handwerk ausüben und versuchen, Schieferherzen zu schlagen. Eine kleine Spende zugunsten behinderter Sportler wurde gerne entgegengenommen. Feine Sicherheitstechnik hatte Martin Trösch mitgebracht und auch DS Automobile war mit von der Partie. Dazu konnte man sich am Glücksrad versuchen.
Schon bald zog der Duft von Gebratenem über den Kerweplatz. Die Feuerwehr heizte ihre Geräte an und kredenzte Schnitzel in vielen Varianten. Bei Temperaturen über 30 Grad war das ein echter Knochenjob. Aber auch die Getränkecrew hatte tüchtig zu tun. Denn immer mehr füllte sich der Platz. Neben Sonnenbotschafterin Charlotte I. wartete Erster Stadtrat Christoph Lang ebenso mit Spannung auf die Kerwered wie Altbürgermeister Alfons Haag und einige Vertreter verschiedener Parteien.
Mit ortsüblicher Verspätung und nach Weihung des grünen Wahrzeichens des Kirchweihfestes erfolgte das Hissen des Kranzes. Dass danach die zur Dekoration angebrachten Sonnenblumen verkehrt herum zum Boden zeigten, zauberte ein Schmunzeln in aufmerksame Gesichter.
In seiner Rede erinnerte Merl an lustige Tage beim SV, hob die Arbeit der Feuerwehr hervor und wandte sich an diejenigen, die sich wieder ein Weindorf wünschen. Sie ermunterte er zu eigenem Engagement. „Wir Kerweborsch und der Rest vom Ort sind dann sicher gerne dort!“, versprach er. Dass Bobstadt keine Ladestation für E-Autos hat und auch der Ausbau von schnellem Internet immer noch nicht voran gehe, schrieb er ebenso in die Kerwechronik.
„Keine Aufenthaltsgenehmigung“
Außerdem war er offensichtlich nicht traurig über den Abgang von Ex-Ortsvorsteherin Svenja Halkenhäuser. Schließlich habe diese sich selten sehen lassen. Er vermutet, dass ihr die Aufenthaltsgenehmigung für Bobstadt entzogen wurde. Begeistert zeigt er sich dagegen vom Dönerladen und dem Café Schmerker. Er beschwerte sich aber deutlich über die Unfreundlichkeit der dort wirkenden Postangestellten.
Dass der ehemalige Bergsträßer Hof nun Flüchtlinge aufnehmen soll, fand er „furios“ und wünschte sich zur Attraktivitätssteigerung eine Kneipe oder ein Restaurant. Sein Dankeswort galt den Geschäftsleuten vor Ort. „Bleibt uns noch lang erhalte, vor allem für unsre Alte!“, appellierte er zugleich an sie.
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