Ludwigshafen. Michael Kötz hat am Wochenende auf die massive Kritik des Weinheimer Programmkinomachers Alfred Speiser reagiert und weist die Vorwürfe gegen das Festival des deutschen Films in Ludwigshafen entschieden zurück: „Die Kritik des Betreibers der Kinos in Weinheim und Hemsbach ist etwas merkwürdig und trifft vor allem den Falschen. Der Vorwurf, mit einem ,zu kommerziellen Programm die Kinolandschaft der Region zu schädigen‘ ist absurd. Dass wir hoch subventioniert wären, ist ein großer Irrtum. Nein, wir haben keineswegs bessere Ausgangsbedingungen wie die Programmkinos.“ Dass diese auf Festivals schimpfen, habe zwar eine lange Tradition. „Aber das ist gnadenlos engstirnig und kaufmännisch kurzsichtig.“
Als gemeinnützige GmbH dürfe das Festival keinen Cent Gewinn machen
Kötz verweist auf die Organisationsform seines Festivals: „Übrigens machen wir als gemeinnützige gGmbH keinen Cent Gewinn, dürfen es gar nicht. Alle Einnahmen fließen in die Durchführung der Veranstaltung. Mit dem Finger auf uns zu zeigen, weil wir Erfolg haben, verkennt, dass dieser hart erarbeitet ist und Jahr für Jahr auf dem Prüfstand steht.“
Sein Festival zahle dieselben Gebühren wie die Kinos an die Filmförderungsanstalt – „und wir zeigen sogar fast dieselben Filme. Wir erhalten nur zehn Prozent öffentliche Gelder bei einem Gesamtetat von 2,7 Millionen Euro, 90 Prozent erwirtschaftet das Festival des deutschen Films über Partner und Sponsoren und vor allem über den erfolgreichen Verkauf von Kinokarten.“ Die 125.000 Besucher jährlich seien die finanzielle Basis.
Wer hindert sie daran, bestimmte Teile des Programms nach dem Festival erstmals oder auch erneut in ihrem Kino zu zeigen?
Auch Speisers Vorwurf, dass die Probleme nicht gemeinsam angegangen würden, läuft für den Festivalmacher ins Leere: „Wir haben auch immer wieder den Kontakt zu Programmkinobetreibern gesucht, um zu kooperieren. Denn wer auf der Parkinsel Lust auf einen Film bekommen hat, erzählt dies weiter. Wer hindert sie daran, bestimmte Teile des Programms nach dem Festival erstmals oder auch erneut in ihrem Kino zu zeigen?“
Wenn die Presse es früh genug erfahre, würde sie es sicher bei der breiten Berichterstattung über das Festival aufnehmen. Auch der Vorwurf, sein Filmfest würde den Programmkinos Filme wegnehmen, entbehre jeder Grundlage: „Im Gegenteil, ein Film wie beispielsweise ,Konklave‘ läuft seit Monaten erfolgreich im Kino. Wir zeigen ihn auch. Andere Filme aus unserem Programm fanden in der Region keine Leinwand. Nun zeigen wir sie, viele Wochen nach dem Kinostart. Damit füllen wir eine Lücke, die wir nicht exklusiv beanspruchen.“
Das Festival des deutschen Films werbe eher für die Kinos
Kötz betont, dass er die schwierige Lage der Kinos verstehe: „In den drei Wochen im Jahr, in denen wir stattfinden, nehmen wir vielleicht den umliegenden Programmkinos Zuschauer weg, vielleicht. Aber eher ist es umgekehrt: Wir werben für den Kinobesuch, werben dafür, dass unsere Besucher auch im Jahr über mal wieder ins Kino gehen, weil wir unserem Publikum nämlich ein Erlebnis bieten, das sie schon kaum noch kennen. Wir wissen aus Umfragen, dass rund 80 Prozent unserer Besucher nämlich sonst nie ins normale Kino gehen.“ Das Festival des deutschen Films werbe also eher – „und zwar gerne“ - für die Kinos. „Wir sehen sie nicht als Konkurrenz, sondern als Gleichgesinnte. Es ist schade, wenn Programmkinomacher ihre echten Freunde verkennen.“
Programmkinos haben sich verändert
Er habe große Sympathien für die Kinos und kenne die stets knappe wirtschaftliche Situation. In seiner Perspektive hätten sich viele Programmkinos von ihrer ursprünglichen Idee entfernt, dass das Publikum wie im Lieblingsrestaurant, der Stammkneipe oder beim Bäcker quasi blind auf die Qualität der Filmauswahl vertraue: „Früher ging man ins Programmkino und wusste gar nicht, was für ein Film läuft. Zu uns geht man ja auch nicht unbedingt, um einen bestimmten Film zu sehen, sondern vertraut auf die Kuratierung.“
Daher komme auch der Name Programmkino, im Kontrast zu den klassischen Erstaufführungstheatern, die am Tropf der Verleiher hingen. „Das Prinzip aus dem Kommerzkino haben die Programmkinos ein Stück weit übernommen – und sich damit ein wenig selbst bekämpft. Denn die Leute vertrauen nicht mehr dem Kino oder nutzen es als Ort, an den man gerne geht wie in eine Stammkneipe, sondern wollen einen bestimmten Film sehen.“ Damit stehe man dann wie die Mainstream-Häuser auch in Konkurrenz zu den Streaming-Diensten.
Richtig an Speisers Aussagen sei, dass das Risiko von Freiluft-Kinos enorm ist. „Auch wir gehen jährlich hohe wirtschaftliche Risiken ein beim Bau großer Zelte, und unser Freiluftkino ist auch exakt auf dieselbe Weise vom Wetter abhängig wie jedes andere Open-Air-Kino“, so Kötz. „Ich schaue zurzeit oft auf den Wetterbericht.“
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