Pandemie - Wegen Überlastung des eigenen Personals und zum Schutz der Patienten schließen sich die Türen für Freunde und Angehörige / Ausnahmefälle bei Todkranken und wenigen anderen

Ab Samstag keine Besucher mehr in Ludwigshafener Krankenhäusern

Von 
Stephan Alfter
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Personal am Limit: Die Behandlung von Corona-Patienten am Klinikum Ludwigshafen bringt Pflegekräfte an den Rand ihrer Belastbarkeit. © Klinikum Ludwigshafen

Ludwigshafen. Zu drastischen Maßnahmen greifen die Ludwigshafener Krankenhäuser aus Gründen der Patientensicherheit: Ab Samstag, 27. November, sollen keine Besucher mehr in die Kliniken kommen dürfen. Ausnahmen werden in wenigen Fällen gemacht, wenn es um die Verabschiedung eines todkranken Menschen geht. Hans-Friedrich Günther, Geschäftsführer des Städtischen Klinikums, und der Ärztliche Direktor Günter Layer rechtfertigten den Schritt am Donnerstag als absolut notwendig, da die Mitarbeiter am Limit ihrer Belastbarkeit angekommen seien. Sämtliche Besucher am Eingang zu testen, würde nach Darstellung Günthers zusätzlich etwa 20 Angestellte binden. Das erlaube die derzeitige Lage nicht mehr. Es gebe auch unter den Beschäftigten einen überdurchschnittlichen Krankenstand. Schließlich seien auch Pflegekräfte und Ärzte zu Hause für Kinder verantwortlich, die eventuell in Quarantäne müssten oder krank seien. Zudem seien in den vergangenen Tagen immer öfter Infektionen bei Patienten im Haus selbst vorgekommen, die man sich nicht gut habe erklären können.

Mitarbeiter am Limit

Der Verdacht liege nahe, dass diese von außen hereingetragen worden seien. Man beobachte, dass bei Besuchen der Patient meist keine Maske trage und der Freund oder die Angehörige den Mund-Nasenschutz ebenfalls nach Betreten des Zimmers ablege. „Wir müssen all unsere Kräfte und Energien auf die Behandlung unserer Patienten konzentrieren“, so der Klinikchef, der schon früh in der Pandemie die Sicherheit in seinem Verantwortungsbereich an die oberste Stelle gerückt hatte.

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Hintergrund der aktuellen Entscheidung, das Besuchsrecht derart einzuschränken, ist das Infektionsschutzgesetz, das Krankenhäuser zu Testungen der Besucher verpflichtet. Diese Testungen würden nach Worten der Ludwigshafener Klinikleitungen Kräfte binden, die für die kranken Menschen verloren gingen.

Im Städtischen Klinikum zählt man an einem normalen Wochenende etwa 500 Besucher pro Tag, so der Ärztliche Direktor Layer. Ludwigshafen folgt mit der Verhängung eines Besucherstopps dem Beispiel Mannheims, wo das Verbot seit Dienstag in Kraft ist. Im Gespräch ist das Klinikum während der Pandemie dauerhaft ebenso mit den anderen Maximal-Versorgern in der Pfalz. Die Einführung eines Besucherstopps sei abgesprochen, und sukzessive werden sich - je nach Lage - auch weitere Kliniken auf den Weg dahin machen, prophezeite Günther.

Beobachtbar vorsichtiger bei der Einschränkung der Rechte gehen indessen jene Hospitäler vor, die - wie das Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus in Speyer - eine große geburtshilfliche Abteilung haben. Die einzige Ludwigshafener Klinik, die beim Besucherstopp bisher nicht mitmacht, ist die BG Unfallklinik. Umgekehrt sind St. Marien und St. Annastiftkrankenhaus sowie „Zum Guten Hirten“ mit dem Schritt d’accord.

In Worms gehen die Entscheider derzeit noch weniger streng zur Sache. Seit Donnerstag gilt im Klinikum Worms die neue Besucherregelung 2Gplus, wie sie in der aktuellen Fassung des Infektionsschutzgesetzes festgeschrieben ist. Das bedeutet, dass Besuche ausschließlich für vollständig geimpfte und genesene Personen möglich sind. Zusätzlich muss vor jedem Besuch der Nachweis eines negativen Tests vorgelegt werden. Dies kann entweder ein Antigen-Test einer offiziell anerkannten Testeinrichtung (nicht älter als 24 Stunden) oder ein PCR-Test (nicht älter als 48 Stunden) sein.

Weiterhin gilt dort laut einer Mitteilung die Regelung: ein Besucher pro Patient und Tag zu den offiziellen Besuchszeiten täglich jeweils zwischen 11 und 13 Uhr oder zwischen 17 und 19 Uhr. Ausnahmeregelungen gelten bei der Begleitung von Schwerkranken oder Sterbenden, der Begleitung von Geburten sowie für Eltern, die ihre minderjährigen Kinder besuchen möchten.

„Wir haben kein Bett abgebaut“

Im Städtischen Klinikum in Ludwigshafen hat man auf der Intensivstation derweil die Kapazitätsgrenze erreicht. Günter Layer gibt an, während der Pandemie kein Bett abgebaut zu haben. In den 51 Intensivbetten des Klinikums lägen derzeit 40 Non-Covid-Patienten und elf mit einer Sars-CoV2-Infektion. Vier von ihnen seien an ein Ecmo-Beatmunsgerät angeschlossen. Layer sagte, dass er es bisher nicht erlebt habe, dass ein geimpfter Mensch ohne Vorerkrankung an Corona gestorben sei. Umgekehrt sei es vorgekommen, dass jüngere Gesunde, die nicht geimpft waren, mit dem Virus ins Grab gegangen seien. Die Lage sei ernst.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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