Ludwigshafen. Eine kühle Brise weht am Dienstagmorgen durch das Freibad am Willersinnweiher. Nicht unbedingt ideales Wetter für einen Freibadbesuch. Doch eine Handvoll Schwimmer scheint das nicht zu stören. Bereits um 7 Uhr tummeln sich die ersten im Wasser. Denn seit Dienstag hat die Anlage ihre Pforten wieder geöffnet.
Jutta Steinruck ist unter den Besuchern. „Ich bin so glücklich, dass wir aufmachen durften“, sagt die Oberbürgermeisterin. Die Stadtverwaltung war darauf vorbereitet und hatte gehofft, dass es irgendwann losgeht. „Ich bin eine Wasserratte“, verrät Steinruck und lacht. Die Badesachen hat Rathauschefin zwar daheim gelassen. Dennoch lässt sie es sich nicht nehmen, das Wasser zu testen. Steinruck zieht ihre Flipflops aus und betritt das Becken. „Das Wasser ist schön warm“, bemerkt sie.
Gabriele Müller lässt den Blick über die Anlage schweifen. „Der Andrang hält sich noch in Grenzen“, sagt die Betriebsstellenleiterin. Pro Zeitfenster können sich 800 Menschen in dem Friesenheimer Freibad aufhalten. 720 Tickets werden online verkauft. Aktuell dürfen sich 166 Menschen gleichzeitig im Schwimmerbecken aufhalten. Im Erlebnisbecken könne aktuell nur die Rutsche genutzt werden, so Müller.
Mit 68 Jahren Schwimmen gelernt
Viele Stammgäste ziehen an dem Vormittag ihre Bahnen. Zu ihnen gehört Ilona Michel. „Gott sei Dank ist wieder geöffnet“, sagt die Seniorin und strahlt über das ganze Gesicht. „Das finde ich ganz toll.“ Schwimmen gelernt habe sie erst mit 68 Jahren, und inzwischen hat sie sich zur Wasserratte entwickelt. Michel freut sich, wieder Bewegung zu haben und den Corona-Kilos den Kampf anzusagen.
„Ich komme so oft wie möglich“, verrät die 79-Jährige und lächelt. „Wenn das Wetter es zulässt, bin ich jeden Tag hier.“ Am liebsten schwimmt die Friesenheimerin früh am Morgen, um zu viel Ansturm auf die Becken zu vermeiden. Die Wassertemperatur lasse sich gut aushalten, sagt sie. Sie gehe stets zügig rein, verrät sie. „Dann ist es gut.“ Zwei Oppauerinnen, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchten, kommen ebenfalls jeden Tag her, um Muskeln aufzubauen und die Gelenke schonend zu trainieren. Die beiden Seniorinnen schwimmen immer eine Stunde. „Die Bahnen zu zählen bringt nichts“, sagt eine der beiden Frauen.
Gerda Schumacher hat kürzlich ihren 90. Geburtstag gefeiert und hält sich mit Schwimmen fit. „Jeden Tag bei Wind und Wetter“, sagt sie lachend, während sie sich im Wasser bewegt. Mit dem Sport möchte sie etwas gegen die Arthrose in den Knien tun. „Das Wasser ist wunderbar, das hat mir gefehlt.“ Schumacher kommt nicht nur aufgrund der Bewegung gern ins Bad am Willersinnweiher, sondern schätzt auch die Geselligkeit danach, etwa bei einer Tasse Kaffee mit anderen Besucherinnen.
Blies ab Montag wieder offen
Elisabeth Schitter verbindet mit der Anlage viele Erinnerungen. „Das ist unser Heimbad“, sagt sie. „Als Kinder sind wir schon hierher gekommen“, erzählt sie. Auch mit ihrem Sohn und den Enkeln war sie früher hier. Gerda Kremer freut sich ebenfalls, dass sie nun wieder die Chance zum Schwimmen hat. „Man vergisst alles um sich herum“, sagt die Ruchheimerin. „Für mich ist es das Highlight. Wenn ich morgens hier bin, bin ich gesund.“ Gabriel Seyl kommt ebenfalls regelmäßig. „Um meine Bahnen zu ziehen“, sagt der 23-Jährige. „Das Wetter geht“, sagt er und blickt kritisch nach oben. Tendenziell sei er eigentlich kein Morgenschwimmer, sondern schwimmt lieber nachmittags, sagt er und trocknet sich ab.
Das Erlebnisbecken im Freibad haben Erika Koppenhöfer und ihr Sohn an diesem Vormittag fast für sich allein. „Die Pandemie hat mich 20 Kilo gekostet“, gesteht sie und lacht. Sie macht gern Wassergymnastik. Zwei Stunden möchte sie an diesem Morgen im Wasser verbringen. „Die Eröffnung ist längst überfällig“, sagt Stefan Koppenhöfer. Seine Mutter fühlt sich wie ein Fisch im Wasser. „Es ist wie im Paradies.“
Mitglieder des Fördervereins Blies können an der Badestelle Blies ab Montag, 14. Juni, wieder schwimmen und auf der rund 12000 Quadratmeter großen Liegewiese entspannen. So ist auch die Kontaktrückverfolgung gewährleistet, sagt Erster Vorsitzender Hans-Jürgen Beringer. Los geht es ab 10 Uhr. Schluss ist um 18 Uhr.
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