Lampertheim. Nach einer Operation ist es für Seniorinnen und Senioren nicht immer so einfach, den Weg zurück in den Alltag, in die eigene häusliche Umgebung zu finden. Manche sind durch den Eingriff oder die Erkrankung eingeschränkt oder geschwächt und benötigen Übung, um wieder zurechtzukommen. Ein solches Training erhalten sie bei einer Behandlung, wie sie das Lampertheimer St.-Marienkrankenhaus mit seiner geriatrischen Station und Tagesklinik anbietet.
Viele Patienten können von dort anschließend wieder nach Hause zurückkehren und müssen nicht in ein Pflegeheim umziehen. Und gerade das fürchten viele ältere Menschen, wenn sie wegen einer akuten Erkrankung ins Krankenhaus müssen.
Das St.-Marienkrankenhaus verfügt über 30 Betten in der Inneren Medizin und 55 Betten in der Geriatrie, in der Tagesklinik stehen 30 Plätze zur Verfügung. Damit ist die Klinik, die seit über 120 Jahren an dem Standort in der Neuen Schulstraße besteht, bereits recht spezialisiert. Eine gute Voraussetzung, um auch nach der Krankenhausreform, die Bundestag und Bundesrat vor einigen Wochen beschlossen haben, weiter bestehen zu können.
Für eine bestmögliche Versorgung der Patienten
Mit der Reform soll eine Spezialisierung der Krankenhäuser in Deutschland erreicht werden. Nur noch wenige, große Kliniken sollen als Maximalversorger alle Disziplinen abdecken. Die Vielzahl der kleineren soll Schwerpunkte in der Behandlung setzen und somit zu Experten auf einigen wenigen Gebieten werden. Dadurch sollen auch die Patienten sicher gehen können, jeweils bestmöglich versorgt zu werden.
Diesen Ansatz verfolgen die Verantwortlichen für das kleine Lampertheimer Krankenhaus schon seit langer Zeit, er war eine gewisse Konstante in den vergangenen Jahren, in denen Trägerschaft und Kooperationen mehrfach wechselten. Und auch jetzt ist klar: Sowohl Spezialisierung als auch Qualifizierung sind für das Fortbestehen der Klinik notwendig.
Info: Krankenhausreform
- Der Bundestag hat die Krankenhausreform, für die Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sich vehement eingesetzt hat, am 17. Oktober beschlossen. Der Bundesrat hat das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz, so der offizielle Name, am 22. November gebilligt.
- Ziel ist es laut Bundesgesundheitsministerium die Behandlungsqualität in Kliniken zu verbessern und die flächendeckende medizinische Versorgung auch im ländlichen Raum zu stärken.
- Außerdem sollen die Kliniken von Bürokratie und wirtschaftlichem Druck entlastet werden.
- Die Finanzierung der stationären Versorgung wird grundlegend verändert.
- Es werden 65 sogenannte Leistungsgruppen mit bundeseinheitlichen Qualitätskriterien eingeführt. Ziel ist es, dass Leistungen ab 2029 möglichst nur noch in solchen Krankenhäusern erbracht werden, die auch das dafür nötige Personal haben und entsprechend ausgestattet sind. So soll auch die Qualität der Behandlung gesichert werden.
- Dort, wo keine Fachärzte für eine ambulante Behandlung zur Verfügung stehen, sollen Kliniken als sogenannte Level-1i-Krankenhäuser eine fachärztliche Versorgung sicherstellen.
- Statt Fallpauschalen gibt es künftig eine Vorhaltevergütung, die den Betrieb sicherstellt.
- Kosten von Tarif- und weiteren Kostensteigerungen werden voll refinanziert.
Das sieht auch Czaba Reich so. Er ist der Chefarzt der Geriatrie. Ihm ist nicht bange vor der Krankenhausreform. Im Gegenteil: Er hofft, dass sie dazu führt, dass sein Fachgebiet noch weiter ausgebaut werden kann. „Wir haben uns in den vergangenen Jahren, ja Jahrzehnten eine gewisse Attraktivität erarbeitet“, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Inzwischen habe die Klinik ein großes Einzugsgebiet. Patienten würden aus Kliniken in Darmstadt, Mannheim, Heppenheim, Heidelberg, Ludwigshafen, Worms oder Frankenthal zugewiesen. Für manche sei auch ausschlaggebend, dass es eine Dialysestation im Haus gibt, so dass beide Therapien unter einem Dach wahrgenommen werden können.
„Geriatrie ist eine ganzheitliche Behandlung, wir sehen den gesamten Menschen“, sagt Reich. Viele Patienten, die im St.-Marienkrankenhaus behandelt werden, kommen mit klassischen Altersbeschwerden wie einem Oberschenkelhalsbruch oder einer Fraktur des Hüftgelenks, der Schulter oder der Wirbelsäule. Schlaganfallpatienten machen laut Reich etwa ein Viertel der zu Behandelnden aus.
Wenn die akute Versorgung abgeschlossen ist, können sie in die Tagesklinik wechseln. Dort bekommen sie zwei Einzel- und eine Gruppentherapieeinheit am Tag und erleben Gemeinschaft mit gemeinsamen Mahlzeiten und Aktivitäten. Täglich überzeugt sich ein Arzt vom Fortschritt der Behandlung, Reich macht einmal in der Woche Chefarzt-Visite. „Wir sind ein gutes Team mit bewährten Therapeuten“, lobt der 58-Jährige seine Kolleginnen und Kollegen. Neben dem klassischen Pflegepersonal sind das in der Altersmedizin auch Physio-, Ergo- und Musiktherapeuten sowie Logopäden und Psychologen.
Das Haushaltstraining gehört beispielsweise zum Programm der Tagesklinik. Da wird gemeinsam gekocht oder gebacken. So beispielsweise vor Weihnachten, als für den Besuch eines Kinderchores Plätzchen gebacken wurden.
Auch wenn aktuell zwei Therapeutenstellen frei sind, bemühten sich doch alle, die Patienten so gut wie möglich zu betreuen. Allerdings gebe es immer wieder hohe Krankenstände. „Darunter leiden dann alle, die Patienten, die Angehörigen und auch das Personal“, so Reich. In der Ärzteschaft seien derzeit alle Stellen besetzt.
Corona ist nach wie vor ein Thema in der Lampertheimer Klinik
Und auch Corona macht dem Krankenhausalltag immer wieder einen Strich durch die Rechnung, wie der Chefarzt berichtet. An Covid-19 erkrankte oder positiv getestete Patienten müssen nach wie vor isoliert werden - für mindestens sieben Tage und egal, ob sie Symptome haben oder nicht. Bettnachbarn, die selbst nicht positiv sind, müssen für fünf Tage abgeschottet werden. Das beeinträchtige die Rehabilitation, da die Patienten in dieser Zeit ihre Zimmer nicht verlassen und die Therapieräume nicht betreten dürfen. Dadurch verlängere sich ihr Aufenthalt. Im Schnitt seien aktuell drei bis vier Patienten positiv.
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