Mobilität

Busverkehr in Lampertheim wird optimiert

Von 
Susanne Wassmuth-Gumbel
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Lampertheim gibt die Verantwortung für den Linienbusverkehr an den Kreis zurück, nachdem dieser die Stadt dazu aufgefordert hatte. Kleinere Busse werden Haltestellen in der Kernstadt außerhalb der Stoßzeiten nach Bedarf anfahren. © Berno Nix

Lampertheim/Heppenheim. Jetzt ist es unter Dach und Fach: Ab 15. August nächsten Jahres ist wieder der Kreis Bergstraße für den Busverkehr in Lampertheim und seinen Stadtteilen zuständig. Landrat Christian Engelhardt (CDU) und Bürgermeister Gottfried Störmer (parteilos) haben gemeinsam mit Michael Winnes, dem Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar (VRN), eine entsprechende Kooperations- und Finanzierungsvereinbarung unterzeichnet. Da die aktuellen Verträge bis Mitte August 2025 laufen, findet der Wechsel nicht gleichzeitig mit dem Fahrplanwechsel statt.

Fahrt auf Abruf

Im Ausschreibungsverfahren für den Busverkehr in Lampertheim werden zwei Lose vergeben: Der Buslinienverkehr (Los 1) umfasst ab August 2025 die heutigen Linien 601 (HofheimRosengarten – Lampertheim-Bahnhof und zurück), 602 (HüttenfeldNeuschloß – Lampertheim-Bahnhof – Schulzentrum West und zurück) und 605 (NeuschloßLampertheim Pestalozzischule und zurück) sowie die auf den Linien 603 und 604 erforderlichen Fahrten als Zubringer für Bahnpendler und im Schülerverkehr.

Ergänzend zu den Linienfahrten wird im Kernstadtbereich ein On-Demand-Verkehr (Los 2) eingerichtet, der sich an den heutigen Linien 603 und 604 orientiert (Biedensand, Europabrücke, Seniorenwohnheim), aber linien- und fahrplanungebunden erfolgt. Auf der VRN-Flexline kommen bis zu drei Kleinbusse mit bis zu acht Fahrgastsitzen zum Einsatz, die per App oder telefonisch geordert werden können.

Die Kosten für den Linienverkehr trägt der Kreis, die für den On-Demand-Verkehr die Stadt.

Damit ist die Rückübertragung der Aufgabenträgerschaft an den Kreis und den VRN, wie es offiziell heißt, besiegelt. Der Kreisausschuss hatte dieser Übertragung im Juni zugestimmt. Die ausgearbeiteten Verträge hatte die Lampertheimer Stadtverordnetenversammlung in ihrer Sitzung im Juli abgesegnet (wir haben berichtet).

Den Beschluss, den Betrieb der Buslinien wieder an den Kreis und den VRN zurückzugeben, hatte das Stadtparlament bereits im Oktober 2023 gefasst. Die Fraktionen von CDU, Grünen und FDP hatten damals für die Rückübertragung gestimmt – vor allem in der Hoffnung, dadurch Geld einsparen zu können. Die SPD hatte das Ansinnen abgelehnt. Die Sozialdemokraten befürchten Verschlechterungen im städtischen Busverkehr und dass Lampertheim dann nicht mehr so mitgestalten kann wie bisher. Auch die Stadtverwaltung mit Bürgermeister Gottfried Störmer an der Spitze war dagegen, den Busverkehr an den Kreis zurückzugeben, auch sie befürchtete Verschlechterungen.

„Es war in der Tat ein langer Prozess“, sagte Bürgermeister Gottfried Störmer beim Pressegespräch. Natürlich falle es schwer, sich von der eigenen städtischen Gesellschaft zu trennen, mit der der Busverkehr in Lampertheim viele Jahre gut funktioniert habe. Er hoffe sehr, dass sich das Bus-Angebot in Lampertheim nicht verschlechtert, so Störmer. Landrat Engelhardt sicherte zu, dass Lampertheim weiterhin an der Planung beteiligt werde.

VRN will Überschneidungen im Linienverkehr prüfen

„Wir wollen die Verkehre so aufrechterhalten, wie sie in den vergangenen Jahren aufgebaut wurden“, sagte VRN-Geschäftsführer Winnes anlässlich der Vertragsunterzeichnung. Er freue sich, dass endlich ein Schlusspunkt unter die langwierigen Verhandlungen gesetzt werden konnte. Dass Kreis und VRN das Lampertheimer Linienbündel übernehmen, gebe dem Verkehrsverbund „mehr Möglichkeiten, den Regionalverkehr insgesamt zu optimieren“. Schließlich gebe es bei den städtischen Linien, die die Ortsteile anfahren, Überschneidungen mit den Linien, für die der Kreis schon jetzt zuständig ist.

Der Verkehr zwischen Lampertheim und den Stadtteilen wird in das Linienbündel Ried integriert. Dann können sowohl das Linienbündel für die Kernstadt als auch das für die Stadtteile gemeinsam in einer Vergabeausschreibung veröffentlicht werden. Da für die Vergabe Fristen einzuhalten sind, zeigte sich Winnes froh, dass nun alles geregelt ist. In den kommenden zwei Wochen solle die Ausschreibung veröffentlicht werden. Der VRN-Geschäftsführer hofft, dass sich dann ausreichend Unternehmen auf die Vergabe bewerben. „Immer weniger Busunternehmen beteiligen sich an solchen Ausschreibungen“, weiß er aus Erfahrung. Landrat Engelhardt wies darauf hin, dass die Situation im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) generell schwieriger werde, weil auch hier Geld fehle. „Es ist eine Herausforderung“, stellte er fest und berichtete von Regionen, in denen der Nahverkehr bereits reduziert werde.

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Über die Ausgestaltung der Fahrpläne hat der Umwelt-, Mobilitäts- und Energieausschuss des Lampertheimer Stadtparlaments in seiner jüngsten Sitzung am vergangenen Donnerstag beraten. Geplant ist, so Bürgermeister Störmer, dass auf den innerstädtischen Linien nur zu den Stoßzeiten im Berufs- und Schulverkehr feste Abfahrtszeiten definiert werden. Den Rest des Tages sollen die Busse nach Bedarf und auf Bestellung fahren. Hier kommt dann die VRN-Flexline zum Einsatz, die der Verbund beispielsweise schon in Landau betreibt.

Bei diesem On-Demand-Konzept gibt es ein dichteres Netz von Haltestellen, die aber nur angefahren werden, wenn per App ein Bedarf angemeldet wird. Wer also dann – außerhalb der Hauptverkehrszeiten – den Bus benutzen möchte, muss ihn mit dem Smartphone anfordern. Das sollen dann auch mobilitätseingeschränkte Menschen mit Rollstuhl nutzen können, da die Flotte mit entsprechenden Kleinbussen ausgestattet wird. Damit dürfte ein langgehegter Wunsch des Lampertheimer Behindertenbeirats in Erfüllung gehen, der schon seit Jahren ein behindertengerechtes Ruftaxi fordert.

Kommentar Verständlicher Ansatz

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Susanne Wassmuth-Gumbel
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Grundsätzlich ist der ÖPNV Angelegenheit des Kreises. Allerdings kann dieser den Kommunen gestatten, eigenständig den Linienverkehr in ihrem Ort zu organisieren. Dies war in Lampertheim in den vergangenen Jahren der Fall. Hier kümmerte sich die städtische Gesellschaft Verkehr und Tourismus Lampertheim (VTL) um Planung und Ausschreibung der Buslinien. Die Kommunalpolitik und der Fahrgastbeirat konnten so immer direkt Einfluss nehmen auf die Ausgestaltung des ÖPNV in der Stadt.

Redaktion Susanne Wassmuth-Gumbel ist stellvertretende Teamleiterin des Südhessen Morgen.

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