Nahverkehr

Fips in Mannheim, VRN flexline: Beliebte Busse auf Bestellung

Sie bringen ihre Fahrgäste individuell und auf Bestellung durch die Stadt, wenn sonst kein Bus und keine Bahn mehr fährt. "Fips" in Mannheim und Heidelberg sowie "VRN flexline" schreiben eine Erfolgsgeschichte

Von 
Bernhard Zinke
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Die On-Demand-Linien im ÖPNV wie beispielsweise Fips in Mannheim und Heidelberg erfreuen sich stark wachsender Beliebtheit. © Sophia Gehr

Rhein. Für den Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar (VRN), Moritz Winnes, ist die neue Bedarfslinie in Landau eine „absolute Erfolgsstory“. Die Linie fährt „on demand“, also auf Abruf, jetzt schon seit mehr als einem Jahr. Die Bilanz fällt durchweg positiv aus.

In Landau heißt das Angebot VRN flexline. In Mannheim und Heidelberg gibt dieses „On Demand“-Angebot ebenfalls. Hier heißt es FIPS (flexible individuelle Personen-Shuttle), fährt überall dann und dort, wo es keinen fahrplanmäßigen Öffentlichen Nahverkehr mehr gibt -und ist ähnlich erfolgreich.

Insgesamt fünf Sprinter mit umweltfreundlichem E-Antrieb sind in Landau für die VRN-flexline unterwegs. Im vergangenen Jahr haben die Autos rund 43 800 Fahrgäste auf 34 400 Fahrten transportiert. Tagsüber bindet die Linie drei Landauer Stadtteile an vier Haltepunkte in der die Innenstadt an, nach 21 Uhr ist sie im ganzen Stadtgebiet unterwegs.

VRN-flexline am häufigsten abends, nachts und am Wochenende genutzt

Mit Abstand am häufigsten genutzt werde die VRN-flexline in den Abend- und Nachtstunden sowie am Wochenende - eben dann, wenn die fahrplanmäßigen Busse nicht mehr verkehren, so Winnes. Immerhin rollen die E-Sprinter bis Mitternacht, von donnerstags bis samstags sogar bis drei Uhr nachts.

Fips und VRN flexline

  • Buchbar sind die individuellen Fahrten komfortabel mit eigenen Apps per Handy.
  • Sie heißen „VRN flexline“ in Landau oder „Fips – Personen-Shuttle“ bei der RNV für Mannheim und Heidelberg.
  • Über die Apps lassen sich Abfahrts- und Zielort, Abfahrtszeit, Anzahl der Fahrgäste und Hinweise zu Mobilitätseinschränkungen eingeben.
  • Fahrten sind aber auch telefonisch buchbar über 0621/465-4444 (Fips, Mannheim, Heidelberg) und 0621/1 07 70 77 (VRN-flexline, Landau). 

Buchbar ist der Service per Telefon oder über eine App, wobei die telefonische Bestellung eines Wagens unter einem Prozent liegt. 8000 Mal wurde die App bislang registriert. Das bedeutet, dass nahezu jeder sechste Landauer sich für den Service angemeldet hat. Mittlerweile nutzen rund 5000 Fahrgäste den Dienst monatlich.

Finanziert wird die flexline regulär - wie der restliche ÖPNV auch - durch die kommunalen Aufgabenträger, in diesem Fall die Stadt Lan-dau. Zunächst sei das Angebot im kommunalpolitischen Bereich - auch wegen seiner Kosten - umstritten gewesen, berichtete der Lan-dauer Verkehrsdezernent, Lukas Hartmann, gerade erst der Versammlung des Zweckverbands VRN.

Landau plant Ausweitung des Angebots

Mittlerweile reklamiere aber jede politische Gruppierung den Erfolg der Idee für sich. Weil der Zuspruch so groß ist, plant die Stadt Landau nicht nur die Ausweitung auf weitere Stadtteile, sondern auch die Anschaffung weiterer Fahrzeuge, um die Fahrgäste in den Nachfrage-Spitzenzeiten auch verlässlich transportieren zu können. Außerdem würden die Bedienzeiten auf rund um die Uhr ausgedehnt, wie Moritz Winnes erläutert.

Für Lukas Hartmann ist nach den Erfahrungen des ersten Jahres ein solcher On-demand-Verkehr eine ideale Ergänzung des Systems für die Randzeiten des Tages, aber vor allem auch für den ländlichen Raum, wo alle drei Stunden mal ein Bus vorbeischaut und ein bestellter Kleinbus, der die Wünsche mehrer Fahrgäste intelligent kombiniert, die Lösung vieler Mobilitätsprobleme auf dem Land. Zumal die Systeme wie flexline durch die kommunale Trägerschaft auch ganz normal ins Deutschland-Ticket eingebunden sind.

Die Zwischenbilanz aus Mannheim und Heidelberg für das System Fips klingt ganz ähnlich, wie ein Sprecher berichtet. Auch hier ist von einem Erfolgsmodell die Rede, das gleichwohl weder dem regulären ÖPNV noch dem Taxi-Gewerbe Konkurrenz machen wolle. Es gehe schlicht darum, die letzte Meile zu schließen.

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Es geht um die Feinerschließung von Quartieren, die Verbindung von verschiedenen, parallel laufenden Bus- oder Straßenbahnlinien. Fips wird auch dann attraktiv, wenn sich ein durchgängiger ÖPNV nicht wirtschaftlich darstellen lässt. Oder wenn beispielsweise die Topographie Standardbusse gar nicht erlaubt.

Fahrpreis ist im Deutschlandticket und Jugendticket BW enthalten

Insgesamt 18 Fips-Busse sind unterwegs und haben im vergangenen Jahr 55 000 Fahrgäste transportiert. Und ja, auch in Mannheim erfreue sich der Nacht-Fips allergrößter Beliebtheit. Immerhin lässt sich die Linie für die individuelle Fahrt in den Nächten von Freitag auf Samstag und Samstag auf Sonntag im gesamten Stadtgebiet bis fünf Uhr morgens nutzen.

Rund 3000 virtuelle Haltepunkte sorgen dafür, dass ein Zustiegspunkt meist nicht weiter als 150 Meter entfernt liege und die Wartezeit überwiegend nicht länger als zehn Minuten betrage. Auch hier gilt: Der Fahrpreis ist im Deutschlandticket oder dem Jugendticket BW enthalten. Es wird lediglich ein „Qualitätszuschlag von - je nach Bereich - ein bis zwei Euro fällig". Nachfragespitzen gibt es laut RNV in den Abend- und Nachtstunden, am Wochenende, aber auch im Berufsverkehr.

Heidelberg hat seit April seinen eigenen Fips. Angeschlossen sind hier aktuell die Stadtteile Rohrbach, Schlierbach und Ziegelhausen.

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