Ladenburg. Aus Neckargemünd ist Lisa Leins an einem sonnigen Vormittag mit ihrem Golden Retriever Hope nach Ladenburg gekommen. Sie lässt sich zeigen, wie die Wassersportart Stand Up Paddling (Sup) funktioniert. Sogar mit Hund. Doch bevor Hope - wie sein Frauchen samt Schwimmweste ausgestattet - mit aufs Brett darf, macht sich die Anfängerin auf dem Neckar - an das folgende Hochwasser war an diesem Tag noch nicht zu denken - allein mit dem schwimmenden Untersatz vertraut. Und zwar bei Marius Wenzel.
Der hat mit zwei Partnern einen Kanu-, Kajak- und SUP-Verleih eröffnet und übernimmt Anfang Juni auch das seit 2012 von „Flusswanderer“ Jörg Ringer gemietete Bootshaus am Freibad. „Wir haben es uns anders gewünscht, aber das zeigt den Leuten auch, wie facettenreich Wasser ist“, sagte Wenzel am Eröffnungstag am Sonntag über die Fluten, die die Pläne der beiden Männer etwas durchkreuzten.
Bereits zuvor hatte Wenzel über die Übernahme des Bootshauses gesagt, dass Jörg Ringer künftig mehr Zeit mit der Familie verbringen und deshalb beruflich andere Schwerpunkte setzen wolle. Als Faltboot-Koryphäe jedoch bleibe Ringer, der Wenzels Unternehmen als Nachfolgenutzerin der Stadt empfohlen habe, sowohl der Fachwelt als auch seiner bundesweiten Kundschaft erhalten. „Wir stehen in engem Kontakt mit ihm und wollen auch mit allen örtlichen Vereinswassersportlern ein gutes Verhältnis, um möglichst eine Community zu schaffen.“
Zentraler Anlaufpunkt für Ladenburg Clean Up
Während der Verein „Die Flusswanderer“ bestehen bleibt, wird Ringers bisherige Faltbootstation künftig auch zum zentralen Anlaufpunkt für die Aufräumaktion Ladenburg Clean Up. Als Organisator des Großreinemachens und Nachfolger von Fritz Lüns kennen viele Umweltbewusste den Berufsfotografen und Wassersportler Wenzel seit Frühjahr 2022.
Außerdem ist der ausgebildete Rettungsschwimmer seit Beginn der laufenden Saison bei der Stadt Ladenburg als DLRG-Wachgänger im Freibad angestellt. Während der Coronakrise hatte sich der Freiberufler gezwungen gesehen, sich geschäftlich der existenzbedrohenden Lage anzupassen. Kanusport war während der Lockdowns erlaubt. Und Kanuführer wie Wenzel waren plötzlich deutschlandweit gesuchte Leute. So fiel 2020 für ihn der Startschuss zum Aufbau des zweiten beruflichen Standbeins. Wenig später arbeitet er für einen der größten Paddelverleiher aus Süddeutschland.
„Ich paddele im Schnitt zwischen 600 und 1500 Kilometer im Jahr“, berichtet Wenzel, der 2017 von Dossenheim nach Ladenburg gezogen ist, im Gespräch mit dieser Zeitung während einer Sup-Kurspause. Mit im Boot sitzt an diesem Vormittag Sebastian Ockenfuss. Der Vizechef des „Flusswanderer“-Vereins ist ebenso Wenzels Geschäftspartner wie Benjamin Breit. „Wir haben uns zusammengetan, nachdem wir bei gemeinsamen Kanutouren festgestellt hatten, dass wir nicht nur als Freunde, sondern auch als Team harmonieren“, sagt Wenzel. Ihr gemeinsames Grundanliegen ist es, Anfänger zu befähigen, sicher auf dem Wasser unterwegs zu sein. Dazu gehören Paddeltechnik, Schwimmweste, Paddelsicherung, richtige Kleidung sowie auch hochwertige Boote und Boards.
„Wir arbeiten schon länger selbstständig zusammen, auch deutschlandweit als Subunternehmer für große Anbieter von Kanutouren, und jetzt haben wir Lust, das unter unserem Namen in der Region anzubieten“, erklärt Wenzel. Der Neckar lade geradezu zum Paddeln ein. „Er liegt direkt vor der Haustür, ist trotz Berufsschifffahrt in unserer Gefahreneinstufung relativ moderat und von den Strömungsverhältnissen eher angenehm leicht zu befahren, je nach Wind flussabwärts fast genauso wie -aufwärts.“
Wegen Hochwasser wohl erst ab Sonntag wieder Touren
Auslöser für Wenzels Wasserportbegeisterung und die nachfolgende Ausbildung ist ein Urlaub an der südfranzösischen Ardèche. „Da habe ich erlebt, was ein Wildfluss ist, und dass man etwas mehr Kenntnisse haben sollte, als das, was der Guide einem in zwei Minuten erklärt hat“, erzählt Wenzel. „Die Zeit, die es braucht, um Hinweise für Sicherheit und Technik zu geben, nehmen wir uns ausführlich“, betont der 36-Jährige. Der besondere Reiz des Kanupaddelns liegt für ihn darin, dass es ein gutes Ventil sei, um den Alltag hinter sich zu lassen und schnell in einen Entspannungsmodus zu kommen: „Du bist fünf Minuten auf dem Wasser und hast das Gefühl, schon eine Woche im Urlaub zu sein.“ Obendrein schätzt er neben dem sportlichen Effekt auch den besonderen Zugang zur Natur, nämlich „auf Augenhöhe“ mit Wildtieren.
Und was sagt Lisa Leins nach der Sup-Stunde? „Es war spannend, hat Spaß gemacht, und ich war bestimmt nicht zum letzten Mal hier.“ Vorerst aber schon, denn wegen des Hochwassers lassen die Guides derzeit noch niemanden aufs Wasser. Am Sonntag soll laut Wenzel bei voraussichtlich normalem Wasserstand wieder gepaddelt werden.
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