Stadtentwicklung

Komplexe Aufgaben: Beratungen über ehemaliges ABB-Areal in Ladenburg

Erste Ideen zur Zukunft des ehemaligen ABB-Areals in Ladenburg waren Thema in der Ratssitzung. Fest steht bisher: Die Hemmer-Halle bleibt erhalten

Von 
Peter Jaschke
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Die Hemmer-Halle, hier im November 2022, auf dem ehemaligen ABB-Areal ist für den Moro-Beirat als attraktiver Eingangsbereich zum neuen Quartier denkbar. © Peter Jaschke

Ladenburg. Elf Hektar. Das entspricht mehr als 15 Fußballfeldern. Eine Fläche solcher Größe ist das ehemalige ABB-Industriegelände entlang der Wallstadter Straße in Ladenburg. Das ist eine komplexe Aufgabe für eine Kleinstadt. Vor allem wenn es um nachhaltige Stadtentwicklung geht. Um die Zukunft von Wohnen und Gewerbe. Was wird nach dem 2022 erfolgten Abzug des namensgebenden Konzerns in fünf bis zehn Jahren aus dem Areal? Was aus der Hemmer-Halle von 1906, Bürogebäuden, Hallen und der früheren Betriebskantine? Wie viel Grün und Entsiegelung soll es sein? Und kommt die Straßenbahn?

Öffentliche Diskussion über Quartiersentwicklung am ABB-Gelände

Um dieses dicke Brett zu bohren, beteiligt sich die Stadt – ebenso wie Ilvesheim und Hirschberg – an einem bundesweiten Modellvorhaben der Raumordnung, kurz Moro (diese Redaktion berichtete). Es geht dabei um Impulse für flächensparendes Bauen in den drei Modellkommunen. Ein mit renommierten Planungsfachleuten aus Universitäten besetzter Beirat, dem aber auch Mitglieder der Gemeinderäte und Verwaltungen angehören, hat jeweils drei mögliche Entwicklungsideen für die eingebrachten Gebiete konzipiert. Die städtebaulichen Entwürfe fürs ABB-Gelände dienen am Mittwoch, 25. September, um 18 Uhr als Diskussionsgrundlage für die Sitzung des Ladenburger Gemeinderats, die zum Thema passend im Empfangsgebäude des ehemaligen ABB-Geländes stattfindet.

So sehen die Pläne für das ehemalige ABB-Areal aus © MM-Grafik

„Das ist dann der Startschuss zur öffentlichen Diskussion, der ein erstes Bild erzeugen soll, aber mitnichten die Botschaft enthält, dass es am Ende auch so gemacht wird“, betont Bürgermeister Stefan Schmutz. An den Ideen dürfe man sich „reiben“. Eine Bürgerbeteiligung soll folgen. Klar ist allen Beteiligten schon jetzt, dass durch die Quartiersentwicklung Innen- und Weststadt besser als bisher verbunden werden sollten.

Ein „Erschließungs- und Freiraumgerüst“ empfiehlt der Beirat für Stadträume in Geschossbauweise mit 60 bis 100 Wohneinheiten pro Hektar, „in denen man gerne lebt“. An der Hemmer-Halle, die erhalten bleibt, könnte eine „attraktive Eingangssituation“ entstehen. Von dort aus ist laut Informationsvorlage zur Ratssitzung (https://bit.ly/3XNkKPz) bei zwei Entwürfen eine parkartig gestaltete Wegeverbindung enthalten, die in den Stadtteil West führe. Entlang dieser zentralen Achse sind verschiedene Teilräume vorstellbar, die in unterschiedlicher Dichte und Ausformung für Wohnen, Gewerbe und Gemeinbedarf vorgesehen wären.

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Ein dritter Entwurf erhält mehr bestehende Hallen für eine Durchmischung von Gewerbe mit „baulichen Hochpunkten“ fürs Wohnen. Auch wenn viele weitere komplexe Fragen offen blieben, darunter die der Wärmeversorgung, sei das flächensparende Siedlungskonzept von Moro ein hilfreiches Geschenk, so Schmutz.

Wohnversorgung und Freiraumschutz

Er präsentiert dieser Redaktion vorab die Testentwürfe zusammen mit Regionalplanern aus Mannheim, die die Teilnahme an Moro angeregt und als eine von sieben Modellregionen im Land die Förderzusage des Bundes erhalten hatten. Sie kommen vom Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim (NBV), der für 18 Gemeinden in der Umgebung zuständig ist, und vom grenzübergreifend für eine abgestimmte Siedlungsentwicklung in 290 Kommunen mitverantwortlichen Verband Region Rhein-Neckar (VRRN).

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„Wir wollen in allen drei Kommunen schauen, wie es in konkreten Projekten bei enger Kooperation mit Verwaltung und Bürgerschaft gelingen kann, Wohnungsnot, Wohnungsversorgung und Freiraumschutz zu verzahnen“, sagt Martin Müller (NBV). Claus Peinemann (VRRN) fügt hinzu, dass es auch darum gehe, „anhand der drei Beispiele zu testen, wie sich Dialogprozess und Vorgehen gut auf anderen Kommunen übertragen“ ließen. In Ladenburg wurden auf Basis der Empfehlungen aus dem Beirat städtebauliche Entwürfe erstellt, die dann weiterentwickelt worden waren. Als städtische Tochter war auch die Stadtentwicklungsgesellschaft Ladenburg mit Beiträgen zur Verkehrserschließung und Organisation des ruhenden Verkehrs beteiligt, die in den Entwürfen berücksichtigt sind.

Nach Auskunft der Regionalplaner verfolgt das fürs Aktionsprogramm zuständige Bundesinstitut für Bau-Stadt- und Raumforschung „mit großer Neugier, wie sich das Bewusstsein für flächensparendes Bauen schärfen lässt und wie die Lösungen aussehen, die vor Ort akzeptiert werden“. In der Metropolregion Rhein-Neckar herrsche hoher Nachfragedruck nach Wohn- und Gewerbeflächen. Zugleich sei Freiraumschutz dringend notwendig. Deshalb sollen neue Wohngebiete künftig „kompakter geplant“ und flächensparende Konzepte „möglichst nah an kommunale Entscheidungswege herangebracht“ werden.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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