Ladenburg. Dass Mieteinnahmen dabei helfen, das ehemalige ABB-Areal in Ladenburg irgendwann ab den 2030ern fit für die Zukunft zu machen, betont Peter Müllerleile oft. Das hat der Chef der Stadtentwicklungsgesellschaft auch am Dienstagabend getan: Beim Startschuss zur öffentlichen Diskussion über die Nutzung der bisherigen Industrie- und Gewerbefläche entlang der Wallstadter Straße betont der Geschäftsführer, aber auch Wegweisendes. „Das Modellvorhaben für flächensparenden Wohnungsbau in der Region bringt uns und die Bevölkerung in die gute Situation, Ideen zu diskutieren und sich in einem frühen Stadium einzubringen.“
Wie gering das öffentliche Interesse an diesem Thema mit sperrigen Begriffen wie Modellvorhaben Raumordnung (MoRo) noch ist, aber auch welche Hoffnungen und Bedenken dessen gleichwohl spannenden Inhalte hervorrufen, zeigt der Infoabend des Nachbarschaftsverbands Heidelberg-Mannheim (NBV) auf. Rund 40 Teilnehmende finden sich im Domhof ein.
Dabei birgt die geplante Umwandlung von der gewerblichen Bebauung mit hohem Versiegelungsgrad in eine wesentlich umweltfreundlichere Wohn- und Mischnutzung Zündstoff. So ist angedacht, die Lärmschutzwand, die durch den Wegfall störenden Gewerbes hinfällig wäre, sowie eine Garagenreihe im Neubaugebiet Matzgärten zu entfernen.
Schließlich stimmen alle drei vorgelegten „Testentwürfe“ (NBV), die nun als Diskussionsgrundlage dienen, darin überein, die „einmalige Chance zu nutzen“, städtebaulich eine Verbindung zwischen Stadtteil West und Altstadt herzustellen. Da wären Garagen als Querriegel eher hinderlich. Die Planer bevorzugen „gemeinsame Quartiersgaragen“.
Ein weiterer heikler Punkt ist wirtschaftlicher Art. Ein Betriebsinhaber macht sich Sorgen: „Wir haben auf dem Areal 100 Arbeitsplätze. Wären die dann weg?“ Eine Einwohnerin findet es außerdem „schwierig, jetzt schon wieder ein Wohnbaubaugebiet zu erschließen, wo doch Ladenburg auch eine Arbeitsstadt ist“.
Von Fachleuten vorgelegte Pläne sind „nicht in Stein gemeißelt“
Für Bürgermeister Stefan Schmutz und die NBV-Planer aus Mannheim, die sonst für den regionalen Flächennutzungsplan zuständig sind, sind solche Anregungen zu diesem frühen Zeitpunkt Gold wert. Die von den Fachleuten vorgelegten Pläne seien „nicht in Stein gemeißelt“. In drei Varianten nehmen sie bereits verschiedene „Denkrichtungen“ auf, die es in den kommenden Jahren noch zu verfeinern gelte, bevor der Gemeinderat einen Bebauungsplan beschließt.
ABB-Areal und MoRo
- Ladenburg ist – neben Ilvesheim und Hirschberg – Pilotkommune dieser Region bei dem mit Bundesmitteln geförderten Modellvorhaben Raumordnung (MoRo) zum flächensparenden Wohnungsbau.
- In Zusammenarbeit von örtlichen Akteuren aus Verwaltung und Rat sowie externen Stadtplanern sind fürs ehemalige ABB-Areal westlich der Wallstadter Straße drei „Testentwürfe“ entstanden, die die weitere öffentliche Diskussion über die Entwicklung der Elf-Hektar-Fläche anregen sollen.
- Für Bürgermeister Stefan Schmutz ist das „eine Chance, für ein Stück Zukunft wertvolle Ideen zu erhalten, die uns nichts kosten“.
„Wir machen jetzt noch die Nordstadt, müssen aber auch jetzt schon Zukunft definieren“, so Schmutz. Die Beteiligung der Stadt als Modellkommune am Bundesforschungsprogramm MoRo sei „eine Chance, wertvolle Ideen zu erhalten, die uns nichts kosten“. Wie mehrfach berichtet, haben NBV und Verband Region Rhein-Neckar 200 000 Euro an Bundesmitteln erhalten und neben Ladenburg auch Ilvesheim und Hirschberg als Modellkommunen ausgewählt. Überall geht es um Impulse für flächensparendes Bauen. Ein mit Planungsfachleuten aus Universitäten besetzter Beirat, dem auch Mitglieder der Gemeinderäte und Verwaltungen angehören, hat jeweils drei Entwicklungsideen für die Gebiete konzipiert.
Was wird aus der Hemmer-Halle von 1906? Sie wird in allen drei Entwürfen als potenzielle Kultur- oder Gaststätte angesehen. Offen ist, was mit Bürogebäuden, der prägenden Werkshalle mit dem Sägezahndach und der früheren Betriebskantine geschieht. Wie viel Grün soll es sein? Und kommt in zehn bis 20 Jahren die Straßenbahn aus Mannheim? Bei der Diskussion der ausgehängten Entwürfe in Ladenburg kommen weitere Fragen auf: Wie lässt sich die Bahnlinie für Rad- und Fußverkehr besser überwinden als bisher? Ist eine Über- oder Unterführung möglich, oder wird ein früher bestehender Durchgang reaktiviert? „Das ist eine zentrale Überlegung“, sagt Stadtplaner Thomas Müller.
Viel Sympathie, so Müllers Eindruck, finde an diesem Abend die Variante 3 (V3) namens „moderne Altstadt“ mit kleinteiliger und heterogener Baustruktur, vielen kleinen Investoren. Der Entwurf sehe eine „urbane Mitte mit unterschiedlichen Freiraumqualitäten“ vor sowie eine Mischnutzung aus Wohnen und Gewerbe sowie Dienstleistungen für Gesundheit und Pflege. V3 sieht 284 Wohneinheiten auf drei der elf Hektar Fläche und Gewerbe auf gut vier Hektar vor. Die anderen beiden weisen zwischen 323 (V1) und 349 Wohneinheiten (V2) auf rund vier Hektar auf. Die Gewerbeflächen hätten eine Größe zwischen 3,91 (V2) und 4,4 Hektar (V1).
Die Entwürfe sind hier einsehbar.
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