Im Zuge von Bauarbeiten an der A 5 zwischen den Anschlussstellen Ladenburg und Heddesheim/Hirschberg sind in den vergangenen Tagen mehrere nahezu erntereife Weizenfelder mit Bulldozern niedergewalzt worden. Das hat eine Sprecherin der Autobahn GmbH auf Anfrage dieser Redaktion bestätigt. Die Größe der Fläche wird mit 21 000 Quadratmetern angegeben.
Diakon Tomas Knapp von der katholischen Seelsorgeeinheit Ladeburg-Heddesheim traute seinen Augen nicht, als er Anfang der Woche auf der Autobahn von Ladenburg nach Weinheim fuhr und die Erdarbeiten sah. Er setzte sich deshalb später aufs Rad, um sich das Ganze aus der Nähe zu betrachten. „Da wurden mehrere Tonnen Weizen vernichtet“, klagt er. Sicher werde die Fläche für Baumaßnahmen benötigt. „Aber man hätte auch noch warten können, bis die Felder abgeerntet sind.“
Das schreibt die Autobahn GmbH
Im Auftrag der Autobahn GmbH Niederlassung Südwest saniert eine Baufirma derzeit einen rund 6,5 Kilometer langen Streckenabschnitt auf der A 5 zwischen der Anschlussstelle Ladenburg und dem Autobahnkreuz Weinheim. Dabei wird die Beton-Fahrbahn in Fahrtrichtung Frankfurt grundhaft erneuert. Zusätzlich werden neue Schutzplanken aus Stahl am rechten Fahrbahnrand installiert. Die Maßnahme umfasst zusätzlich die Sanierung der Zu- und Abfahrt des ParkplatzesWachenburg, die Erneuerung des Beschleunigungs- und Verzögerungsstreifens und der Rampen der Anschlussstelle Hirschberg (Ost) sowie die Sanierung von mehreren Unterführungen auf der Strecke. Die Bauarbeiten werden voraussichtlich im Oktober 2022 abgeschlossen.
Die ersten Planungen für die Fahrbahnerneuerung auf der A 5 begannen 2019 beim Regierungspräsidium Karlsruhe und wurden ab 01.01.21 von der Autobahn GmbH Niederlassung Südwest fortgeführt. Vom 3. Quartal 2021bis zum 1. Quartal 2022 wurde bereits in Fahrtrichtung Heidelberg die Beton-Fahrbahn der A 5 zwischen Kreuz Weinheim und Anschlussstelle Ladenburg saniert.
Als Auftraggeberin ist die Autobahn GmbH Niederlassung Südwest für die Planung und Ausschreibung der Maßnahme sowie die Beauftragung von Baufirmen und Dienstleistern verantwortlich. Die Einhaltung gesetzlicherVorgaben, wie zum Beispiel des Naturschutz- und des Bodenschutzgesetzes, wird durch die Autobahn GmbH Niederlassung Südwest vertraglich vorgegeben und während der Umsetzung überwacht. In der Verantwortung der beauftragten Baufirma liegt die Umsetzung der Baumaßnahmesowie die dafür notwendige Beschaffung personeller und materieller Ressourcen sowie eventuell benötigter Flächen.
Bei der aktuellen Maßnahme auf der A 5 hat die ausführende Baufirma entschieden, den benötigten Beton nicht in einem Werk produzieren und anliefern zu lassen, sondern vor Ort selbstherzustellen. Dies hat folgende Vorteile: Da für Fahrbahnerneuerungen bestimmte Witterungsbedingungen (Temperatur und Trockenheit) notwendig sind, kann bei einer Produktion vor Ort umgehend reagiert werden. Die unnötige Produktion von Beton wird somit vermieden.Durch die kurzen Transportwege von der mobilen Mischanlage zur Baustelle kann zeiteffizienter und damit wirtschaftlicher gearbeitet werden. Außerdem wird die Betonqualität durch die kurzen Transportwege (Verarbeitungstemperatur) sichergestellt. Auch die Belastungenfür Autobahn-NutzerInnen und Anliegergemeinden im nachgeordneten Verkehrsnetz werden durch den reduzierten Baustellenverkehr erheblich reduziert. Ein weiterer Vorteil: der verringerte Co2-Ausstoß, der durch die kurzen Transportwege entsteht. Immerhin werdenfür die 6,5 km lange Strecke ungefähr 50.000 Tonnen Beton verarbeitet. 20 LKWs sind während der rund 20 Tage, an denen der Beton verlegt wird, fortlaufend im Einsatz.
Der Platzbedarf für ein mobiles Betonwerk ist anlagenspezifisch unterschiedlich. Bei der konkreten Baumaßnahme auf der A 5 ist durch die ausführende Baufirma geplant, in der Nähe derAnschlussstelle Ladenburg zwei Mischanlagen aufzustellen, die zusammen einen Platzbedarf von ca. 16.000 m² benötigen. In dieser Kalkulation sind neben den eigentlichen Anlagen die Lagerung der Zuschlagsstoffe für die Betonherstellung (Gesteinskörnung, Zement)sowie der für die Arbeitsvorgänge vor Ort benötigte Platz berücksichtigt. Es wird eine Mischanlage für Unterbeton und eine für Oberbeton aufgestellt – so kann der Beton schneller hergestellt und eingebaut werden als bei einer Anlage, die beide Betonarten produziert.Um die temporär genutzte Fläche nach Abschluss der Baumaßnahme wieder landwirtschaftlich nutzen zu können, wird der nährstoffreiche und damit sehr wertvolle Oberboden abgetragen und zwischengelagert. In der Summe wurde durch die Baufirma deshalb eine Flächevon ca. 21.000 m² abgetragen. Diese Fläche wird nach Abschluss der temporären Nutzung wieder aufwändig hergerichtet, u. a. gelockert, bevor der Oberboden wieder aufgetragen wird. Danach wird die Fläche wieder normal für die landwirtschaftliche Nutzung zurVerfügung stehen.
Bei der Planung von Baumaßnahmen berücksichtigt die Autobahn GmbH Niederlassung Südwest eine Vielzahl von Faktoren. Die AnwohnerInnen der Anliegergemeinden sollen in puncto Lärm undVerkehr möglichst wenig belastet werden. Auch BerufspendlerInnen und Ferienreisende sollen durch notwendige Verkehrseinschränkungen sowie wenig wie möglich betroffen werden. Zusätzlich sind für Baumaßnahmen auch Umweltschutzaspekte – wie zum Beispiel Fristenfür Rodungsmaßnahmen - oder notwendige witterungsbedingte Rahmenbedingungen von der Autobahn GmbH Niederlassung Südwest zu berücksichtigen. Neben warmen und trockenen Witterungsbedingungen bieten die Sommermonate auch den Vorteil, dass durch die volle Ausnutzungdes Tageslichts eine insgesamt schnellere Fertigstellung von Maßnahmen möglich ist.
Unter Berücksichtigung all dieser sowie der weiter oben genannten gesetzlichen Rahmenbedingungen schreibt die Autobahn GmbH Niederlassung eine Gesamtmaßnahme aus. Die konkrete Terminierungder zur Umsetzung erforderlichen Einzelmaßnahmen liegt in der Projektverantwortung der ausführenden Baufirma. Diese benötigt für Materialbeschaffung, Maschinen, Logistik, Personaleinsatz etc. einen gewissen Vorlauf, um einen reibungslosen Ablauf zugewährleisten und die Einschränkungen für AnwohnerInnen, VerkehrsteilnehmerInnen und Umwelt so gering wie möglich zu halten. Die Rücksichtnahme auf variable Termine wie Erntemaßnahmen ist dabei nicht immer möglich. So ist bei günstiger Witterung eine frühere Getreideernte möglich, bei Regenfällen kann diese sich um mehrere Wochen verschieben.
Trotz der genannten Gründe bedauern wir als Autobahn GmbH Niederlassung Südwest sehr den entstandenen Verlust des Getreides.
Rund 6,5 Kilometer Streckenabschnitt auf der A 5 werden saniert
Auf Nachfrage informiert die Pressesprecherin der Autobahn GmbH Niederlassung Südwest ausführlich über diese Baumaßnahme. Eine Firma saniere derzeit einen rund 6,5 Kilometer langen Streckenabschnitt auf der A 5 zwischen der Anschlussstelle Ladenburg und dem Autobahnkreuz Weinheim. „Dabei wird die Beton-Fahrbahn in Fahrtrichtung Frankfurt grundhaft erneuert“, schreibt sie. Als Auftraggeberin sei die Autobahn GmbH Niederlassung Südwest für die Planung und Ausschreibung der Maßnahme verantwortlich. Sie gebe die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben wie zum Beispiel des Naturschutz- und des Bodenschutzgesetzes vertraglich vor und überwache sie während der Umsetzung. In der Verantwortung der beauftragten Baufirma liege dagegen „die Umsetzung der Baumaßnahme sowie die dafür notwendige Beschaffung personeller und materieller Ressourcen sowie eventuell benötigter Flächen“.
Bei der aktuellen Maßnahme auf der A 5 habe die ausführende Baufirma entschieden, den benötigten Beton nicht in einem Werk produzieren und anliefern zu lassen, sondern ihn vor Ort in zwei Mischanlagen selbst herzustellen. Durch die kurzen Transportwege von hier zur Baustelle könne zeiteffizienter und damit wirtschaftlicher gearbeitet werden. Die Belastungen für Autobahn-Nutzer und Anliegergemeinden werde durch den reduzierten Baustellenverkehr erheblich verringert.
Um die temporär genutzte Fläche nach Abschluss der Baumaßnahme wieder landwirtschaftlich nutzen zu können, wird der nährstoffreiche und damit sehr wertvolle Oberboden abgetragen und zwischengelagert. In der Summe habe die Baufirma deshalb eine Fläche von rund 21 000 Quadratmetern abgetragen. Diese Fläche werde anschließend wieder aufwendig hergerichtet, unter anderem gelockert, bevor der Oberboden wieder aufgetragen wird. Ziel der jetzt gewählten Vorgehensweise sei es, Verkehrseinschränkungen zu minimieren und Umweltschutzaspekte – wie zum Beispiel Fristen für Rodungsmaßnahmen – zu berücksichtigen. „Die Rücksichtnahme auf variable Termine wie Erntemaßnahmen ist dabei nicht immer möglich“, teilt die Pressesprecherin der Autobahn GmbH mit: „Trotz der genannten Gründe bedauern wir sehr den entstandenen Verlust des Getreides.“
„Aus ethischen Gründen halte ich (und nicht nur ich) diese Vorgehensweise für äußerst fragwürdig, zumal uns die Politik zum rechten Umgang mit Lebensmitteln anhält“, kritisiert Diakon Tomas Knapp, und damit steht er nicht alleine. Auf den Vorfall angesprochen, schreibt die Wahlkreisabgeordnete Franziska Brantner (Bündnis 90/Grüne): „In Zeiten von steigenden Preisen und globaler Weizenknappheit müssen wir besonders achtsam mit Lebensmitteln umgehen. Es ist ärgerlich, dass auf die Weizenernte in diesem Fall anscheinend keine Rücksicht genommen wurde.“
Ähnlich äußert sich auch Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU): „Es ist für mich unverständlich, warum hier nicht sensibler agiert wurde.“ Moralische Bedenken formuliert auch der Vorsitzende des Kreisbauernverbands Rhein-Neckar, Wolfgang Guckert: „Wenn man es vermeiden kann, erntereife Nahrungsmittel zu vernichten, sollte man es vermeiden.“
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ladenburg_artikel,-ladenburg-bagger-zerstoeren-zwei-hektar-weizenfelder-bei-ladenburg-_arid,1971022.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ladenburg.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heddesheim.html
[3] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/hirschberg.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Weizenvernichtung in Ladenburg ist ein Skandal