Soziales

Angebot für Bedürftige - Mobile Tafel kommt in die Region

Bald rollt ein Tafel-Mobil durch die Orte zwischen Neckar und Bergstrtaße. Dort können bedürftige Kunden Lebensmittel für einen geringen Preis bekommen. Was genau geplant ist

Von 
Peter Jaschke
Lesedauer: 
Auch aufgrund der Inflation können sich viele Menschen keine Lebensmittel mehr leisten. Bei einer Tafel zahlen die Kunden deutlich weniger. © dpa/Robert Günther

Neckar-Bergstraße. In Ilvesheim und Ladenburg besteht seit Längerem der Wunsch nach einer Tafel. Das ist eine Stelle, die unter anderem Lebensmittel, die im Handelskreislauf nicht mehr verwendet werden und zu vernichten wären, gegen geringes Entgelt an bedürftige oder armutsgefährdete Menschen abgibt. Ab Mitte Oktober ist es soweit: In enger Zusammenarbeit mit dem Regie führenden Mannheimer Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) soll ein Tafelmobil neben den beiden genannten Kommunen bald auch Heddesheim und weiterhin Schriesheim ansteuern. Dort ist das mobile DRK-Angebot 2015 erstmals in der Region entstanden, um Geflüchtete zu unterstützen.

Ehrenamtliche spielen in dem Konzept eine wichtige Rolle

„Toll, dass es diese Kommunen geschafft haben, zu einer gemeinsamen Idee zu kommen“, sagt die DRK-Kreisgeschäftsführerin Christiane Hammoudi. Ihre Organisation macht schon seit 20 Jahren Tafelarbeit. Hammoudi stellt derzeit in den jeweiligen Ratsgremien vor Ort das neue Angebot jeweils zusammen mit dem regionalen Tafelleiter Manuel Wamser vor. Er ist mit einem erfahrenen Team aus zig Ehrenamtlichen und 18 Hauptamtlichen zuständig für sechs bisherige Standorte in Edingen-Neckarhausen, Schriesheim (mobil), Hockenheim sowie in den Mannheimer Stadtteilen Neckarstadt, Waldhof und Rheinau. Diese betreibt das DRK. Das regionale Verteilungszentrum beschickt jedoch darüber hinaus 13 weitere Tafeln im Umkreis.

Mehr zum Thema

Soziales

Bekommt auch Ladenburg jetzt eine DRK-Tafel?

Veröffentlicht
Von
Peter Jaschke
Mehr erfahren
Soziales

Was die Schriesheimer Flüchtlingshilfe seit 2015 alles erreicht hat

Veröffentlicht
Von
Gerlinde Gregor
Mehr erfahren
Bildung

Edingen-Neckarhausen hat kein Geld für digitale Tafeln

Veröffentlicht
Von
Hans-Jürgen Emmerich
Mehr erfahren

„Das stärkt die Sozialarbeit vor Ort“, weiß Wamser aus Erfahrung. Hammoudi erklärt, dass Tafeln als „sozialer Raum viel mehr bedeuten als Lebensmittelabgabe“. Deshalb stelle eine große private Stiftung, die lieber anonym bleiben möchte, dem DRK 50 000 Euro für ein Neufahrzeug im Wert von 105 000 Euro zur Verfügung. Noch stehe es nicht bereit, doch sei bald damit zu rechnen. Ein hauptamtlicher Fahrer bringe dann wöchentlich einmal Obst, Gemüse, Back- und Trockenwaren, Hygieneartikel, Molkereiprodukte und Tiernahrung an festen Tagen zu den mit den Kommunen vereinbarten Standorten. Bei kalkulierten Gesamtkosten von 55 000 Euro errechnet sich ein Anteil von jeweils 13 750 Euro pro Jahr und Kommune.

Ein erwirtschafteter Überschuss und örtliche Spenden flössen in die Rücklage der jeweiligen Gemeindekostenstelle beim DRK. Bei einem Defizit sei ein Ausgleich seitens der Kommune wünschenswert, so Hammoudi. „Das wir für die Waren ein geringes Entgelt verlangen, hat etwas mit Wertschätzung für die Menschen zu tun, die bei uns Kunden sind“, erklärt Hammoudi. Von den Kommunen erhofft sie sich vor allem Öffentlichkeitsarbeit mit fleißiger Bekanntgabe des Angebots bei Ämtern, Vereinen und Kirchen, aber auch den Standplatz mit Stromanschluss und regelmäßigen Austausch vor Ort. Tafelausweise bekämen nachweislich armutsgefährdete und nach persönlichem Vortrag bedürftige Personen aller Altersgruppen. Sachspenden nehme das DRK am Tafelmobil entgegen. Wir haben zusammengetragen, wie das Thema bei den jüngsten Ausschusssitzungen in Ilvesheim und Ladenburg aufgenommen wurde.

In Ladenburg rechnet man mit etwa 150 Kundinnen und Kunden

In Ladenburg geht mit dem Tafelangebot ein „langgehegter Wunsch in Erfüllung“, wie Grünen-Stadtrat Max Keller die einhellige Zustimmung im Technischen Ausschuss des Ladenburger Gemeinderats auf den Punkt bringt. Zwar ermöglicht der Christliche Bürgerhospitalfonds der Stadt seit vergangenem Jahr von Ostern bis Oktober einen kostengünstigen Mittagstisch für Senioren. Ein stationäres Tafel-Angebot im eigentliche Sinne „bekommen wir jedoch nicht hin“, sagt Bürgermeister Stefan Schmutz. Das liege unter anderem auch daran, dass der nationale Dachverband der Tafeln in Deutschland keine weiteren Ausgabestellen im Netzwerk aufnehme.

Das mobile Angebot an zwei Standorten in der Stadt trifft bei allen TA-Fraktionen auf viel Lob fürs DRK-Engagement mit flexiblem Personal, Logistik und Knowhow. Auf Nachfragen sagt Wamser, dass er in der Römerstadt auf 150 Kundinnen und Kunden vorbereitet sei. Man benötige aber noch ehrenamtliche Kräfte in Ladenburg. Hammoudi stellt klar: „Wenn vor Ort Spenden fließen, kommen die unserer Kostenstelle für Ladenburg zugute, denn das läuft ganz transparent für alle Kommunen.“ Dies gilt auch für Ilvesheim, wo die Mobile Tafel ebenfalls auf ein sehr positives Echo stößt. Zunächst soll das Tafelmobil vor der evangelischen Kirche stehen. „Hier muss man ein bisschen manövrieren, aber wir haben einen sehr versierten Fahrer“, sagt Tafelleiter Wamser.

In Ilvesheim gibt es einen besonderen Standort

Der Standort ist ohnehin nur vorläufig, später soll das Fahrzeug einmal am ehemaligen Lokal „Zur Rose“ stehen, wo das DRK derzeit ein Familienzentrum mit angeschlossenen Schutzräumen für Frauen baut. „Wir versprechen uns viele positive Effekte von der räumlichen Nähe von Tafelmobil und Familienzentrum“, sagt Bürgermeister Thorsten Walther (SPD). Gemeinderätin Cornelia Fischer (Freie Wähler) wollte wissen: „Wie hoch ist die Hemmschwelle für Menschen, ein solches Tafelmobil aufzusuchen?“ „Die gibt es“, sagt Wamser. Aber sie werde mit der Zeit immer geringer.

Später bildeten sich Netzwerke, das Angebot werde sich schnell herumsprechen, so seine Erfahrung. Bürgermeister Walther plant einen runden Tisch für die örtlichen Hilfsorganisationen: „Es ist wichtig, dass alle von der mobilen Tafel hören.“ Die Bürgerhilfe (IBH), so der Rathauschef, sei bereits über die Prozesse informiert und eingebunden. Die IBH organisiert regelmäßig Lebensmittelaktionen.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke