Soziales

Ilvesheimer Obdachloser Norman: Spenden ermöglichen Wohnwagen-Traum

Plötzlich ging alles ganz schnell: Bei einer Spendenaktion für den Ilvesheimer Obdachlosen Norman kommen mehrere Tausend Euro zusammen. Jetzt haben er und seine Kangal-Hündin ein Winterquartier

Von 
Julian Eistetter
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Norman und seine Kangal-Hündin „Handtuch“ vor dem neuen Wohnwagen. Eine Spendenaktion hat den Kauf des Campers ermöglicht. © Julian Eistetter

Ilvesheim. Das neue Reich von Norman und „Handtuch“ ist etwa 30 Quadratmeter groß. Auf der kleinen, mit Hecken abgetrennten Parzelle steht ein Wohnwagen, der nicht nagelneu aussieht, aber sehr gut in Schuss zu sein scheint. Davor ein Tisch, ein Liegestuhl und eine Mülltonne. „Es ging plötzlich alles ganz schnell“, sagt der 26-Jährige, der bis vor wenigen Tagen noch in Ilvesheim auf der Straße gelebt hat. „Fast schon zu schnell, ich war erst etwas überfordert“, räumt er mit einem Lächeln ein.

Nachdem eine engagierte Ilvesheimerin eine Spendenaktion für den Obdachlosen ins Leben gerufen hatte, meldeten sich schnell mehrere Menschen, die helfen wollten. Ein Ladenburger verkaufte Norman schließlich einen frisch renovierten Wohnwagen, für den der junge Mann jetzt einen Stellplatz in der Region gefunden hat.

Ein Ladenburger hat Norman den Wohnwagen für 2800 Euro verkauft

Wenn es in dieser Woche erstmals Temperaturen im Minusbereich geben wird, haben Norman und seine Kangal-Hündin „Handtuch“ also ein sicheres Dach über dem Kopf. „Ich weiß nicht, ob das Zelt das mitgemacht hätte“, sagt der 26-Jährige erleichtert. 2800 Euro hat er für den Camper gezahlt, der mit einem Schlafbereich, einer kleinen Küchenzeile und einer Sitzecke ausgestattet ist. Auch über eine Toilette verfügt der Wohnwagen, doch Norman kann sanitäre Anlagen in unmittelbarer Nähe seines Stellplatzes nutzen. Ein „Luxus“, den er lange Zeit nicht kannte.

Wie berichtet, hielt sich Norman die vergangenen Wochen in seinem Heimatort Ilvesheim auf, nachdem er zuvor jahrelang in Deutschland unterwegs gewesen war. In der Inselgemeinde lehnte er einen Platz in einer Notunterkunft ab, weil erdafür seine Hündin hätte abgeben müssen. Ihm wohlgesonnene Bürger schenkten ihm ein Zelt, in dem er die Nächte verbringen konnte.

Im Sommer war der Obdachlose Norman mit seiner Hündin "Handtuch" häufig vor dem Penny in Ilvesheim anzutreffen.

© Julian Eistetter

Die von der Ilvesheimerin Stephanie ins Leben gerufene Spendenaktion änderte dann alles. Innerhalb kürzester Zeit kamen mehr als 7000 Euro für Norman und „Handtuch“ zusammen. „Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet, ich war total verblüfft“, berichtet der 26-Jährige, der sich auf diesem Weg auch bei allen Spendern herzlich bedanken will. „Was diese Leute für mich getan haben, ist alles andere als selbstverständlich“, sagt er.

Auch die Initiatorin der Spendenaktion aus Ilvesheim freut sich

Auch Stephanie, die Initiatorin der Aktion, die ihren Nachnamen nicht in den Medien lesen möchte, ist überwältigt von der Hilfsbereitschaft der Menschen. „Das ist eine tolle Sache“, sagt sie im Gespräch mit dieser Redaktion. „Ich bin einfach froh, dass Norman und ,Handtuch‘ jetzt ein Dach über dem Kopf haben. Ich bin froh, dass ihnen geholfen wurde und nun ein Mann weniger den Winter über auf der Straße friert.“

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Sie selbst will sich bei der ganzen Sache nicht zu sehr in den Mittelpunkt stellen. „Ich habe es gemacht, weil ich gerne helfen wollte“, sagt sie. Dabei habe sie selbst auch viel Unterstützung erfahren und sogar neue Freundschaften seien entstanden. „Dafür bin ich sehr dankbar. Es ist schön zu sehen, was wir erreicht haben.“

Doch noch sei die Geschichte nicht ganz zu Ende erzählt. Das nächste Ziel sei ein Ausbildungsplatz für Norman. Auch die Spendenaktion läuft erstmal noch weiter, denn für die Ausstattung des Campers und vor allem für Tierarzttermine brauche Norman Geld. Alle Ausgaben müssen zweckgebunden sein und mit dem zuständigen Jobcenter abgestimmt werden, denn Norman ist Bürgergeld-Empfänger.

Im neuen Zuhause haben sich Norman und seine Kangal-Hündin "Handtuch" schon gut eingelebt

Als solcher wird ihm der Wohnwagen-Stellplatz auch vom Amt bezahlt, wie er berichtet. 330 Euro sind das im Monat, plus das Gas zum Heizen und Kochen. „Aktuell funktioniert die Heizung aber noch nicht, ich hoffe, das kann in den nächsten Tagen geregelt werden, wenn es richtig kalt wird“, sagt der 26-Jährige.

Norman und Kangal-Hündin "Handtuch" freuen sich über den neuen Camper. 2800 Euro hat der Wohnwagen gekostet. © Julian Eistetter

Der genaue Standort seines neuen Wohnwagens soll nicht öffentlich gemacht werden. „Handtuch“ und er haben sich seiner Auskunft nach in den ersten Nächten aber schon ganz gut in ihrem neuen Zuhause eingelebt. „Hier ist es schön ruhig und der Wald ist in der Nähe, was für ein Kangal-Hündin natürlich gut ist“, berichtet Norman. Denn diese ursprünglich aus Anatolien stammenden Hütehunde brauchen reichlich Auslauf.

Warum Norman auch in Zukunft weiter in Ilvesheim anzutreffen sein wird

Und auch er selbst sei ein freiheitsliebender Mensch, sagt Norman. Deshalb könne er sich durchaus vorstellen, auch über den Winter hinaus in dem Wohnwagen zu leben. „Das ist ein Stückchen Eigentum. Hier ist es nicht schlimm, wenn ,Handtuch‘ einen Kratzer in den Boden macht“, sagt er. In Ilvesheim will Norman trotz seines neuen Wohnortes nicht ganz von der Bildfläche verschwinden. In den vergangenen Monaten habe er enge Beziehungen zu Menschen aufgebaut, die ihm geholfen haben. Mit diesen möchte er auch weiter in Kontakt bleiben. Denn ohne diese Unterstützung hätte er den Sprung aus der Obdachlosigkeit wohl nicht geschafft.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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