Die Kräne sind aufgestellt, an der Bodenplatte wird gearbeitet, Holzlatten und Drähte lassen die Dimensionen der entstehenden Gebäude erahnen: Seit wenigen Wochen laufen die Bauarbeiten in der Ilvesheimer Mozartstraße wieder (wir berichteten kurz). Wichtig ist das Bauvorhaben besonders aus einem Grund: Die Gemeinde wird einen Teil der Häuser anmieten, um darin Menschen unterzubringen, „die sonst nur schwer Zugang zum Wohnungsmarkt haben“, wie es Bürgermeister Andreas Metz formuliert. Damit meint er besonders die Unterbringung von Geflüchteten, wozu die Kommune rechtlich verpflichtet ist. Die restlichen Wohneinheiten gehen in den regulären Mietwohnungsmarkt. Vermieter sind unterschiedliche Eigentümer, die aus ganz Deutschland kommen.
„Ich bin erleichtert, dass wir mit dem Bau fortfahren können“, sagt Ralph Heintzelmann, geschäftsführender Gesellschafter der HE Gruppe (Früher: Heintzelmann Wohnbau) aus Ludwigshafen. Lange ruhte die Baustelle, aus diesem Grund war sie immer wieder ein großes Thema im Ort. Ursache für die jüngste Verzögerung war ein Konflikt zwischen der HE Gruppe, die das Projekt verwirklicht, und dem Unternehmen Amprion. Diesem gehören die Stromleitungen, die über das zu bebauende Gelände führen. Ohne die Zustimmung Amprions darf im sogenannten Leitungsschutzstreifen nicht gebaut werden. Erst vor wenigen Wochen war es gelungen, eine Einigung zu finden. Mittlerweile habe „Amprion nach eingehender technischer Prüfung und Änderung der rechtlichen Rahmenbedingungen für das Bauvorhaben (...) grundsätzlich eine solche Zustimmung erteilt“, antwortet eine Sprecherin auf Anfrage dieser Redaktion.
Soziales Argument entscheidend
Doch warum hat das Unternehmen jetzt zugestimmt, wo es doch zunächst den Anschein hatte, dass sich nichts tut? „Amprion erkennt im konkreten Fall die aktuelle Notsituation durch Flüchtlinge aus der Ukraine und darüber hinausgehend für Wohnungen mit Sozialbindung an“, schreibt die Sprecherin. Darüber hinaus sei es darum gegangen, leitungsrechtliche Fragen zu klären, ergänzt Heintzelmann. Das betrifft zum Beispiel den Zugang zu den Leitungen und das sichere Arbeiten im Umfeld der Masten.
Bürgermeister Metz sieht im sozialen Aspekt das ausschlaggebende Argument für die Zustimmung von Amprion. „Die Lage ist ernst“, betont er und meint damit besonders die aktuelle Flüchtlingssituation. Neben den Menschen aus der Ukraine kämen auch wieder mehr Personen aus Syrien und Afghanistan.
„Wir sind der Gemeinde sehr dankbar, dass sie sich so für den Bau dieser Häuser eingesetzt hat“, erklärt Heintzelmann. Die Kommune ist als Mieter nur mittelbar an dem Projekt beteiligt. Weil sie aber für die Unterbringung der Geflüchteten sorgen muss, hat sie ein großes Interesse an der Fertigstellung der Gebäude.
Nach Angaben der Baufirma sollen die drei Wohnhäuser Mitte des kommenden Jahres fertiggestellt sein. Die Wohnfläche liegt zusammen bei etwas mehr als 2000 Quadratmetern, es sind 45 Stellplätze geplant. Bisher wollte die Gemeinde gut ein Drittel der Wohnfläche anmieten, jetzt ist es die Hälfte. Möglich wurde die Aufstockung auch deshalb, weil manche Käufer von ihren Verträgen zurückgetreten sind. Der genaue Zuschnitt der einzelnen Wohneinheiten soll flexibel sein, wie der Ilvesheimer Bauamtsleiter Pascal Tholé erklärt. „Die Menschen, die wir in den Häusern unterbringen werden, haben unterschiedliche Lebenssituationen. Familien mit Kindern haben zum Beispiel andere Bedarfe als alleinstehende Personen.“
Die Geschichte des Projekts an der Mozartstraße reicht viel weiter zurück als in den Frühling 2021, als die Arbeiten vorläufig gestoppt wurden. Bereits vor mehr als fünf Jahren sollten die Häuser (damals noch von einem anderen Bauherrn) errichtet werden. Aus der Nachbarschaft kamen Widersprüche, die vom Baurechtsamt zurückgewiesen wurden.
Mehrmaliges Hin und Her
Damit war es aber nicht getan. Amprion war zunächst gegen die Bebauung unter seinen Leitungen, zog die Bedenken im Herbst 2017 aber zurück und begründete dies mit dem öffentlichen Interesse am Projekt. Im Frühjahr 2021 teilte das Unternehmen allerdings mit, dass der „für eine Zustimmung vorausgesetzte Zweck“ (also auch die Unterbringung von Geflüchteten) nun nicht mehr gewährleistet sei - und es damit nun auch keine Zustimmung geben könne. Nach langen Verhandlungen kam es kürzlich aber doch zum Einverständnis, das die Fortsetzung der Arbeiten ermöglichte. Ralph Heintzelmann möchte sich mit der Vergangenheit nicht aufhalten, er ist guter Dinge und sagt: „Wir schauen nur nach vorne.“
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Bau von Wohnhäusern in der Ilvesheimer Mozartstraße: Viel Zeit verloren