Ilvesheim. So viele Gäste hat man selten bei einer Sitzung des Ilvesheimer Gemeinderats gesehen: Rund 40 Besucherinnen und Besucher hatten sich im Feuerwehrhaus eingefunden, wo das Gremium dieses Mal tagte. Viele Anwohner wollten wissen, was die Verwaltung zur Situation rund um das Versickerungsbecken im Ilvesheimer Mahrgrund zu sagen hat. Vor gut zwei Wochen waren dort mehrere Wildvögel, darunter Schwäne und Enten, verendet. Das vorläufige Obduktionsergebnis wies eine Botulismus-Vergiftung nach, vermutlich aufgenommen durch mit Bakterien belastetes Wasser. Diese Bakterien konnten sich aufgrund von Hitze, niedrigem Pegel und geringem Sauerstoffgehalt im Wasser explosionsartig vermehren.
Bürgermeister von Ilvesheim setzt eigenen Tagesordnungspunkt für tote Schwäne an
Bürgermeister Thorsten Walther (SPD) hatte kurzfristig einen eigenen Tagesordnungspunkt angesetzt. Neben seinem Bericht äußerten sich auch der stellvertretende Landrat des Rhein-Neckar-Kreises, Stefan Hildebrandt, und Paul Hennze vom Naturschutzbund NABU. Insgesamt ging es in der Sitzung des Gemeinderats 90 Minuten um die verendeten Wildvögel. In der anschließenden Fragerunde der Bürger standen zwei Fragen über allem: Wer trägt Verantwortung? Und wie hätte das Sterben der Tiere verhindert werden können?
Vor der Fragestunde äußerten sich die Verantwortlichen der Behörden eingehend zur aktuellen Situation, legten Schritt für Schritt dar, wie Verwaltung und andere Verantwortungsträger gehandelt haben. Die Behördenvertreter räumten dabei auch weitere Fehler im Umgang mit den Schwänen ein. Bürgermeister Thorsten Walther (SPD) erklärte, dass man mit dem Wissen von heute stellenweise anders gehandelt hätte. Gleichzeitig betonte er die Transparenz, mit der die Gemeinde ihre Entscheidungen der Öffentlichkeit vermittle. „Die Gemeinde verfügt in vielen Fragen nicht über die Fachexpertise, holt sie sich aber immer wieder von außen dazu“, betonte der Rathauschef.
Auch der stellvertretende Landrat gesteht Fehler im Umgang mit den Schwänen in Ilvesheim ein
Hildebrandt gestand ein, dass Vertreter seiner Behörde während des Prozesses Dinge entschieden hätten, die sich hinterher als falsch herausgestellt hätten. Konkret ging es um die Frage, ob man alle Schwäne aus dem Becken hätte herausnehmen müssen, nachdem das erste Elterntier gestorben war. Er sehe, dass die Entscheidung in diesem Fall „fatale Folgen“ gehabt habe. Botulismus bei Wildvögeln komme immer wieder vor, sei aber generell eher selten. Insgesamt sind in Ilvesheim bisher fünf Schwäne und mehrere Enten ums Leben gekommen. Allerdings ist die Frage, ob man die Schwäne frühzeitig hätte umsiedeln müssen, auch unter Fachleuten umstritten. Der Stress, den der ungewollte Umzug auslöst, kann für Jungtiere ebenfalls schwerwiegende Folgen haben.
Bürgermeister Walther beklagte dabei: Gerade jene, die nun in den sozialen Netzwerken lauthals verkündeten, man hätte die Vögel frühzeitig umsiedeln müssen, hätten nach dem Tod des ersten Elterntiers noch eindringlich davor gewarnt, die Tiere aus dem Gebiet herauszunehmen. Der Tod der Schwäne hatte eine scharf geführte Debatte ausgelöst, die sich auch in den sozialen Netzwerken abspielte. Am Zaun rund um das Versickerungsbecken wurden Plakate und Kreuze mit teils drastischen Aufschriften angebracht. Der Ilvesheimer Gemeinderat hatte sich in einem offenen Brief hinter die Verwaltung gestellt und einen sachlicheren Ton in der Debatte angemahnt (wir berichteten). In der Sitzung bekräftigen die Räte ihre Position und dankten der Verwaltung für die transparente Aufarbeitung.
Bürgerin aus Ilvesheim übt Kritik – an Verwaltung und dem Tonfall der Debatte
Eine besorgte Bürgerin beklagte wiederum ihrerseits, dass ihr bei kritischen Nachfragen unterstellt werde, unsachlich zu sein. Ähnliche Kommentare sind in den sozialen Netzwerken zu lesen. Die aufgeheizte Stimmung zeigte sich auch in der Gemeinderatssitzung. So war aus den Reihen der Besucher zeitweise abfälliges Getuschel bei bestimmten Äußerungen von Experten zu hören, stellenweise auch offene Unmutsbekundungen.
Mehrere Anwohner konzentrierten sich in ihren Wortmeldungen auf das Versickerungsbecken. Hintergrund ist die schlechte Wasserqualität, die vermutlich zum Tod der Tiere geführt hat. Laut Bürgermeister Walther hat das Becken eine Betriebsgenehmigung als Nassversickerungsbecken und funktioniere so, wie es soll. Das heißt, das Becken führt eigentlich immer Wasser. Der Wasserspiegel kann je nach Wetter variieren. Es ist umzäunt, auch um das Gebiet vor Tieren wie Katzen und Hunden zu schützen.
Und wie geht es jetzt weiter? Jetzt, da das Obduktionsergebnis feststeht, können die vor mehreren Tagen entnommenen Wasserproben von einem Labor auf bestimmte Substanzen untersucht werden. Im August ist geplant, dass sich die Behörden und verschiedene Experten darüber abstimmen, welche Maßnahmen man künftig am Versickerungsbecken trifft. Paul Hennze vom NABU in Mannheim warnte eindringlich vor Schnellschüssen. Ein Versickerungsbecken mit wechselndem Wasserspiegel sei zum Beispiel für Zugvögel ein idealer Ort zur Nahrungsaufnahme. Wenn man daran etwas voreilig ändere, schade man mehr als dass man helfe.
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