Betrug

Ärger beim Glasfaserausbau in Ilvesheim: Mitarbeiter erstellt Fake-Aufträge

Unlautere Vertriebspraktiken bei der Vermarktung des geplanten Glasfaserausbaus haben bei Bürgern in Ilvesheim für Ärger gesorgt. Die Deutsche Giganetz als Auftraggeber hat reagiert

Von 
Julian Eistetter
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Der Anbieter Deutsche Giganetz will in Ilvesheim ein Glasfasernetz aufbauen. Auch in Edingen und Neu-Edingen hat das Unternehmen Projekte geplant. © Sina Schuldt/dpa

Ilvesheim. Aktuell läuft in Ilvesheim die Vermarktungsphase für den Glasfaserausbau durch die Deutsche Giganetz. Damit das Projekt starten kann, muss eine bestimmter Anteil aller Haushalte in der Gemeinde einen Vertrag abschließen. Vertriebsmitarbeiter sind deshalb in den Straßen unterwegs, um zu informieren und mögliche Kundinnen und Kunden zu gewinnen. In diesem Zusammenhang sind der Deutschen Giganetz „unprofessionelle Vertriebstätigkeiten“ gemeldet worden, die jetzt zu Konsequenzen führen. Das Vertriebsteam vor Ort wird vollständig ausgetauscht. Kunden seien jedoch nicht zu schaden gekommen, sagt ein Unternehmenssprecher auf Anfrage dieser Redaktion.

"Vorfälle machen uns sehr betroffen"

„Nach intensiver Prüfung sowie bestätigenden, deutlichen Hinweisen des Bürgermeisters Andreas Metz reagiert die Deutsche Giganetz entschieden: Es wird ein neues Vertriebsteam eingesetzt“, heißt es in einer Pressemitteilung. „Die uns zugetragenen Vorfälle machen uns sehr betroffen! Wir wollen Kundinnen und Kunden, die mit unserer Leistung zufrieden sind, denn wir setzen auf vertrauensvolle Geschäftsbeziehungen. Daher haben wir nach Rücksprache mit Herrn Metz umgehend konsequente Schritte eingeleitet“, wird Wolfram Thielen, Geschäftsführer für Strategische Projekte und Roll-Out-Management zitiert. Unlautere Praktiken im Geschäft an den Türen würden nicht geduldet. „Wir bitten alle, die entsprechende Erfahrungen machen mussten, um Entschuldigung.“

Anzeige wegen Betrugs

Auf Nachfrage erläutert ein Sprecher der Giganetz, was genau vorgefallen ist. Ein einzelner Mitarbeiter eines Subunternehmers, der die Vertriebstätigkeiten vor Ort übernimmt, habe Fake-Aufträge erstellt. Er habe tatsächlich existierende Adressen von Ilvesheimern verwendet und Unterschriften gefälscht, um Glasfaser-Bestellungen aufzugeben, die in Wirklichkeit gar nicht abgeschlossen wurden. „Als die Verträge dann verschickt wurden, haben sich vier verwunderte Kunden gemeldet, da sie gar keine Aufträge erteilt hatten“, berichtet der Sprecher. Eine interne Prüfung sei eingeleitet und sämtliche von dem Mitarbeiter bearbeiteten Haushalte kontaktiert worden. „Teilweise existierten diese auch gar nicht.“

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Vorsorglich sei das gesamte für Ilvesheim zuständige Vertriebsteam ausgetauscht worden. Der Mitarbeiter mit den unlauteren Praktiken werde wegen Betrugs angezeigt, versichert der Sprecher. „In erster Linie ist hier das Unternehmen geschädigt worden. Kundinnen und Kunden kamen zum Glück nicht zu Schaden“, sagt er. Sollte es in Zukunft nochmals zu auffälligem Verhalten kommen, bittet die Deutsche Giganetz um eine Meldung unter der Rufnummer 040/593 63 00.

Quote noch nicht erreicht

In diesem Fall erreichten die Beschwerden Bürgermeister Andreas Metz. „Ich habe die Deutsche Giganetz gebeten, dem nachzugehen“, sagt er. Dass nun ein neues Team vor Ort eingesetzt wird, begrüßt er. Dieses sei zwei Wochen lang umfassend geschult worden, erklärt der Sprecher. Seit Freitag sei es nun im Einsatz, um die Bürger im Rahmen der sogenannten Nachfragebündelung an den Haustüren über die Vorteile von Glasfaser zu informieren und auf Wunsch Verträge abzuschließen. Die anvisierte Quote von 35 Prozent sei noch nicht erreicht. Deshalb verlängert das Unternehmen die Frist bis zum 17. Juli.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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