Technischer Ausschuss

Lob für zweiten Entwurf zum Hirschberger Multifunktionshaus

Der Weinheimer Architekt Görtz erhält für seine zweite Variante zum Hirschberger Multifunktionsgebäude viel Lob. Wie der Entwurf aussieht und was die Fraktionen sagen.

Von 
Hans-Peter Riethmüller
Lesedauer: 
So könnte das Multifunktionsgebäude in Hirschberg nach Plänen des Büros Görtz & Fritz Architekten aussehen. © Büro Görtz & Fritz Architekten

Hirschberg. Der Architekt Constantin Görtz wurde mit Lob im Technischen Ausschuss regelrecht überschüttet. Für seinen zweiten Entwurf zum Multifunktionsgebäude, das an der Stelle des heutigen Pavillons der Martin-Stöhr-Grundschule im Hirschberger Ortsteil Leutershausen entstehen soll, erhielt der Weinheimer viele Komplimente. Knackpunkt könnten die geschätzten Kosten von rund 6,5 Millionen Euro sein.

Da die Kommune einen Förderantrag für die Verlängerung des Landessanierungsprogramms stellen will, ist Eile bei dem Projekt geboten. Bis zum 31. Dezember 2028 muss das Vorhaben „schlussgerechnet“ sein, hieß es dazu im Bürokratendeutsch. Bürgermeister Ralf Gänshirt zeigte sich in der Sitzung zuversichtlich: „Wir bekommen das hin. Andere Projekte laufen normal weiter.“ Gleichwohl wurde im Gremium munter darüber spekuliert, welche Folgen dieser Neubau haben könnte. Denn neben VHS, Musikschule sowie Räumen für die geforderte Grundschulbetreuung soll dort auch die Gemeindebücherei untergebracht werden. Das alte Feuerwehrhaus in der Raiffeisenstraße, also der jetzige Standort, würde somit frei werden. Damit nimmt die Diskussion über das „Hirschberger Immobilienpuzzle“ wieder Fahrt auf.

Neue Variante für eine kompakte Bauweise

Architekt Görtz hatte bereits vor Monaten einen ersten Entwurf vorgelegt. Es folgten Gespräche mit den zukünftigen Nutzern, um ein Raumkonzept zu erstellen. Der Weinheimer ging nochmals in sich und entwarf eine neue Variante für eine kompakte Bauweise, die im Gremium sehr positiv aufgenommen wurde. Statt eines eingeschossigen Gebäudes gibt es nun ein zweigeschossiges. Im Erdgeschoss wird auf einer Fläche von 336 Quadratmetern samt 69 Quadratmetern für Lagerräume die Gemeindebücherei auf der Nordseite untergebracht. Ebenfalls im Erdgeschoss befindet sich eine 170 Quadratmeter große Fläche, die für Veranstaltungen genutzt werden kann. Stellwände, die innerhalb von wenigen Minuten zu entfernen sind, sorgen für entsprechende Flexibilität. Im hinteren westlichen Bereich sind eine kleine Küche sowie Toiletten vorgesehen. Ein Zugang von der Westseite ist gewährleistet. Der Baum vor dem heutigen Pavillon bleibt erhalten. Zudem soll es einen Hofbereich zwischen den Gebäudeteilen geben. Auch darauf wies der Planer hin.

Im Obergeschoss befinden sich auf der rechten Seite der Bereich für die Grundschulbetreuung (284 Quadratmeter plus 23 Quadratmeter für Lagerräume und Technik). Für VHS und Musikschule stehen 147 Quadratmeter sowie weitere 25 Quadratmeter für Lagerräume und Technik bereit. Es soll nach dem KfW-40-Standard gebaut werden. Hierzu sind eine hervorragende Wärmedämmung, erneuerbare Energien und smarte Haustechnik notwendig. Folglich ist auf dem Dach eine Photovoltaikanlage geplant.

Antrag auf Verlängerung des Landessanierungsprogramms

Der charmante Entwurf bietet laut Bürgermeister Gänshirt viele Nutzungsmöglichkeiten. Auch die Vereine könnten davon profitieren. Der Rathauschef sprach von einem ambitionierten Zeitplan für das Millionenprojekt. Denn das Anwesen liegt im Geltungsbereich des Sanierungsgebiets „Leutershausen Ortskern II“. Folglich will die Gemeinde einen Antrag auf Verlängerung des Landessanierungsprogramms beim Regierungspräsidium stellen. Wird dieser bewilligt, würde das Programm bis Ende 2028 verlängert.

Der Baum vor dem Pavillon an der Martin-Stöhr-Schule soll erhalten bleiben. © Thomas Rittelmann

Hirschberg müsste bis dahin aber alles abgerechnet haben. Sofern alles klappt, könnte die Gemeinde einen Zuschuss von 60 Prozent der förderfähigen Kosten von 1,3 Millionen Euro bekommen, also 780.000 Euro. Dies hatte die STEG Stadtentwicklung GmbH ausgerechnet. Der Eigenanteil der Kommune würde so noch 5,72 Millionen Euro betragen. „Das ist eine sehr straffe Planung, die personell und finanziell einiges abverlangt. Das Ganze ist Teil unseres roten Fadens bei der Immobilienertüchtigung“, sagte Gänshirt und stellte klar: „Wir bekommen dies hin, aber wir werden uns auch von Immobilien trennen müssen.“

FW-Gemeinderat Bernd Kopp, selbst Architekt, gehört schon zwölf Jahre dem Gremium an. Bislang hielt er sich bei Architektenkollegen stets zurück, aber an diesem Abend sprach er ein Riesenlob aus: „Das ist perfekt, Constantin. Es ehrt dich, den ersten Entwurf zu verlassen. Das ist Qualität, und es hat sich gelohnt, die drei Monate zu warten. Der Entwurf bereitet viel Lust darauf, an dem Gebäude weiterzuarbeiten“, sagte er und stimmte zu.

Debatte über Verkauf von Immobilien

CDU-Gemeinderat Thomas Götz, FDP-Fraktionschef Oliver Reisig, SPD-Fraktionssprecher Dr. Thomas Scholz und GLH-Gemeinderat Karlheinz Treiber lobten ebenfalls den neuen Entwurf. Scholz sorgte sich dennoch um das Problem der Parkplätze bei Veranstaltungen sowie darum, dass möglicherweise andere Hirschberger Projekte darunter leiden könnten. Die Verwaltungsspitze teilte diese Befürchtungen nicht. „Es gibt doch eine klare Trennung. Tagsüber ist Schule und die Veranstaltungen im großen Stil, wenn überhaupt, am Abend. Da kommt es nicht zu Problemen“, meinte Gänshirt. GLH-Gemeinderat Treiber lobte zwar den Entwurf, stellte jedoch die Grundsatzfrage, wie die Kämmerin Claudia Keil die „sechs Millionen Euro aus dem Hut zaubern will“. „Wenn wir dazu kommunale Gebäude verkaufen müssten, dann auf gar keinen Fall die alte Schillerschule. Das wäre eine folgenschwere Entscheidung. Dazu sagen wir Nein.“ Schwups war die Immobiliendebatte im Gremium eröffnet.

Mehr zum Thema

Kommunalpolitik

Wie viele neue Wohnungen braucht Hirschberg?

Veröffentlicht
Von
Hans-Peter Riethmüller
Mehr erfahren
Kommunalpolitik

Neuer Name für das Gewerbegebiet Hirschberg entfacht hitzige Debatte im Gemeinderat

Veröffentlicht
Von
Hans-Peter Riethmüller
Mehr erfahren
Politik

Bürgermeister von Laudenbach, Hirschberg und Viernheim: Kommunen in der Krise

Veröffentlicht
Von
Konstantin Groß
Mehr erfahren

Für Gänshirt sei dies alles noch Zukunftsmusik und die Diskussion bekäme jetzt einen anderen Zungenschlag. Gleichwohl stellte er klar: „Wir haben gerade erfahren, dass wir etwas bei der Innenverdichtung tun müssen. Und dies geht, indem wir uns von kommunalen Immobilien trennen und eventuell an Investoren verkaufen.“ Denkbar ist, wie oben erwähnt, das alte Feuerwehrhaus in der Raiffeisenstraße, wo die Bücherei untergebracht ist. Gänshirt sprach zudem davon, dass die Kommune auf Fremdkapital angewiesen sei, aber dieses sei gut angelegtes Geld: „Wir müssen zudem diszipliniert sein und uns von Wunschkonzerten lösen“, betonte er und blickte schon mal auf die bevorstehenden Haushaltsberatungen, in denen manche Fraktionen gerne Anträge für zusätzliche Ausgaben stellen würden. Da parallel die Planungen und Beratungen für ein Bürgerhaus/Veranstaltungsraum weitergeführt werden, fügte Gänshirt hinzu, dass andere Dinge zu hinterfragen seien: „Wir haben keinen Spielraum mehr. Wir strampeln uns jetzt schon ab, unsere Gebäude zukunftsfähig zu machen.“

Ausschuss befürwortet neuen Entwurf einstimmig

CDU-Gemeinderat Götz griff wie nach ihm FW-Fraktionssprecher Werner Volk auch den Gedanken mit den Immobilien auf. Götz bestärkte den Rathauschef darin, sich von Immobilien zu trennen. Irgendwelche Gebäude schon im Vorfeld auszuschließen, hielt der CDU-Mann für den falschen Weg. „Wir sind verpflichtet zur Schulbetreuung und benötigen dafür Platz. Zudem wollen wir die Ortsmitte in Leutershausen entwickeln. Der Gemeinderat entscheidet am Ende, welche Gebäude aufgegeben werden“, beendete Volk die für ihn so verwunderliche, von Treiber angezettelte Debatte.

Der Ausschuss befürwortete am Ende einstimmig den neuen Entwurf. Jetzt ist der Gemeinderat am Zug. Die Zeit drängt, schließlich soll möglichst schnell der Antrag auf Verlängerung des Sanierungsprogramms gestellt werden.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen