Recycling

Altkleider-Container in Hirschberg verschwinden

Das Deutsche Rote Kreuz und die Gemeinde Hirschberg haben die Reißleine gezogen. In Zukunft soll es keine Altkleider-Container mehr in den beiden Ortsteilen geben. Der Grund ist bedauerlich

Von 
Hans-Peter Riethmüller
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Immer wieder ein hässliches Bild: Neben den DRK-Kleidercontainern – hier an der Sachsenhalle – sammeln sich die Tüten. © DRK Hirschberg

Hirschberg. Wer zukünftig seine alten Kleider für einen guten Zweck spenden will, bekommt in Hirschberg Probleme. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) wird in Absprache mit dem Ortsverein und der Gemeinde alle zehn Container in den beiden Ortsteilen entfernen. Verwaltung, Kreisverband und DRK-Vorsitzender Michael Frank nennen dies „die Reißleine ziehen“.

Der Hirschberger DRK-Chef, der zugleich im Rathaus für die IT zuständig ist, formuliert es sehr drastisch: „Wir sind nicht der Mülleimer der Bürger.“ Er bedauert die Situation, sieht jedoch keine andere Möglichkeit, denn immer wieder wurden die Container zur illegalen Entsorgung von Müll genutzt. Beschwerden über überquellende Container, die zusätzlichen Unrat „anzogen“, gab es in den vergangenen Monaten permanent. Dies bestätigte auch Hauptamtsleiter Frank Besendorfer. Es musste also gehandelt werden.

Neues Entsorgungsunternehmen - Lage verschärft sich

Im Gespräch mit der Redaktion erläutert der DRK-Vorsitzende Frank, wie es zu dieser Situation gekommen ist. Vor einem halben Jahr hat der Kreisverband das Unternehmen für die Kleidersammlung gewechselt. Zuvor war die AVR für die Leerung und die Verwertung der Altkleider der Vertragspartner zuständig. Zum Ende der Partnerschaft gab es immer mal wieder vereinzelt Probleme mit überfüllten Containern und Müll. Die AVR begründete dies mit Personalengpässen.

Die Situation verschärfte sich bereits wenige Wochen nach dem Wechsel weg von der AVR: „Das neue Unternehmen begründete die Probleme mit einer zusehends angespannten Lage auf dem Altkleidermarkt. Es waren zunehmende Spenden zu verzeichnen, bei immer schwieriger werdendem Absatz und rückläufigen Sammelunternehmen, was sich zu einer negativen Spirale entwickelte“, sagt Frank. Umliegenden Kommunen ergehe es übrigens ähnlich.

Auch bei der privaten Sammelstelle des Edeka-Marktes Kuzu in Leutershausen wird allerlei Abfall abgelagert. © Privat

Die Situation eskalierte rund um die Container und die schleppende Leerung. Der Kreisverband hatte laut Frank einerseits einen Vertrag mit der Firma, andererseits standen immer weniger Unternehmen als Alternative zur Verfügung. „Die Reißleine wurde aber am Ende von der Gemeinde Hirschberg gezogen und nicht vom DRK“, stellt Frank klar und zeigt zugleich Verständnis für dieses Vorgehen. Aktuell stehen in Hirschberg zehn Container, sieben in Leutershausen und drei in Großsachsen. Die Standorte in Leutershausen sind vor der Martin-Stöhr-Schule in der Fenchelstraße, auf dem Parkplatz bei der Schillerschule, am Rathausparkplatz, am Parkplatz Endweg/Burgweg, im Bereich Staudenbergweg/Burgweg, am Parkplatz Sportzentrum sowie in der Rheinstraße.

Die Behälter in Großsachsen stehen am Parkplatz im Riedweg bei der Tennishalle, an der Trafostation in der Talstraße/Lettengasse und am Parkplatz Grundschule/Sachsenhalle. Vor allem an der Sachsenhalle, am Sportzentrum und auf dem Rathausparkplatz in Leutershausen waren die Container immer wieder überfüllt, und es lag der Unrat daneben. Das teilte der Hauptamtsleiter Besendorfer auf Nachfrage mit. Wie der DRK-Chef weiter mitteilt, wurde das Unternehmen mittlerweile aufgefordert, die Container bis Ende der vergangenen Woche abzuziehen: „Derzeit ist aufgrund von Personalengpässen aber eine Abholung der Container schwer umsetzbar.“

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Ob möglicherweise wieder Container aufgestellt werden, konnte Frank zum heutigen Zeitpunkt nicht beantworten, „da doch recht viel Vertrauen verlorenging, das zunächst wiedergewonnen werden muss“. Die Entscheidung liege bei der Gemeinde Hirschberg, die die Flächen zur Verfügung stellt.

Landet nun vermehrt Kleidung im regulären Hausmüll?

Bis vor wenigen Tagen hatten die Hirschberger die Gelegenheit, ihre alte Kleidung bei der DRK-Kleiderstube in Weinheim (Kurt-Schumacher-Straße) abzugeben. „Leider ist auch die Kleiderstube in Weinheim aktuell an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt und kann keine Kleiderspenden mehr entgegennehmen“, bedauert Frank und weiß um den Umstand, dass es nun eventuell vermehrt zu illegaler Entsorgung kommt oder die Kleider einfach in der Mülltonne landen.

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Dass Altkleider auf anderen Wegen ordnungsgemäß entsorgt werden müssten, sei bedauerlich, aber leider nicht zu verhindern. „Beim Thema illegale Entsorgung trifft man einen wunden Punkt beim DRK, da in unseren Kleidercontainern nicht nur Kleidung, sondern auch Restmüll entsorgt wurde und wird, was auch wieder dazu führt, dass verschmutzte Kleiderspenden als Müll entsorgt werden müssen. Dies schlägt sich auch in der Vergütung nieder, die das DRK hierfür erhält. Somit sind es leider immer einige wenige, die ein gutes System zum Straucheln oder zum Zusammenbruch bringen.“

Auf dem Parkplatz vor dem Edekamarkt Kuzu in Leutershausen türmen sich ebenfalls immer wieder die Tüten vor den Altkleidercontainern. Dies bestätigt der stellvertretende Marktleiter Uwe Kersting. „Wir bieten unseren Kunden einen zusätzlichen Service und dann wird dort einfach der Sperrmüll entsorgt“, ärgert er sich über das Verhalten so mancher Mitmenschen.

Das Ganze gebe kein schönes Bild ab, weshalb der Edekamarkt reagieren will. Die Containerfirma wurde aufgefordert, die Behälter zu leeren. Es wurde ihr eine Frist gesetzt. Wird diese nicht eingehalten, verschwinden vermutlich auch hier die Kleidercontainer.

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