Heidelberg. Viele der kostbaren Autos hier tragen einen „Mantel“: eine Schutzhülle mit eingearbeiteten „Ohren“ für die Seitenspiegel. Diejenigen, die längere Zeit nicht bewegt werden, tragen zudem vier schwarze „Hausschuhe“. Das sind Kunststoffteile mit Mulden, die die Reifen davor schützen, durch die einseitige Belastung des langen Stehens Schaden zu nehmen. Seit Juni 2022 steuern Autoliebhaber mit ihren Zweit-, Dritt- oder Viertfahrzeugen das „Park 7“ an, ein fünfstöckiges Parkhaus der Oberklasse.
Park 7 in Heidelberg mit Fußbodenheizung und modernem Sicherheitssystem
Es ist die erste Premium-Garage in der Region. Von der Fußbodenheizung über den Aufzug ins Parkgeschoss bis zum ausgeklügelten Sicherheits- und Energiekonzept ist hier eigentlich alles anders als in einem bekannten Parkhaus. Die Nachfrage ist groß. Und einige Kunden haben gleich mehrere der insgesamt 210 Parkflächen reserviert.
Schon der Maschinenbauer Carl Benz (1844-1929) wusste: Ein Auto braucht eine gute Garage. Und so entstand um 1910 in einem Gartenhaus in Ladenburg neben dem Wohnhaus die wohl erste geplante Garage Deutschlands. Dort stellte der Erfinder des Automobils seine zunächst als „Kutsche ohne Pferde“ belächelten Modelle ab. Die Pferde hatten schließlich auch ihren Stall.
Ein paar Kilometer den Neckar aufwärts, im Industriegebiet des Heidelberger Stadtteils Wieblingen, hat der Unternehmer Rainer Dulger mit seiner Frau Christina eine Geschäftsidee realisiert, die aufzugehen scheint. Pro Monat kostet ein Parkplatz ab 220 Euro. Die Nachfrage ist groß.
Die Idee, eine Großgarage zu schaffen für Liebhaberautos, kostbare Oldtimer und Luxusfahrzeuge, die nicht so einfach vor dem Wohnhaus abgestellt werden können, hegte Dulger schon zehn Jahre. Das erzählt er bei einem Besuch dieser Redaktion im „Park 7“. Mit Interesse verfolgte der Unternehmer, der selbst gar kein „Autosammler“ ist, Einrichtungen wie die „Classic Remise“ in Berlin, wo Oldtimer aus Privatbesitz in gläsernen Boxen im restaurierten wilhelminischen Straßenbahndepot zu bestaunen sind. In Stuttgart und anderen Metropolen gibt es ähnliche Angebote. „Bei diesen Mitbewerbern sind die Autos indes immer auch Kulisse für Events“, beschreibt Dulger.
Im P7 ist alles auf Diskretion ausgerichtet
Anders im „Park 7“ (die Garage verdankt ihren Namen der Adresse „In der Gabel 7-9“): Hier ist alles auf Diskretion ausgerichtet. Der Autobesitzer fährt – zum Beispiel mit seinem „Alltagsauto“ – vor das Parkhaus und mit dem Auto in einem der beiden Schwerlastaufzüge genau in die Etage, in der das „Sonntagsauto“ wartet. Nach kurzem Ein- und Ausparken bleibt das „Alltagsauto“ sicher stehen, während der Autobesitzer mit dem anderen Fahrzeug bequem über den Aufzug zum Ausgang gelangt. Und das zu jeder Tages- und Nachtzeit.
Ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem mit Dreifach-Schranke und Videoüberwachungen sichert die Fahrzeuge und ihre Nutzer, die über einen Computerchip zwar jederzeit Zugang zu ihrem Fahrzeug, aber nicht zu anderen Etagen haben. Ärgerliche Fahrzeugrempler wie in gewöhnlichen Parkhäusern muss man hier schon wegen der breiten Rangierwege und großen Parkplätze nicht befürchten. „Und in solchem Fall wüssten wir durch unsere Videoüberwachung auch sofort, wer ihn verursacht hat“, unterstreicht Dulger.
Scheinwerfer der Blechschönheiten blinzeln unter den Abdeckhauben hervor
Ein kurzer und mit den Autobesitzern abgestimmter Rundgang durch eine Etage lässt die Herzen von Autofans höherschlagen und gibt einen Überblick über die Automobil- und Kulturgütergeschichte: Aufs Feinste gepflegte Oldtimer stehen neben neuen und seltenen Modellen. Bugatti, Rolls-Royce, Lamborghini, Ferrari, – die Scheinwerfer der Blechschönheiten blinzeln manchmal unter den Abdeckhauben hervor. Porsche und Mercedesmodelle scheinen hier zu den schlichteren Modellen zu gehören. Im Erdgeschoss warten in Doppelparkern vor allem Cabriolets darauf, ausgefahren zu werden.
Es ist an alles gedacht, was sich ein Fahrzeugliebhaber wünschen kann: eine Clublounge, zu der nur Mieter Zugang haben, eine sichere Unterbringung und die Möglichkeit, im Außenbereich Sauger und Waschanlage in Betrieb zu nehmen und seinen Liebling zu pflegen.
Natürlich gebe es an jedem der XXL-Stellplätze einen Stromanschluss, ergänzt Dulger. Im Winter werden über eine Fußbodenheizung zwischen 12 und 14 Grad Raumtemperatur erreicht. Das fordern nicht nur die Versicherer der Fahrzeuge: Trockene Wärme bietet Korrosionsschutz und erhöht die Lebenserwartung von Karosserie und Technik.
Pflege und Wartung der Autos sind inklusive
Die Autos werden auf Wunsch auch gewartet und gepflegt. Dafür haben Dulgers einen namhaften Fahrzeugpfleger als Mieter ins Erdgeschoss geholt: Andreas Werners 2014 in Mannheim gegründetes Unternehmen „Herrenfahrt“. „Wir produzieren unter unserer Eigenmarke Premium-Fahrzeugpflege für Enthusiasten und Profis. Außerdem haben wir eines der modernsten Aufbereitungsstudios in der Region und waschen, polieren und versiegeln alle Arten von Autos. Seit diesem Jahr folieren wir auch mit Steinschlagschutzfolie („PPF“)“, erklärt Werner. Der Shop im Erdgeschoss von „Park 7“ ist öffentlich zugänglich.
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Die Luxus-Garage läuft gut an: „Manche Kunden reservieren sich bereits einen Parkplatz, lange bevor das Auto ausgeliefert wird“, erzählt Christina Dulger. Ein anderer Kunde mietete gleich ein eigenes kleines Abteil mit zehn Plätzen und einem große Fenster Richtung Westen an: „Dem Kunden gefiel die Vorstellung, auf der Autobahn vorbeizufahren und seine Autoschätze wie in einer Vitrine sehen zu können“, erklärt Rainer Dulger.
Vor fünf Jahren begann die Realisierung der Idee. Im August 2018 gab der Gemeinderat grünes Licht für einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan. Die Pandemie und die folgenden Krisen machten das Bauen allerdings nicht einfacher: „Wir haben sehr kurzfristig das Heizungskonzept komplett umgeworfen“, erinnert sich Dulger an eine heikle Phase auf der Baustelle. Dank eigener Solarmodule auf dem gesamten Dach und dreier Luft-Luft-Wärmepumpen ist das Parkhaus energieneutral. Die Fassade wird begrünt. Ende Oktober 2022 rollten die ersten Autos ins „Park 7“. Und wer sind die Kunden? „Menschen, die Autos lieben“, sagt Dulger.
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