Landtagswahl - Wissenschaftsministerin Theresia Bauer wieder deutlich über dem Landesergebnis / Stadtteil Emmertsgrund nicht mehr mit AfD-Mehrheit

Wissenschaftsministerin Theresia Bauer verteidigt Direktmandat im Wahlkreis Heidelberg

Von 
Michaela Roßner
Lesedauer: 

Heidelberg. Mit großem Abstand hat Wissenschaftsministerin Theresia Bauer ihren Wahlkreis 34 (Heidelberg) bei der Landtagswahl am Sonntag zum zweiten Mal verteidigt: 41,7 Prozent der Stimmen gingen an sie und ihre Partei Bündnis 90/Die Grünen. Damit verbesserte die beliebte Ministerin sogar ihr schon 2016 landesweit überragendes Ergebnis um mehr als einen halben Prozentpunkt. Bauer eroberte zudem den einzigen Stadtteil, der 2016 nicht grün, sondern AfD gewählt hatte: Mit 28,8 Prozent liegt Bauer hier vor Anja Boto von der CDU (23) und Timethy Bartesch von der AfD (16). Die fünf Emmertsgrund-Wahlkreise waren am Sonntagabend auch die ersten, die vollständig ausgezählt präsentiert wurden. Stark zugelegt haben stadtweit Sahra Mirow und die Linke, Verluste gab es bei der CDU mit Kandidatin Anja Boto. SPD-Kandidat Daniel Al-Kayal holte ein Stimmergebnis, das wie das von Bauer fast exakt dem von 2016 entspricht und nun nicht weit unter dem der CDU liegt.

„Demokratie robust“

Mit Blick auf das landesweite Ergebnis sieht Theresia Bauer schon früh am Abend einen klaren Regierungsauftrag der Wähler: „Eine hervorragende Nachricht“, kommentiert die 55-Jährige die ersten Zahlen. Die Grünen würden seit 2011 kontinuierlich und mit wachsendem Abstand zur stärksten Kraft im Land gewählt. Das Abschneiden der AfD, die in diesem schwierigen Jahr Stimmenverluste hinnehmen musste, wertet Bauer zufrieden als „deutliches Signal dafür, dass unsere Demokratie sehr robust ist“.

Daniel Al-Kayal (SPD) hat sich nach eigenen Angaben noch „ein wenig mehr“ erhofft. Mit 12,6 Prozent der Stimmen liegt er indes ebenfalls rund ein halbes Prozent über dem Resultat der vorangegangenen Landtagswahl. Die SPD hat damit - entgegen dem negativen Landestrend - ihr Ergebnis von 2016 sogar noch ein wenig verbessert. An den besonderen Bedingungen dieser „Pandemie-Wahl“ findet der 26-Jährige auch Positives: „Ich habe sehr viel gelernt“, sagt der Politikwissenschaftler, „ich weiß nur nicht, ob ich es beim nächsten Mal noch benötigen werde“, hofft er auf eine corona-freie Landtagswahl 2026.

Auch die Sozialdemokraten erleben die Auszählungen im digitalen Raum statt in ihrem gewohnten Stammlokal. Bis zu 70 Personen hätten auf der Internet-Plattform „Wonder Me“ die Auszählung der Stimmen verfolgt. „Die Stimmung war ganz okay“, fasst Al-Kayal zusammen, „viele haben das Ergebnis in etwa so erwartet.“

Die Wahlparty der Grünen verläuft ebenfalls digital. Kurz vor 18 Uhr wird die Direktübertragung eines Fernsehsenders dazu geschaltet. Die ersten Prognosen geben Bündnis 90/Grüne im baden-württembergischen Landtag 31,5 Prozent und damit einen Zugewinn gegenüber 2016. Der große Jubel über das landesweite Abschneiden der Partei ist zuerst ein „Smilie“ im Chat: „:-))“. Doch um 18.09 Uhr werden die Mikrofone kurz von der Stummschaltung befreit, gibt es zu den lachenden Gesichtern in fast 90 Kamera-Bildchen den passenden Ton hinzu.

Ein „sehr intensiver“ Wahlkampf liegt im Heimat-Wahlkreis von Wissenschaftsministerin Bauer hinter allen Beteiligten, betont Büroleiter Moritz Damm zu Beginn der digitalen Wahlparty. 15 Stunden Live-Stream, 3500 Plakate und 50 000 Flugblätter hätten zum Teil gleichwertig bislang gewohnte Veranstaltungsformate und den persönlichen Austausch ersetzt.

Oberbürgermeister Eckart Würzner gibt das vorläufige Endergebnis gegen 21 Uhr bekannt - in einer Videobotschaft auf der „Facebook“-Seite der Kommune.

Die Wahlbeteiligung liegt in Heidelberg bei 67,32 Prozent. Etwa ein Drittel der knapp 99 000 Wahlberechtigten sind „Erstwähler“ in der Stadt - entweder, weil sie tatsächlich das nötige Wahlalter erreicht haben, oder weil sie in den vergangenen fünf Jahren neu nach Heidelberg gezogen sind. Der Anteil der Briefwähler liegt bei 54,7 Prozent.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

Thema : Landtagswahl 2021 Baden-Württemberg

  • Bildung Grundschulempfehlung - Mannheimer Studie erschreckt Politiker

    Eine vom ZEW erstellte Untersuchung sorgt in der baden-württembergischen Bildungspolitik für Aufregung. Demnach verbessert eine verpflichtende Grundschulempfehlung die Leistung von Viertklässlern, sorgt aber auch für viel Stress.

    Mehr erfahren
  • Länder Augen zu und durch

    Der Befund ist überraschend. Als die Lehrer noch mit der verbindlichen Grundschulschulempfehlung über die Wahl der weiterführenden Schule entschieden haben, haben die Viertklässler mehr Mathe und Deutsch gelernt – und zwar unabhängig vom Druck der Eltern. Deshalb waren die Leistungen in den beiden Kernfächern deutlich besser, bevor Grün-Rot vor bald zehn Jahren die Schulwahl in die Hände der Eltern legte. Der Preis war allerdings, dass die Zehnjährigen mehr Stress hatten. Vor- und Nachteile liegen mit der neuen Untersuchung für Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt klar auf der Hand. Eigentlich müssten die Bildungspolitiker froh sein, auf der Basis von wissenschaftlichen Erkenntnissen das Für und Wider einer so zentralen Frage diskutieren zu können. Das Gegenteil ist der Fall. Die Beteiligten verschließen die Augen und tun so, als wäre nichts geschehen. Nach dem Abrutschen ins bundesdeutsche Mittelmaß wäre es doch gerade in Baden-Württemberg notwendig, jeden Stein umzudrehen. Aber die Schulpolitiker trauen sich nicht mehr, Eltern auch mal unangenehme Wahrheiten zuzumuten. Stattdessen wiederholt sich das immer gleiche Muster: Wenn Fakten zur eigenen Ideologie passen, werden sie ins eigene Weltbild übernommen. Widersprechen sie, werden sie ignoriert. Eigentlich geht es doch um das Beste für die Schüler. Da muss man abwägen, ob langfristig schulischer Erfolg nicht wichtiger ist als weniger Stress in den Monaten vor der Entscheidung über die weiterführende Schule.

    Mehr erfahren
  • Regierungsbildung in Baden-Württemberg Grün-Schwarz, die Zweite

    Am Dienstag wählte der Landtag die Grünen-Politikerin Muhterem Aras erneut zur Parlamentspräsidentin. Am Nachmittag unterzeichneten die Spitzen von Grünen und CDU ihren Koalitionsvertrag.

    Mehr erfahren

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen