Heidelberg. Mit großem Abstand hat Wissenschaftsministerin Theresia Bauer ihren Wahlkreis 34 (Heidelberg) bei der Landtagswahl am Sonntag zum zweiten Mal verteidigt: 41,7 Prozent der Stimmen gingen an sie und ihre Partei Bündnis 90/Die Grünen. Damit verbesserte die beliebte Ministerin sogar ihr schon 2016 landesweit überragendes Ergebnis um mehr als einen halben Prozentpunkt. Bauer eroberte zudem den einzigen Stadtteil, der 2016 nicht grün, sondern AfD gewählt hatte: Mit 28,8 Prozent liegt Bauer hier vor Anja Boto von der CDU (23) und Timethy Bartesch von der AfD (16). Die fünf Emmertsgrund-Wahlkreise waren am Sonntagabend auch die ersten, die vollständig ausgezählt präsentiert wurden. Stark zugelegt haben stadtweit Sahra Mirow und die Linke, Verluste gab es bei der CDU mit Kandidatin Anja Boto. SPD-Kandidat Daniel Al-Kayal holte ein Stimmergebnis, das wie das von Bauer fast exakt dem von 2016 entspricht und nun nicht weit unter dem der CDU liegt.
„Demokratie robust“
Mit Blick auf das landesweite Ergebnis sieht Theresia Bauer schon früh am Abend einen klaren Regierungsauftrag der Wähler: „Eine hervorragende Nachricht“, kommentiert die 55-Jährige die ersten Zahlen. Die Grünen würden seit 2011 kontinuierlich und mit wachsendem Abstand zur stärksten Kraft im Land gewählt. Das Abschneiden der AfD, die in diesem schwierigen Jahr Stimmenverluste hinnehmen musste, wertet Bauer zufrieden als „deutliches Signal dafür, dass unsere Demokratie sehr robust ist“.
Daniel Al-Kayal (SPD) hat sich nach eigenen Angaben noch „ein wenig mehr“ erhofft. Mit 12,6 Prozent der Stimmen liegt er indes ebenfalls rund ein halbes Prozent über dem Resultat der vorangegangenen Landtagswahl. Die SPD hat damit - entgegen dem negativen Landestrend - ihr Ergebnis von 2016 sogar noch ein wenig verbessert. An den besonderen Bedingungen dieser „Pandemie-Wahl“ findet der 26-Jährige auch Positives: „Ich habe sehr viel gelernt“, sagt der Politikwissenschaftler, „ich weiß nur nicht, ob ich es beim nächsten Mal noch benötigen werde“, hofft er auf eine corona-freie Landtagswahl 2026.
Auch die Sozialdemokraten erleben die Auszählungen im digitalen Raum statt in ihrem gewohnten Stammlokal. Bis zu 70 Personen hätten auf der Internet-Plattform „Wonder Me“ die Auszählung der Stimmen verfolgt. „Die Stimmung war ganz okay“, fasst Al-Kayal zusammen, „viele haben das Ergebnis in etwa so erwartet.“
Die Wahlparty der Grünen verläuft ebenfalls digital. Kurz vor 18 Uhr wird die Direktübertragung eines Fernsehsenders dazu geschaltet. Die ersten Prognosen geben Bündnis 90/Grüne im baden-württembergischen Landtag 31,5 Prozent und damit einen Zugewinn gegenüber 2016. Der große Jubel über das landesweite Abschneiden der Partei ist zuerst ein „Smilie“ im Chat: „:-))“. Doch um 18.09 Uhr werden die Mikrofone kurz von der Stummschaltung befreit, gibt es zu den lachenden Gesichtern in fast 90 Kamera-Bildchen den passenden Ton hinzu.
Ein „sehr intensiver“ Wahlkampf liegt im Heimat-Wahlkreis von Wissenschaftsministerin Bauer hinter allen Beteiligten, betont Büroleiter Moritz Damm zu Beginn der digitalen Wahlparty. 15 Stunden Live-Stream, 3500 Plakate und 50 000 Flugblätter hätten zum Teil gleichwertig bislang gewohnte Veranstaltungsformate und den persönlichen Austausch ersetzt.
Oberbürgermeister Eckart Würzner gibt das vorläufige Endergebnis gegen 21 Uhr bekannt - in einer Videobotschaft auf der „Facebook“-Seite der Kommune.
Die Wahlbeteiligung liegt in Heidelberg bei 67,32 Prozent. Etwa ein Drittel der knapp 99 000 Wahlberechtigten sind „Erstwähler“ in der Stadt - entweder, weil sie tatsächlich das nötige Wahlalter erreicht haben, oder weil sie in den vergangenen fünf Jahren neu nach Heidelberg gezogen sind. Der Anteil der Briefwähler liegt bei 54,7 Prozent.
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