Kultur

Wenn in der Heidelberger Klosterscheune Kammermusik erklingt

Der Heidelberger Unternehmer und Mäzen Wolfgang Marguerre hat Besonderes vor: Auf dem Gelände des Klosters Stift Neuburg in Heidelberg will er ein Zentrum für Kammermusik entstehen lassen

Von 
Bernhard Zinke
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© Philipp Rothe

Heidelberg. Wolfgang Marguerre hat seiner Heimatstadt Heidelberg bereits jede Menge Gutes getan. Er finanzierte mit 15 Millionen Euro die Sanierung des maroden Stadttheaters mit, sprang mit insgesamt 43 Millionen Euro in die Bresche, weil das Geld für die Sanierung der Stadthalle nicht reichte. Auch in vielen sozialen Projekten leistet der Ehrenbürger Heidelbergs seinen Beitrag.

Jetzt kommt das nächste millionenschwere Projekt hinzu: Nachdem er im vergangenen Jahr weite Teile des Areals von Stift Neuburg in Ziegelhausen gekauft hat, liegen jetzt die Pläne auf dem Tisch: Wie bereits kurz berichtet, plant Marguerre mit seiner Frau Barbara die Einrichtung eines Zentrums für Kammermusik auf dem Gelände der Benediktinerabtei in Ziegelhausen.

Stift Neuburg

Marguerre kauft Wirtschaftsgebäude für Kammermusikzentrum

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Michaela Roßner
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Das Klosterleben der Abtei bleibt allerdings völlig unberührt von den Aktivitäten. Der Bereich rund um die alte große Scheune soll dagegen aufwendig umgestaltet werden. Die Familie kalkuliert mit einem hohen zweistelligen Millionenbetrag und drei bis vier Jahren für Planung und Bauzeit.

Eine Stätte für hochtalentierte Nachwuchsmusiker

Die Idee hinter dem kammermusikalischen Zentrum keimte bei Thorsten Schmidt, dem Intendanten und Geschäftsführer des Musikfestivals „Heidelberger Frühling“ schon seit dem Jahr 2018. Jetzt wird das konturierte Konzept umgesetzt: Es soll ein Ort geschaffen werden, an dem junge, graduierte und hochtalentierte Musiker aus aller Welt zusammenkommen können, die hier in wenigen Wochen in schöner Umgebung eigenen musikalischen Projekten den Feinschliff geben und sie am Ende einem Publikum auch präsentieren können.

Rund 30 Konzerte und Workshops im Jahr soll der Musikcampus beherbergen, Kooperationen mit beispielsweise der Kronberg Akademie und der Menuhin Akademie ermöglichen.

Die Scheune von Stift Neuburg heute außen (unten) und in einigen Jahren innen (oben). © Philipp Rothe

Wolfgang Marguerre ist Zeit seines Lebens ein begeisterter Kammermusiker, berichtet sein jüngerer Bruder Cornelius. Er spielt leidenschaftlich Geige, nahm 20 Jahre lang mit Freunden eigene CDs auf, vornehmlich mit kammermusikalischen Werken von Mozart, Beethoven und Schubert. In der Familie habe Kammermusik immer eine große Rolle gespielt, schon der Vater sei ein sehr guter Pianist gewesen, erzählt Cornelius Marguerre.

Nicht zuletzt deshalb sei die Idee entstanden, eine Stätte für die Förderung der Kammermusik zu schaffen. Ein künstlerischer Leiter für das Zentrum sei ebenfalls schon gefunden. Dessen Namen will Maguerre aber noch nicht verraten. Nur soviel: Es handle sich um einen Professor, der die kammermusikalische Szene sehr gut kenne und über entsprechende Verbindungen verfüge.

Scheune wird ein großer Konzertsaal

Herzstück des neuen Zentrums ist die alte Scheune des Klosteranwesens. Die steht unter Denkmalschutz und bedarf bei der Sanierung deshalb besonderer architektonischer Beachtung. Die Scheune werde vollständig erhalten bleiben, erläutert Cornelius Marguerre.

Allerdings werde der Boden zu den ehemaligen Ställen im Untergeschoss aufgebrochen. Dadurch soll ein etwa zwölf Meter hoher Konzertsaal entstehen. Bei der Planung und Gestaltung ist das Architekturbüro Albert Speer und Partner federführend. Beraten wird es von Nagata Acoutics. Das Unternehmen mit Sitz in Tokio, Los Angeles und Paris zeichnet unter anderem auch für den Raumklang der Elbphilharmonie in Hamburg verantwortlich.

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Gegenüber der Scheune, wo heute unter anderem die Klosterbrauerei untergebracht ist, sollen die Wohnungen und im Dachgeschoss die Proberäume für die jungen Stipendiaten entstehen. Nebenan könnte ein Gebäude für die gastronomische Versorgung der Künstler und eventuell auch der Gäste errichtet werden. Die Klosterbrauerei soll ebenfalls erhalten werden, allerdings ein neues Gebäude nördlich der Scheune bekommen, wo der Stiftsweg eine 90-Grad-Kurve macht.

Auch ein kleiner Biergarten ist möglich

Das Plateau links des Eingangs zum Klostergelände wird ebenfalls in die Planungen einbezogen. Dort hegten die Mönche in vergangenen Jahrzehnten eine beachtliche Pflanzenzucht. Mittlerweile liegt das Gelände weitgehend brach. Hier stellen sich die Planer einen Raum der Begegnung für Heidelberg und die Region vor, einen familiären Ort für die Menschen mit kleinem Biergarten und einem Gebäude für die Administration des Kammermusikzentrums.

Die Abtei zeigt sich begeistert von der neuen Nutzung. „Wir Mönche freuen uns, dass unser Areal nun diesem guten und traditionsbewussten Zweck dienen soll“, schreibt Abt Benedikt Pahl OSB auf der Internetseite des Stiftes. Aktuell leben nur noch sieben Ordensleute in den Klostermauern. Weil die Mönche die Bewirtschaftung der Landwirtschaft rund ums Kloster schon lange nicht mehr bewältigen konnten, hatten sie zweimal die Landwirtschaft verpachtet. Zweimal gingen die Pläne schief - verbunden mit erheblicher Unruhe, negativen Schlagzeilen und auch juristischen Verfahren.

Der neue Eigentümer des landwirtschaftlichen Areals habe versprochen, Rücksicht auf die spirituelle Prägung des Ortes zu nehmen und der speziellen Atmosphäre des Klosters Respekt zu erweisen. „So freuen wir uns auf eine gute Nachbarschaft und erhoffen uns inspirierende Impulse für unser Ordensleben“, freut sich der Prior.

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