Entwicklung - Rundgang im Interkommunalen Gewerbegebiet Leimen/Heidelberg / Großteil der Gewerbeflächen in privater Hand

Interkommunales Gewerbegebiet Heidelberg/Leimen - Interessenten sind da

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Michaela Roßner
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Unter Denkmalschutz: Die große ehemalige Produktionshalle für Faserzementplatten ist als Abstellfläche für Straßenbahnen im Gespräch. © Philipp Rothe

Heidelberg. Es regnet hinein. Auf dem Boden der beeindruckend großen und leeren ehemaligen Produktionshallen bilden sich weite Lachen Wasser. Der Blick nach oben erklärt wieso: Etwa die Hälfte des Daches ist abgedeckt. Im November 2020 hatte der Rückbau der ehemaligen Produktionsstätte für Faserzementplatten in Leimen/Heidelberg begonnen. Zwei Monate später stellte das Landesdenkmalamt die weitläufigen Hallen und zum Teil auch Inventar unter Schutz.

Nun stehen sie mitten in einem auf Zukunft ausgerichteten Entwicklungsgebiet: Sie machen rund 2,4 von 18 Hektar des ehemaligen Eternit-Werks aus. Das Areal gehört zum insgesamt 99 Hektar großen neuen Interkommunalen Gewerbegebiet Heidelberg/Leimen, dem aktuell wohl größten Projekt dieser Art im Land, so Leimens Oberbürgermeister Hans D. Reinwald bei einem Rundgang mit Heidelbergs Baubürgermeister Jürgen Odszuck und Gemeinderäten von CDU, Heidelberger und FDP am Freitagnachmittag.

Denkmalschutz

Rundgang zu ehemaligen Eternit-Hallen

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Die Etex Germany Exteriors GmbH – wie die alte Eternit GmbH heute heißt – hat die Herstellung von Faserzementplatten 2017 eingestellt. Nun möchte es einen Teil der rund 18 000 Quadratmeter großen Fläche verkaufen. Neu gebaut wird indes für die verbleibende Fabrikation von Speziallacken, die eine temperierte Lagerhalle benötigen, erklärt Unternehmenssprecherin Miriam Petermann.

60-Meter-Schornstein gesprengt

Am 18. Januar war ein sechs Jahrzehnte alter Schornstein auf dem einstigen Produktionsareal gesprengt worden. Die Überreste des einst 60 Meter hohen gemauerten Turms sind längst abgeräumt. Voraussichtlich im Sommer sei das Gelände übergabefertig. Eternit produzierte am Standort auf beiden Seiten der Gemarkungsgrenze in Leimen und Heidelberg einst Faserzementplatten und -rohre für den weltweiten Verkauf – erst mit, dann ohne Asbest. 1993 wurde Asbest, ein Mineral, das Krebs auslösen kann, bundesweit verboten. Heute blieb der Namen Eternit noch als Produktnamen. Das umbenannte Unternehmen hat seinen Sitz im westfälischen Beckum.

  • Heidelberg und Leimen entwickeln gemeinsam auf freiwerdenden Flächen im Heidelberger Süden und Leimener Norden ein 99 Hektar großes Gewerbegebiet.
  • Markant ragen die Sägezahndächer des ehemaligen Eternit-Werks zwischen Heidelberg und Leimen in die Höhe.
  • Die Hallen stehen seit Januar 2021 unter Denkmalschutz.
  • Die grauen Fabrikhallen waren in den 1950er Jahren von dem Bauhaus-Schüler und -Lehrer Ernst Neufert (1900-1986) entworfen worden, einem renommierten Architekten.
  • Nach einer Professur an der 1930 von NSDAP-Minister Wilhelm Frick geschlossenen Staatlichen Bauhochschule Weimar veröffentlichte Neufert 1936 die „Bauentwurfslehre“, laut Experten „das mit Abstand bekannteste, wahrscheinlich erfolgreichste Architektur-Buch der Welt“.
  • Im NS-Staat wurde Neufert 1938 Beauftragter für Normungsfragen. Vieles trägt heute noch seine Handschrift, etwa Mauerziegel-Maße.

 

Horst Althoff, Geschäftsführer des eigens gegründeten Zweckverbandes Interkommunales Gewerbe- und Industriegebiet Heidelberg-Leimen, ist immer wieder beeindruckt, wenn er die in den 1950er-Jahren vom Bauhaus-Schüler und späteren Büro-Leiter Ernst Neufert betritt. Die Sägezahndächer, erklärt Architekt Odszuck, und die Technik, die es ermöglichte, aus sehr wenig Material derart große Hallen zu errichten, seien eine echte Revolution gewesen. Durch das zackenförmige Dach gab es bei Tag immer ausreichend Licht, so dass kaum Lampen notwendig waren. Gedeckt ist das Hallendach zu weiten Teil mit Produkten aus der eigenen Eternit-Fabrikation. Solange sie nicht beschädigt würden, bestehe keine Gefahr. Würden sie abgebaut werden müssen, wäre das giftiger Sondermüll, der teuer zu entsorgen wäre.

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Privater Eigentümer

Was mit den Hallen geschieht und wer sich überhaupt im Interkommunalen Gewerbegebiet ansiedelt, sei noch nicht entschieden, betonen Reinwald und Althoff. Es gebe aber „einige Interessierte“. In Heidelberg war die denkmalgeschützte Halle, auch von der CDU angestoßen, als möglicher Betriebshof für die RNV im Gespräch. Verkauft wird sie von der Etex GmbH – wie viele Flächen im Gebiet ist sie in Privatbesitz.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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