Heidelberg. „In Heidelberg ist der Wald in guten Händen“, sagt Wilfried Stech. Der Forstexperte ist so etwas wie ein Wald-Prüfer: Der Auditor macht sich im Auftrag der Holz und Wald Zertifizierungsgesellschaft mbH an diesem Vormittag im Heidelberger Wald ein Bild, und zwar im Bereich oberhalb der Rehaklinik auf dem Kohlhof. Seit drei Jahren trägt der Heidelberger Stadtwald nicht nur das Siegel „Freizeitwald“, sondern ist auch als Kur- und Heilwald zertifiziert. Das ist deutschlandweit einmalig – und wird gerade turnusgemäß überprüft.
Seit das letzte Mal ein Prüfer hier war, hat die Stadt einiges getan, damit der Besuch im Wald noch gesundheitsfördernder wird. So wurde ganz neu ein Bewegungspfad eingerichtet. Über breite, rollstuhlgerechte Wege erreichbar, können nicht nur die Patienten der nahen Rehaklinik hier ihr Herz-Kreislauf-System trainieren, sondern alle Besucher des Waldes. Rund zwei Kilometer lang ist der Bewegungspfad. An jeder Station zeigt eine große Schautafel die möglichen Übungen auf. Der Parkour, an dem Bein- und Armübungen absolviert werden, ist aus Baumscheiben, Steinen und geschälten Ästen gefertigt. Die Übungen können in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden ausgeführt werden.
Ein Drittel des Stadtgebiets besteht aus Wald
Die Zertifizierung erfolgt nach dem weltweit anerkannten PEFC-System (Programme for the Endorsement or Forest Certification Schemes). „Der Heidelberger Stadtwald ist schon immer das Naherholungsgebiet der Heidelbergerinnen und Heidelberger“, erklärt Klimaschutz-Bürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain, „Darauf richten wir die Bewirtschaftung aus. Und durch die PEFC-Zertifizierung als Kur- und Heilwald haben wir das Profil um eine weitere Facette ergänzt.“ Etwa ein Drittel der Heidelberger Gemarkungsfläche ist Wald – insgesamt 3300 Hektar im Besitz der Stadt. Manchmal sind es eher kleine Dinge, die einen großen Effekt haben. So ist in einer Schutzhütte am Wanderparkplatz Schwabenweg die Tischplatte einer Holz-Sitzgruppe verlängert worden – so können auch Rollstuhlfahrer unkompliziert an der geselligen Runde teilnehmen.
Thorsten Stephan, Büroleiter des Stadtwalds beim Landschafts- und Forstamt, ergänzt: „In den vergangenen Jahren haben wir mit einer Vielzahl von Aussichtspunkten, Hütten, guten Waldwegen zum Wandern und ausreichend Sitzgelegenheiten Angebote geschaffen, die der Gesunderhaltung dienen.“
Für Stephan Hörl, Kaufmännischer Leiter der Rehaklinik, und Sporttherapeutin Tanita Hartmann hat der gesunde Wald einen besonderen Wert: Zur Ruhe zu kommen, die Natur wahrzunehmen, das sei für viele der Herz-Kreislauf-Patienten sehr heilsam, die sich hier unter anderem nach Burnout und Herzerkrankungen erholen. Von Nordic Walking über Waldbaden bis zu mentalem Training reichen die therapeutischen Angebote.
„Mit allen Sinnen“ sollen die Menschen hier die Chance bekommen, den Wald zu erleben. So hören sie die Vogelstimmen-Station nicht per App und QR-Code, erklärt Stadtforstdirektor Tillmann Friederich, „das funktioniert stattdessen ganz ,retro’ mit einem Drehknopf – quasi als Digital Detox.“
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