Justiz

Waffen, Falschgeld und Drogen im Keller: Wie eine Routine-Kontrolle im Gefängnis endete

Ein Angeklagter, der voll geständig ist - aber auf keinen Fall trotz seiner Drogenabhängigkeit in den "Faulen Pelz" geschickt werden möchte: Was das Heidelberger Landgericht in einem Prozess beschäftigt

Von 
Michaela Roßner
Lesedauer: 
© dpa

Heidelberg. Anfang Dezember, abends auf der Autobahn 656 zwischen Mannheim und Heidelberg: Einer Streife des Autobahnpolizeireviers Seckenheim fällt ein Auto auf. Eigentlich gibt es keinen besonderen Grund. Die junge Beamtin und ihr Begleiter beschließen trotzdem, Wagen und Fahrer zu kontrollieren. Ein Volltreffer: Der 36-Jährige sitzt ohne Führerschein und unter Drogeneinfluss am Steuer.

Als andere Polizisten wenig später die Wohnung des Mannes unter die Lupe nehmen, finden sie weitere Drogen, Waffen und mehrere Bündel Falschgeld. Seit Dienstag muss sich der mehrfach vorbestrafte Mann deshalb vor dem Heidelberger Landgericht verantworten - unter anderem wegen bewaffneten Drogenhandels. Er legte ein volles Geständnis ab.

Vorsätzliches Fahren ohne Fahrerlaubnis, Geldfälschung und gewerbsmäßiger bewaffneter Handel mit Betäubungsmitteln wirft der Staatsanwalt dem Angeklagten vor. Bei der Kontrolle hatte er einen „kroatischen“ Führerschein präsentiert. „Der war als Fälschung leicht zu erkennen“, berichtet die Polizeibeamtin, die als Zeugin zum Prozessauftakt aussagt. „Er fuhr keine Schlangenlinien“, die Kontrolle sei routinemäßig erfolgt. Eine Abfrage im Polizeicomputer, noch von der Kontrollstelle aus gestartet, habe dann aber ergeben, dass der Fahrer nicht nur mehrfach vorbestraft gewesen sei, sondern über ihm eine Fahrerlaubnissperre für Deutschland schwebte. „Aus dem leicht geöffneten Autofenster kam Marihuanageruch“, erzählt die Beamtin weiter.

Cannabisgeruch strömt aus dem leicht geöffneten Fenster

Acht Joints, dazu weitere verdächtige Substanzen, die sich später im Labor unter anderem als Kokain und Amphetamin herausstellen, sowie eine große Menge Geldscheine fanden die Beamten noch im Auto. Der Fahrer, dessen Pupillen auffallend klein gewesen seien, kommt mit aufs Revier und muss eine Blutprobe abgeben.

Der Mannheimer Morgen auf WhatsApp



Auf unserem WhatsApp-Kanal informieren wir über die wichtigsten Nachrichten des Tages, empfehlen besonders bemerkenswerte Artikel aus Mannheim und der Region und geben coole Tipps rund um die Quadratestadt

Jetzt unter dem Link abonnieren, um nichts mehr zu verpassen

Derweil rollen weitere Streifenwagen vor der Adresse in einer Gemeinde des Rhein-Neckar-Kreises vor, an welcher der 36-Jährige gemeldet ist und wo seine Eltern leben, und schließlich auch bei der Adresse der Lebensgefährtin in Heidelberg. „Mein Hund wollte sofort in den Keller“, erinnert sich ein Polizeihundeführer an den Abend, der inzwischen zur Nacht geworden war: Zielstrebig führte der Drogenspürhund seinen Besitzer schließlich zu einem verschlossenen Stahlschrank im Untergeschoss, in dem fünf Päckchen Drogen lagerten und ein kleines Waffenarsenal mit Messern, einem Schlagstock und einem Schlagring.

„Der Schrank war zwar verschlossen, aber ich konnte ihn leicht von oben aufdrücken“, erzählt der Polizeihundeführer. Direkt nebenan habe es verschiedene Metall- und Plastikbehältnisse gegeben, in denen weitere Drogen und Falschgeld lagerten. Auch im Schlafzimmer im Dachgeschoss wurden die Ermittler fündig. Drei Kinder - darunter sehr kleine - leben in dem Haushalt, für den sich nun auch das Jugendamt interessiert.

Falschgeld mit „Copy“-Beschriftung

Das Falschgeld - vor allem 50- und 20-Euro-Scheine, insgesamt 3590 Euro - sei leicht als Kopie erkennbar gewesen, bewertet ein Kripobeamter, der ebenfalls als Zeuge auftritt, „zumal auf einer Seite der Aufdruck ,Copy’ stand“. Der Lebensweg des Mannes mit Hauptschulabschluss und ohne Ausbildung zeigte immer wieder Zäsuren. Zuletzt ging er wieder arbeiten und absolvierte eine Therapie „Der Krebstod eines guten Freundes hat mich aus der Bahn geworfen“, erklärt der Angeklagte, warum er Ende 2023 wieder zu Drogen griff. Der Handel mit den Stoffen sollte dazu dienen, den Konsum zu finanzieren.

Mehr zum Thema

Justiz

Das sagen Verantwortliche des "Faulen Pelz" in Heidelberg zum Maßregelvollzug

Veröffentlicht
Von
Agnes Polewka
Mehr erfahren
Maßregelvollzug

Nach Kritik: Gespräch mit Sozialministerium über den "Faulen Pelz"

Veröffentlicht
Von
Agnes Polewka
Mehr erfahren
Politik

Missstände im "Faulen Pelz" in Heidelberg: Alcatraz Baden-Württembergs?

Veröffentlicht
Von
David Nau
Mehr erfahren

Dafür drohen ihm zwischen dreieinhalb und vier Jahren Haft - darauf haben sich Richter unter dem Vorsitz von Markus Krumme, der Staatsanwalt und der Verteidiger in einem Rechtsgespräch geeinigt. „Mein Mandant möchte auf gar keinen Fall eine Unterbringung nach Paragraf 64“, betont Verteidiger Maximilian Seyderhelm. Suchtkranke Täter sind sonst eher „scharf“ auf eine solche Therapie im Maßregelvollzug. Warum der 36-Jährige - trotz Therapiewunsch - lieber sofort und nur ins Gefängnis möchte? „Man hört so viel Schlechtes über den ,Faulen Pelz’“, verweist der Anwalt auf das alte Gefängnis in der Heidelberger Altstadt, das vom Land vorübergehend als Ausweichklinik genutzt wird. „Da will er auf keinen Fall hin. “

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke