Tierschutz Tierheime leiden doppelt

Viele "Corona-Hunde", steigende Kosten, ausfallende Spenden: Bundesdeutsche Tierheime stehen vor dem Kollaps. Die Warnungen müssen ernst genommen werden, kommentiert Michaela Roßner

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Michaela Roßner
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Bei der Nachschau auf die Corona-Pandemie wird in vielen Bereichen ein Brennglas als anschaulicher Vergleich gewählt: Die Probleme gab es schon vorher – aber unter dem Druck der außergewöhnlichen Bedingungen haben sie sich verschärft und werden viel klarer wahrgenommen. Das gilt beim Pflegenotstand in den Kliniken genauso wie bei den (digitalen) Defiziten an den Schulen. Und für den Tierschutz.

In der bedrückenden aktuellen Situation vieler Tierheime kommen ganz unterschiedliche Faktoren zusammen. Die meisten haben etwas mit Geld zu tun. Tierarzt-, Personal- und Unterhaltungskosten steigen immens an, gleichzeitig gibt es mehr Konkurrenz um das knapper werdende Spendenaufkommen. Viele Menschen müssen sehr viel genauer in ihren Geldbeutel schauen, bevor sie etwas daraus verschenken.

Während der Pandemie erfüllten sich viele ihren Wunsch nach einem lebendigen Kuscheltier, Freizeit- und Sportpartner – und wissen nun nicht, wohin damit

Es ist aber auch der erschreckend leichtfertige Umgang mit den tierischen Lebewesen: Während der Pandemie erfüllten sich viele ihren Wunsch nach einem lebendigen Kuscheltier, Freizeit- und Sportpartner – und wissen nun nicht, wohin damit, wenn sie wieder wie früher ihrem Job nachgehen oder sich freuen, endlich wieder frei in Urlaub fliegen zu können.

Hinzu kommen Probleme aus fehlender Sachkenntnis und Unterschätzung der Probleme, die einen erwarten können, wenn man ein knuddeliges Fellbündel aus einem Dorf in den Karpaten oder dem hinteren Winkel einer griechischen Insel in den quirligen Alltag einer Familie in einer deutschen Großstadt holt – und von Anfang an falsch behandelt.

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Sicher, jedes Wesen, das von einem schrecklichen Straßenlebendasein gerettet wird, ist gut. Aber wenn es dann wegen des mangelnden Fachwissens in der Pubertät als beißendes Problemtier in die deutschen Tierheime abgeschoben wird, leiden diese gleich doppelt: Erstens haben sie nun einen Schützling mehr, der erst einmal intensive Betreuung braucht – zweitens vermitteln sie weniger andere Tiere, in die sie schon viel investiert haben.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg