Klimaschutz

Teure Bäume: Wie Heidelberg der Hitze entgegenarbeitet

Einen großen Baum in einem eng bebauten Stadtviertel zu pflanzen, ist aufwendig und teuer. Heidelberg geht diesen Weg. Wo die neuen Bäume gepflanzt werden

Von 
Michaela Roßner
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Die Bergheimer Straße in Heidelberg: Zwischen Häusern, Schienen, Stromleitung und Erschließung im Boden haben es Bäume schwer. © Philipp Rothe

Mannheim. An diesem Morgen ist es feucht und kühl. Aber bald werden die Tage trocken und heiß sein. Das Leben in einer dicht bebauten Stadt kann dann zur Belastung werden. Bäume, die über ihre Blätter Wasser verdunsten und die Luft abkühlen, sind ideale „Klimaschützer“ in der Stadt.

Doch wie aufwendig - und teuer - es sein kann, hat die Stadtspitze jetzt bei einem Ortstermin in der Bergheimer Straße erklärt. Dort werden gerade drei junge Ulmen gepflanzt. Die Stadt wappnet sich im Klimawandel für die Hitze.

Heidelberg will Stadtklima verbessern

Tropische Nächte mit über 20 Grad Celsius und „Wüstentage“ mit mehr als 35 Grad Celsius haben den Sommer 2022 auch im Stadtgebiet Heidelberg geprägt. „Die steigende Hitzebelastung stellt uns, gerade im urbanen Ballungsgebiet, vor große Herausforderungen. Da die Luft durch die dichte Bebauung weniger zirkulieren kann, entsteht ein Wärmeinsel-Effekt.

Unser Ziel ist es, das Stadtklima möglichst kurzfristig zu verbessern. Unter anderem, indem wir Plätze entsiegeln, und grüne Oasen schaffen“, sagt Oberbürgermeister Eckart Würzner. „Das Umweltamt hat einen Hitzeaktionsplan mit konkreten Schutzmaßnahmen erstellt“, berichtet Umweltbürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain.

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Dieser Plan soll in klimatisch besonders belasteten Innenstadt-Gebieten - wie Bergheim und der Altstadt - zeitnah realisiert werden: „Es geht dabei sowohl um Informationen zum Hitzeschutz als auch um Anpassungsmaßnahmen bei der Stadtplanung.“ So weist eine „Kühle Karte“ den Weg zu schattigen Plätzen wie Parks und Kirchen sowie zu Wasserspendern.

Zierliche Ulmen: 200 Liter Wasser zum Gießen

Die drei Ulmen, die in diesen Tagen in der Bergheimer Straße verpflanzt werden, füllen Lücken auf. Damit sie möglichst viel Raum im Boden bekommen für ihre Wurzeln, sind die Pflanzbereiche verlängert worden. Etwa vier mal 1,29 Meter ist die Grube groß und drei Meter tief, in die Pflanzsubstrat gefüllt wird. Das Problem: Unter dem Pflaster und Asphalt der Straße verlaufen nicht nur Rohre und Leitungen, sondern auch Kabel für Internet und Beleuchtung. „Hier müssen wir alles mit Muskelkraft ausbaggern“, erklärt Ernst Baader, Leiter des Landschafts- und Forstamtes.

Die schmale Grube, die einer jungen Ulme zum Wurzeln zur Verfügung steht. © Philipp Rothe

So kostet ein Baum zwischen 11 000 und 15 000 Euro. „Die jungen Bäume sind zwischen zwölf und 15 Jahre alt und spenden bereits jetzt Schatten“, freut sich Baader. Anders als manche frisch gepflanzten Großbäume in der Bahnstadt, die pro Gießvorgang bis zu 500 Liter Wasser bekommen, begnügen sich die viel zierlicheren Ulmen mit rund 200 Litern pro Gießen - also etwa eine Badewanne voll. Damit ein Einzelbaum standhaft bleibt und gedeiht, rechnet man grob mit einem Platzbedarf des Wurzelballens, der der Kronengröße entspricht.

Ein Blick nach oben in die Stromleitungen der Straßenbahn erklärt, dass das hier nicht möglich ist. „Wir haben deshalb die Pflanzgrube etwas in die Länge gezogen“, beschreibt Baader, wie den neuen Bäumen möglichst gute Startbedingungen gegeben werden sollen.

Nachbarbäume sind krank

80 bis 100 Jahre könnte eine Ulme theoretisch werden. Unter den schwierigen Bedingungen inmitten der Stadt ist das eher nicht zu schaffen. Die Nachbarn der Jungbäume, mehrere Christusdornen, sind bereits schwer durch einen Baumschwamm geschwächt, eine Pilzkrankheit, die das Holz zersetzt.

Durch Artenvielfalt bei den Pflanzungen wollen die Experten des Landschafts- und Forstamtes den Bestand möglichst gesund halten. Die ältesten Bäume der Stadt kann man übrigens auf dem Bergfriedhof bewundern: Einige der Platanen sind 160 Jahre alt.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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