Ein gesundes Leben braucht eine intakte Umwelt: Diese Erkenntnis steht über den Veranstaltungen der zwölften Kommunalen Gesundheitskonferenz (KGK), die die Stadt Heidelberg und der Rhein-Neckar-Kreis ganz unter das Thema „Klimawandel und Gesundheit“ stellen. Nach der Auftaktveranstaltung am Mittwochnachmittag im Conference Center der Rainer Wild Holding in Heidelberg-Wieblingen sind bis November 14 öffentliche Veranstaltungen in der Region geplant, darunter mehrere auf dem Gelände der Bundesgartenschau in Mannheim.
Es sei „das richtige Thema zum richtigen Zeitpunkt“, würdigte Landrat Stefan Dallinger das Oberthema der Gesundheitskonferenz, die ob der komplexen Fragestellungen zurecht auf mehrere Veranstaltungen verteilt worden sei. Von Hitzewellen bis zu den Folgen auf die Nahrungsmittelproduktion reiche die Aufgabenstellung. Die Kommunen seien nicht zuletzt als Arbeitgeber gefordert, gesunde Rahmenbedingungen zu schaffen.
Gesundheitskonferenz
- Die Kommunale Gesundheitskonferenz von Rhein-Neckar-Kreis und Heidelberg (KGK) findet zum zwölften Mal statt.
- Die Konferenz ist als Steuerungsgremium und Vernetzungsplattform für Vertretungen von Einrichtungen und Institutionen der Gesundheitsförderung, medizinischen Versorgung und Bildung gedacht.
- Seit 2012 organisieren die Stadt Heidelberg und der Rhein-Neckar-Kreis abwechselnd die Foren.
- Begleitet werden KGK von der Geschäftsstelle Kommunale Gesundheitskonferenz.
Stefanie Jansen betonte, wie wichtig es sei, den „regionalen Blick auf die Dinge“ zu richten und einen Schulterschluss der Akteure vor Ort anzustreben. Der Klimawandel sei nicht nur mit ökologischen, sondern auch mit sozialen Fragestellungen verknüpft – nicht erst dann, wenn es eine Frage des Geldes ist, ob man sich vor den Folgen der Klimakatastrophe schützen kann.
„Klimaschutz ist auch Gesundheitsschutz“, betonte Michael Eichinger von der Medizinischen Fakultät Mannheim der Uni Heidelberg. Umgekehrt sei ein gesundes Leben nur in einer gesunden Umwelt möglich. Und so schütze man die Umwelt beinahe automatisch, wenn man für ein gesundes Leben sorge.
Die Klimakrise habe, wenn es schlecht laufe, das Zeug dazu, „ein Treiber sozialer Ungerechtigkeit zu sein“. So zeigten Analysen, dass diejenigen, die die Klimakrise am wenigsten verursacht hätten, am meisten darunter leiden müssten. „Die Wahrheit ist dem Menschen zuzumuten“, zitierte der Mannheimer Mediziner die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann.
Es brauche auch Mut, Dinge kreativ und neu zu denken, verwies Eichinger auf ein Forschungsprojekt in Berlin, wo Methoden gesucht werden, den klassischen Durchgangsverkehr in den Kiez-Vierteln zu unterbinden – aber mit der Akzeptanz der Bewohner.
Hitze als Todesursache
Neben einer möglichen Unterernährung wegen klimabedingter Probleme bei der Nahrungsmittelproduktion müssten unter anderem psychische Folgen des Klimas betrachtet werden. So hätten gerade 60 Prozent der jungen Menschen bei einer Befragung angegeben, dass sie sich sehr ernsthaft um die Zukunft sorgen angesichts dieser globalen Herausforderung.
Alina Herrmann vom Heidelberger Institut für Global Health der Universität Heidelberg ging auf das Thema Gesundheitsschutz in Hitzewellen ein. Mannheim und Heidelberg haben bereits Hitzeaktionspläne erstellt. In Heidelberg etwa kann man auf einer interaktiven Karte kühle Orte („Kühle Karte“) oder einen Temperatur-Kompass anklicken. Dass Hitze sogar tödlich sein kann, belegte Herrmann mit Zahlen zur Sterblichkeit in Abhängigkeit von Hitzephasen. 2018 etwa war ein solches Jahr, in dem eine deutlich ablesbare Übersterblichkeit zu beklagen war – in einem Bereich, der den Grippeopfern einer Saison vergleichbar ist. Erwärmt sich das Klima um durchschnittlich drei Grad, gebe es eine 2,3-fach erhöhte Rate an Todesfällen im Vergleich zu einer Klimaerwärmung um „nur“ 1,5 Grad, zitiert Herrmann weitere Studien. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstellt seit 2008 regelmäßig Hitzeaktionspläne, an denen sich Kommunen orientieren könnten.
Schattenplätze und Wasserspiele
Hilfreich sei außerdem das Hitzewarnsystem des Deutschen Wetterdienstes, nach dem Städte und Gemeinden ihre Aktionen ausrichten könnten. Von spontan mit Wasserspielen aus Feuerwehrschläuchen ausgestatteten Plätzen bis zu Trinkwasserspendern gebe es viele Möglichkeiten, den Bürgerinnen und Bürgern eine Abkühlung anzubieten. Langfristig seien mehr Grünflächen und Schattenplätze bei der Stadtplanung zu berücksichtigen.
Der Bogen, den die 14 öffentlichen Veranstaltungen der KGK schlagen, ist lang und reicht von der Frage, ob Klimawandel und Teilhabechancen zusammenpassen (10. Mai, 11 Uhr, Buga und 24. Juni, 13 Uhr, Wilckensschule Heidelberg) über „Hitzeaktionspläne für Kommunen“ (26. Mai, 10 Uhr, Landratsamt Heidelberg) bis zum Abschluss „Klimawandel und Gesundheit“ am 9. November in der Klima Arena Sinsheim.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg_artikel,-heidelberg-gesundheit-und-klimawandel-wie-heidelberg-und-der-rhein-neckar-kreis-sich-engagieren-woll-_arid,2077881.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/dossiers_dossier,-_dossierid,18.html
[3] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Gesundes Klima ein Muss