Heidelberg. Der Drittplatzierte, Sören Michelsburg (SPD), zieht seine Bewerbung bei der OB-Wahl in Heidelberg zurück: Beim zweiten Wahlgang am 27. November trete er nicht mehr an, bestätigte der Ex-Kandidat dieser Redaktion. Damit läuft alles wie von vielen erwartet auf das Duell Eckart Würzner – Theresia Bauer hinaus. Der 34-jährige SPD-Kreisvorsitzende begründete den mit Spannung erwarteten Schritt damit, dass im zweiten Wahlgang aus seiner Sicht diejenigen kandidieren sollten, die die Chance haben, Oberbürgermeister zu werden. Er selbst gehöre nach eigener Einschätzung nicht mehr dazu. Der Pädagoge hatte bei der Wahl am Sonntag 13,5 Prozent der Stimmen erhalten. 45,9 Prozent gingen an Amtsinhaber Eckart Würzner, 28,6 Prozent an die grüne Herausforderin Theresia Bauer.
„Überparteiliche Vorbehalte“
Auch Bernd Zieger („Die Linke“) hat am Dienstag seine Kandidatur zurückgezogen. Bei der OB-Wahl am Sonntag erhielt er 3,64 Prozent der Stimmen. Er hätte sich ein Wahlergebnis über vier Prozent gewünscht, räumte er ein. Ernsthaft Hoffnungen auf den Chefessel im Rathaus hatte sich der 54-jährige Stadtrat nicht gemacht. „Ich bin zufrieden mit dem Wahlergebnis, hoffte natürlich, dass es noch an die vier Prozentpunkte kommt. Es ist mir gelungen, Themen zu setzen – noch nie ist in der Stadt so viel über bezahlbares Wohnen gesprochen worden, bilanzierte er seine Kandidatur am Wahlabend „als sehr erfolgreiches Projekt“.
Michelsburg begründete seine Entscheidung am Mittwochmorgen so: „Ich habe bereits zu Beginn meines Wahlkampfes gesagt, dass nur die beiden Kandidierenden im zweiten Wahlgang antreten sollten, die eine realistische Chance haben, Oberbürgermeisterin oder Oberbürgermeister zu werden. Zu dieser Aussage stehe ich. Wir haben in den letzten Tagen viele Gespräche mit allen Kandidierenden und Gruppierungen im Gemeinderat geführt. Ich habe viel Unterstützung bekommen, weiterzumachen, aber nicht von der entscheidenden Kandidatin“, bezog sich Michelsburg wohl auf Bauer, ohne deren Namen zu nennen. „Daher werde ich meine Kandidatur zurückziehen“, fasste der SPD-Kandidat zusammen.
Es habe „gleichzeitig zahlreiche überparteiliche Vorbehalte“ gegeben, „sich gemeinsam als Bündnis hinter Theresia Bauer zu stellen“, räumte Michelsburg ein. Es sei nun im zweiten Wahlgang erneut Aufgabe der Wähler und Wählerinnen, zu entscheiden. „Die SPD Heidelberg hat sich in ihrer Kreisdelegiertenkonferenz gestern klar dafür ausgesprochen, keine Kandidatur im zweiten Wahlgang zu unterstützen oder eine Empfehlung auszusprechen. Das haben wir sowohl Eckart Würzner wie auch Theresia Bauer mitgeteilt“, heißt es in der Mitteilung weiter. Würzner und Bauer sowie die dahinter stehenden Parteien hätten „dafür Verständnis und sind damit zufrieden, nun selbst die Möglichkeit zu haben, meine Wähler:innen von sich zu überzeugen.“
Michelsburg bedankte sich für alle erhaltenen Stimmen. „Ich stehe am 27.11. nun nicht mehr auf dem Wahlzettel, aber möchte hiermit ausdrücklich dazu aufrufen, zur Wahl zu gehen“. Eine explizite Wahlempfehlung sprach Michelsburg nicht aus: „Ich bitte insbesondere meine Wählerinnen und Wähler darum, sich die verbleibenden Kandidatinnen und Kandidaten anzuschauen und zu überlegen, wer die gesetzten Inhalte transportiert und Sie als Oberbürgermeister oder Oberbürgermeisterin überzeugt.“
Den zweiten Wahlgang verfolge er nun „gespannt“: „Selbstverständlich werde ich mich weiterhin im Stadtrat für meine aus dem Wahlkampf bekannten Ideen einsetzen, wie zum Beispiel mehr bezahlbaren Wohnraum, die Verfolgung von Leerstand, das Miteinander in der Politikgestaltung, die klimaneutrale Stadt und eine moderne, zukunftsfähige Verkehrspolitik“.
Unterstützung für die grüne Spitzenkandidatin Bauer kommt von der Wählerinitiative HiB: „Demokratie und Vielfalt bedeuten für Heidelberg in Bewegung (HiB) einen Wechsel nach zwei vollen Amtszeiten“, teilt Kandidatin Angeliki „ALINA“ Papagiannaki-Sönmez mit. „Wer Theresia Bauer jetzt nicht unterstützt, ist gegen einen Wechsel“, formuliert HiB-Gemeinderat Waseem Butt, „deshalb empfehlen ALINA und Heidelberg in Bewegung, am 27. November im zweiten Wahlgang Theresia Bauer zu wählen.“
„Nach einem konstruktiven Gespräch mit Herrn OB Würzner habe ich mich entschieden, ihn bei der zweiten OB-Wahlrunde zu unterstützen“, erklärt Sassan Khajehali. Er hatte 0,5 Prozent der Stimmen bekommen.
„Nachdem es so aussieht, als würden alle anderen außer Bauer und Würzner zurückziehen, sehe ich es als meine demokratische Pflicht an weiter anzutreten“, lässt dagegen Björn Leuzinger („Die Partei“) wissen. Das Ergebnis für den Vertreter der Satire-Partei lag bei 1,8 Prozent am Sonntag. Damit stünden in gut zwei Wochen auf jeden Fall schon einmal die drei Namen Bauer, Würzner und Leuzinger auf dem Stimmzettel. Am 27. November sind rund 106 277 Wahlberechtigte erneut aufgerufen, den Stadtchef oder die Stadtchefin Heidelbergs für die nächsten acht Jahre zu bestimmen. Ob gar weitere, neue Namen auf den Stimmzettel kommen, soll sich bei der Sitzung des Wahlausschusses am Donnerstagmorgen, 9 Uhr, im Neuen Sitzungssaal am Marktplatz entscheiden.
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