Heidelberg. Noch befindet sich der Bau des neuen Betriebshofs der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) in der Vorplanung. Doch in diesem Jahr soll das Großprojekt einen entscheidenden Planungsschritt weiterkommen. Und es gibt überraschende neue Details. Thema war das am Dienstagabend im Ausschuss; am 20. Juli soll es im Gemeinderat auf der Tagesordnung stehen.
So soll nun der „komplette gummibereifte Verkehr“ aufs Dach des neuen Betriebshofs gebracht werden. Das hatten Stadt und RNV bereits Mitte Mai mitgeteilt. Hintergrund seien neue Erkenntnisse zum Thema Brandschutz: Elektrisch per Batterie angetriebene Busse und Dienstfahrzeuge benötigten einen größeren Sicherheitsabstand.
Der Flächenbedarf ist ohnehin ein zentrales Thema der Planungen. Nach der politischen Entscheidung, den Betriebshof im laufenden Betrieb am alten Standort zu sanieren, wird quasi um jeden Zentimeter auf dem 165 auf 130 Meter großen Areal gerungen. Auch die Idee, das Dach in die Platzplanungen einzubeziehen, ist nicht neu. Allerdings ging es dabei um die Frage, ob Straßenbahnen in die Höhe rollen könnten. Dies wurde mit dem Verweis auf dafür notwendige, lange Zufahrtsrampen mit entsprechend großem Platzbedarf verworfen. Nun sollen Rampen im Gebäude die zusätzlichen Flächen auf dem Dach erschließen.
Zuletzt galt als ausgemachte Sache, dass das Dach begrünt wird und den durch verschiedene Verkehrsachsen geprägten Stadtteil Bergheim mit einer Naherholungsfläche bereichert. Ein Park, so der aktuelle Stand der Überlegungen, könnte stattdessen die Emil-Maier entstehen. Außerdem sollen die Ränder des Dachs des Betriebshofs „intensiv begrünt“ werden – einmal, weil die geparkten Fahrzeuge so etwas versteckt werden können – aber auch, um die Öko-Bilanz des Bauwerks zu verbessern.
Fenster zur Metz-Straße
Mit großen Fenstern entlang der Karl-Metz-Straße könnte sich das Gebäude in den Stadtteil öffnen: Ähnlich wie im Theater in der Altstadt könnten Passanten dann beim Vorbeilaufen in die Werkstätten schauen – und die Mitarbeiter nach draußen.
Von der Idee, die alte Eternit-Halle an der Grenze nach Leimen als Fahrzeughalle zu nutzen, sind die Planer offenbar abgerückt: Wegen der anfallenden Leerkilometer und „der fehlenden Anbindung an das bestehende Gleisstreckennetz sowie einer notwendigen Querung der Karlsruher Straße“ würde diese Variante zu erhöhten Kosten führen, heißt es in der Vorlage. Außerdem sei davon auszugehen, dass der Standort „durch erhebliche Altlasten belastet ist“. Da zudem nur eine Zulaufstrecke in Richtung Innenstadt zur Verfügung stehe, bestehe „aus betrieblicher Sicht ein höheres Störfallrisiko beim Ausrücken der Bahnen“. Dazu kommt: Die Hallen und teilweise die Gebäude stehen unter Denkmalschutz und sind baulich in keinem guten Zustand. Für diesen Standort wäre daher „eine neue Planung inklusive Gutachten notwendig, was einen enormen Zeitverlust bedeuten würde“.
Schon länger verworfen ist die Idee, auf den Betriebshof Wohnungen zu bauen. Experten hatten das unter anderem mit dem Verweis auf Erschütterungen abgewiesen.
Die Fraktion der Grünen hatte in einem Antrag die „Vorlage aller Gutachten und Planungen, sowie der Protokolle von Planungsbesprechungen in vollständiger Fassung, die seit 2014 erstellt wurden inklusive aller Kosten, die dafür bisher aufgewandt wurden“ zu präsentieren. Das sollte nun am Dienstagabend im Ausschuss geschehen. Bei der Gemeinderatssitzung am 20. Juli ist das Thema erneut auf der Tagesordnung.
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Wird vielleicht gar kein weiterer Abstellplatz für die Straßenbahnen im Heidelberger Süden benötigt? Zur Sitzung liegt ein Antrag der Grünen vor. Er erörtert, „vor dem Hintergrund dieser neuen Erkenntnisse könnte es möglich sein, einen der derzeit zwei geplanten, dezentralen Abstellanlagen Rohrbach Süd oder Wieblingen wegzulassen oder zu reduzieren“.
Die bisher für mindestens die Umbauzeit als notwendig betrachteten, zusätzlichen Abstellanlagen für Straßenbahnen sind vor allem in den südlichen Stadtteilen stark in der Kritik. In Rohrbach sollen Grün und landwirtschaftliche Flächen dafür verbraucht werden. An der Haltestelle Berufsschule in Wieblingen wird zwischen den Gleisen geplant.
Die Planer gehen weiter von zwei nötigen externen Abstellanlagen aus: Die RNV habe zwar für die Umbauphase vorübergehende Abstellmöglichkeiten für Straßenbahnen in Handschuhsheim (vier Bahnen), Kirchheim Friedhof (drei Bahnen), Leimen Friedhof (zwei Bahnen) und Edingen (sieben Bahnen) identifiziert. „Hieraus ergibt sich ein Defizit von etwa 18 Bahnen“, heißt es. Und die sollen nun eben auf Wieblingen und Rohrbach-Süd verteilt werden.
Zwei Ausweich-Abstellflächen
Der Verzicht auf eine von beiden – so nun die Idee der Grünen – könnte die Kosten des Infrastrukturprojekts außerdem massiv drücken. Die Fraktion sieht hier ein Einsparpotenzial von 20 bis 30 Millionen Euro. „Der Umbau des Betriebshof-Areals in Bergheim soll dadurch nicht verzögert werden“, heißt es weiter. Der Neubau des Betriebshofs wurde mit 67 Millionen Euro kalkuliert. Diese Investitionshöhe ist wohl kaum noch zu halten, heißt es nun. Experten gehen von einer Preissteigerung in Höhe von 30 Prozent aus.
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