Heidelberg

Nun bekommt auch Heidelberg ein queeres Zentrum

Fast 30 Vereine, Gruppierungen und Initiativen hatten Interesse an Räumen im alten Heidelberger Karlstorbahnhof signalisiert. Wie der Gemeinderat nun eine Lösung gefunden hat, in der viele zum Zuge kommen können

Von 
Michaela Roßner
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Der alte Karlstorbahnhof steht seit längerem weitgehend leer. © Philipp Rothe

Heidelberg. Auch Heidelberg bekommt – wie bereits Mannheim – ein Queer-Zentrum. Ein Netzwerk, das sich für die Anerkennung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt einsetzt, hat einen Trägerverein gegründet. Das Zentrum soll in das ehemalige Kino im alten Karlstorbahnhof einziehen. Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung am Mittwoch ein Zwischennutzungskonzept beschlossen, das auch andere Nutzungen in dem seit Ende 2022 leerstehenden alten Bahnhofsgebäude möglich macht.

Seit einem halben Jahr steht das ehemalige Kulturzentrum am Rande der Heidelberger Altstadt nun leer: Im Oktober 2022 war Geschäftsführerin Cora Malik mit ihrem Team und dem Programm in den Neubau des Karlstorbahnhofs in der Heidelberger Südstadt umgezogen. Aktuell nutzen das Theater und Orchester Heidelberg das Erdgeschoss mit dem Dance Theater vorübergehend. Die ursprünglichen Proberäume im Theater können nach der Sommerpause wieder genutzt werden.

Weitere Nutzer des Karlstorbahnhof

  • Das Zimmertheater, das seinen bisherigen Standort in der Hauptstraße aufgeben muss, wird die Räumlichkeiten des ehemaligen TiKK im Dachgeschoss anmieten.
  • Das Projekt Inter-Actions, das seine Zwischennutzung in der Kurfürstenanlage aufgeben muss, könnte möglicherweise den Saal vorübergehend bis zur Fertigstellung der Räumlichkeiten im Bahnbetriebswerk mitnutzen.
  • Das Kino im Erdgeschoss soll als Queeres Zentrum mit eigenem Eingang genutzt werden.

Zuletzt hatte sich nur noch das Medienforum dafür eingesetzt, wenigstens mit einem Bein am alten Standort zu bleiben. Doch nun haben sich die Experten für Filmgeschichte und Filmkunst sowie für Medienpädagogik dazu entschieden, sich ganz auf den neuen Standort zu konzentrieren. Dabei wurde auch der finanzielle Aspekt diskutiert: Die alte Adresse zusätzlich zu behalten und hier Kinoarbeit zu leisten hätte nach Schätzungen des Vereins Medienforum pro Jahr zusätzlich rund 75 000 Euro gekostet.

Kinokonkurrenz senkt Daumen

Auch die anderen Programmkinos in der Stadt waren offenbar nicht begeistert von der Idee, dass der alte Kinostandort des Medienforums erhalten bleibt: „Wie wir bereits in unserem Schreiben im vergangenen Jahr deutlich gemacht haben, stellt ein stark öffentlich subventioniertes kommunales Kino, das mit der Programm- und Filmauswahl sich immer mehr uns angeglichen hat, eine große Konkurrenz dar. Ein zweiter Standort würde diese Konkurrenzsituation noch sehr verschärfen“, formulierte der Geschäftsführer des Verbands AG Kino, Felix Bruder, in seiner Stellungnahme für den Gemeinderat. Der Leitsatz „Viel hilft viel“ möge zwar in Ballungsräumen und Großstädten für Kinos gelten. „Für Städte in der Größe von Heidelberg führt dieses aber zur Gefährdung der Wirtschaftlichkeit gewerblicher Kinos.“

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Fast 30 Institutionen, Vereine und Gruppen hatten ihr Interesse an der Nutzung des alten Karlstorbahnhofs formuliert – gewerbliche Nutzer sind dabei noch gar nicht miterfasst. Vom Verein Alt–Heidelberg über eine Initiative mit dem Namen „Fusioniert Heidelberg (e. V. i. G.)“ bis zur Arbeitsgemeinschaft Heidelberger Frauenverbände, die selbst etwa 20 Gruppierungen vertreten, hatten alle eine Idee, wie man das Zentrum wiederbeleben könnte.

Einige von ihnen – und weitere – kommen nun zum Zug – nachdem die Handwerker gewirkt haben: Neben der Ertüchtigung für die Zwischennutzung stünden auch „Reparaturen aus unterlassener Instandhaltung“ an, und es seien „Schäden, welche beim Auszug des Vornutzers entstanden sind“ zu beheben, heißt es in der Verwaltungsvorlage.

Bis 2025 oder 2026 soll der alte Bahnhof nun als Bürgerzentrum geführt werden. Träger des Hauses wird der Stadtteilverein Alt-Heidelberg, der an Vereine, Bürger und Institutionen weitervermittelt.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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