"Eigentlich könnte ich jetzt richtig loslegen - nun bin ich warmgelaufen“, sagt Michael Braum schmunzelnd. Der Professor für Städtebau hat zehn Jahre als geschäftsführender Direktor die Internationale Bauausstellung (IBA) unter dem Motto „Wissen schafft Stadt“ in Heidelberg gewirkt - und fühlt sich nun fast als Bürger dieser Stadt. Vom 29. April bis 10. Juli präsentieren er und seine Kollegen zum Abschluss ihre Arbeit.
Neben einer Ausstellung in Räumen des künftigen Karlstorbahnhofs (bis 26. Juni) gibt es über die gesamte Stadt verteilt rund 50 Veranstaltungen. Das große IBA-Abschlussfest steigt am 8. Juli im Energiespeicher im Pfaffengrund. Zum Auftakt des Finales am 29. April kommen Bundesbauministerin Klara Geywitz und Landesbauministerin Nicole Razavi nach Heidelberg.
Internationale Bauausstellung (IBA)
- Die erste Internationale Bauausstellung (IBA) gab es 1901 in Darmstadt.
- Berühmtes Beispiel für ein IBA-Projekt ist die Stuttgarter Weissenhofsiedlung. Die Bauhaussiedlung wurde 1927 durch die IBA errichtet.
- Die IBA Heidelberg findet unter dem Leitthema „Wissen schafft Stadt“ von 2012 bis Ende 2022 statt.
- Ziel ist es, Heidelberg zur „Wissensstadt der Zukunft“ zu machen.
- Vom 29. April bis 10. Juli findet die Abschlusspräsentation statt - mit 50 Veranstaltungen.
- Eine Ausstellung (bis 26. Juni) fasst die IBA im Karlstorbahnhof in der Südstadt (Marlene-Dietrich-Platz) zusammen.
- Infos: Iba.Heidelberg.de
Noch 24 Tage - auch Oberbürgermeister Eckart Würzner freut sich auf das IBA-Finale: „Die Internationale Bauausstellung hat unsere Stadt über zehn Jahre maßgeblich geprägt - und wird es auch in Zukunft tun: mit ihren 20 Projekten, die in unserer Stadt bereits entstanden sind oder derzeit entstehen. Aber auch mit Impulsen für ein freieres, kreativeres Denken in der Stadtgestaltung.“
Freiraum in Spinelli
Neben 20 Projekte in Heidelberg gehören drei Mannheimer Gastprojekte ins IBA-Programm: „Spinelli FreiRaumLab“ - das Ideen für das Areal zwischen Dürkheimer und Wachenheimer Straße gesammelt hat, ist eines davon. Auch die Multihalle und die neue Stadtbibliothek N2 sind von Braum und seinem Team bislang begleitet worden - letztes soll 2026 fertiggestellt werden.
Apropos: Dass in der „IBA-Dekade“ nur neun Projekte fertiggestellt werden - etwa das Studentenwohnheim in Selbstverwaltung Collegium Academicum, das Haus der Jugend und das Bürgerhaus B3 in der Bahnstadt - sieht IBA-Direktor Michael Braum nicht als Manko: „Im Gegenteil. Das ist ganz normal“, verweist er unter anderem auf elf projektierte Ideen.
Überhaupt gehe es bei einer Internationalen Bauausstellung nicht um eine schnelle Veränderung oder kurzfristige Effekte. „Die Internationale Bauausstellung hat in Heidelberg viele Spuren hinterlassen“, betont Erster und Baubürgermeister Jürgen Odszuck: „Einige sieht man bereits jetzt sehr deutlich im Stadtgebiet, andere wird man erst in zehn oder 20 Jahren wahrnehmen.“
Vier Krisen, sagt IBA-Direktor Braum, haben den Stadtgestaltungsprozess begleitet: zum Auftakt die Auswirkungen der Finanzkrise, dann die Flüchtlingskrise, schließlich die Corona-Pandemie und zuletzt der Krieg in der Ukraine. Immer wieder seien neue Einflüsse eingegangen in den IBA-Prozess. Dass Arbeiten und Wohnen viel enger gedacht und in der Stadtentwicklung stärker berücksichtigt werden müssen, habe er nicht durch die Pandemie lernen müssen, sondern „schon immer gewusst“, betont Braum. Im Entwurf des neuen Stadtteils Patrick-Henry-Village - ebenfalls ein IBA-Projekt - habe man dies von Beginn an mitgeplant. Odszuck: „Wir wollen nicht nur ein Dach über den Kopf und einen Baum vor der Tür, sondern Raum zum Leben.“
Ideen zusammenzutragen und durchzuspielen, wie Städte in Zukunft aussehen können, sei das wichtige Ziel der IBA gewesen, fasst Würzner zusammen. Die Kommune finanzierte die Bauausstellung mit jährlich rund einer Million Euro. Enttäuscht zeigte sich Würzner darüber, dass das Land sich nicht wie erhofft an der Finanzierung beteiligte. Weitere Mittel flossen indes projektbezogen etwa vom Bund für den „Anderen Park“ - sowie von den jeweiligen Bauherren.
Büro schließt zum Jahresende
Nach zehn Jahren muss sich die IBA nun in den verbleibenden neun Monaten auch selbst „abwickeln“. Das IBA-Büro im „Dezernat 16“, der alten Feuerwache am Czernyring, wird zum Jahresende geschlossen. Es werde aber kein Mitarbeiter auf die Straße gesetzt, betonen auch Würzner und Odszuck: „Da werden wir Lösungen finden“, versprach der OB. Auch Braum schaut zufrieden zurück: „Es war eine Klasse-Zeit“, meint er.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg_artikel,-heidelberg-nach-zehn-jahren-verabschiedet-sich-die-iba-aus-heidelberg-_arid,1934229.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg.html