Heidelberg. Die Straßenbahn, eine Seilbahn - und sogar eine Zeppelinanbindung - bleiben theoretisch Optionen, eine Neckarquerung für Fußgänger und Radler auch. Das sieht unter anderem der Masterplan für das Neuenheimer Feld vor, der nach einem gut vier Jahre dauernden Prozess am Donnerstagabend mit großer Mehrheit vom Heidelberger Gemeinderat verabschiedet wurde.
Der Universität und den Forschungseinrichtungen wird ein Zuwachs an Bruttogrundfläche von maximal 868 000 Quadratmetern zugesprochen. Die weitere Anbindung und ein Mobilitätskonzept indes ist noch nicht verabschiedet. Das soll in einer nächsten Stufe geschehen. Am 30. März soll sich damit der Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität beschäftigen.
Mehrstufiges Verfahren
„Ein Riesenschritt“, zeigte sich Oberbürgermeister Eckart Würzner beinahe feierlich ob des Abschlusses der Masterplanung. In dem mehrstufigen Verfahren, wurden aus mehrerer Entwürfen die zwei besten Entwürfe der Planungsteams von Kerstin Höger und Astoc ausgewählt - und aus beiden Ideen zu einem Entwurf zusammengepackt. Der Aufwand auch an Bürgerbeteiligung war enorm. Unter anderem fanden fünf Veranstaltungen der Bürgerbeteiligung statt. Am Streitpunkt „Hühnerstein“ droht der Masterplan zum Schluss noch zu scheitern: Unter anderem die stärkste Ratsfraktion, die Grünen, wollten mit der SPD noch Mitte Februar eine Zusicherung bis 2050, dass dieses Areal nicht bebaut wird. Das wiederum, betonten andere, sei rechtlich angreifbar und könnte die Stadt teuer zu stehen kommen, denn die Universität besitze im „Hühnerstein“ bereits Baurecht.
Land und Uni reagierten mit einem Brandbrief und der Antrag wurde abgemildert: Nach Möglichkeit soll nun von einer Bebauung vor 2050 abgesehen werden. Unirektor Bernhard Eitel, der die Ratssitzung vom PC aus verfolgte und sich zuschaltete, betonte, die Uni brauche den Hühnerstein unbedingt für ihre Entwicklung. „Wir sind offen und reichen die Hand, bitte schlagen Sie sie nicht aus“, bat er.
Der Erschließung des Campus per Straßenbahn möchten die Forschungseinrichtungen zustimmen, sofern die Straßenerschließung dann weiter nach Norden versetzt wird. Ingo Autenrieth, Leitender Ärztlicher Direktor der Uniklinik, formulierte den dringenden Bedarf an zusätzlichen Flächen der Universität. Auch die Erschließung ist für das universitären Medizinzentrum elementar, besonders für Notfallzufahrten. Aktuell habe man es mit einem Nadelöhr zu tun.
Zukunft des Neuenheimer Felds
- Wie soll sich der Campus Im Neuenheimer Feld weiterentwickeln? Wie bekommen die Institutionen und ihre Nutzer eine gute Perspektive für die Zukunft? Wie kann das Gebiet besser mit der Innenstadt und den Stadtteilen vernetzt werden? Zu diesen Fragen gibt es seit vier Jahren das Masterplanverfahren Im Neuenheimer Feld.
- Es wird von Stadt, Land und Universität getragen und finanziert.
- Es gab fünf Runden der Öffentlichkeitsbeteiligung, die regen Zuspruch hatten.
- Im Frühjahr 2022 „wanderte“ das Ergebnis durch die Gemeinderatsgremien.
- Am 17. März hat der Gemeinderat in öffentlicher Sitzung der erarbeiteten Masterplanung zugestimmt.
- Infos im Internet unter www.masterplan-neuenheimer-feld.de. miro
Die Grünen-Fraktion drückte sich noch am Abend in einer Pressemitteilung mit dem Ergebnis zufrieden aus und sah „die Weichen für eine zukunftsfähige Entwicklung des Campus im Neuenheimer Feldes gestellt“. Fraktionschef Derek Cofie-Nunoo: „Der Masterplan für das Neuenheimer Feld war das richtige Instrument, um in einem ergebnisoffenen, dialogischen und faktenbasierten Prozess eine konstruktiven Lösung zu erarbeiten.“
SRH-Campus neu geordnet
Eine Seilbahn bleibt also möglich. Ob sie auch realistisch ist? „Wir reden hier über eine Universitätsklinik mit Maximalversorgung. Die Patienten und Ihre Angehörigen wollen bestimmt nicht Seilbahn oder Straßenbahn fahren“, spricht ein Kritiker anonym im Internet vermutlich vielen aus der Seele. „Und es geht hier auch um die Mitarbeitern der Klinik, die wollen vor und nach den Schichten bestimmt nicht erst eine heitere Fahrt über den Dächern der Klinik machen , bevor sie irgendwo in ihr Fahrzeug steigen können, um nach Hause zu kommen“, fügt er hinzu.
Eine mögliche Seilbahn über den Neckar ins Neuenheimer Feld war auch bei einem anderen Tagesordnungspunkt Thema: Der Bebauungsplan für den SRH-Campus in Wieblingen bekommt den Vermerk, dass eine Seilbahn-Überquerung mit Haltestelle auf dem Campus erlaubt sei.
Um eine „grüne Mitte“ sollen sich die künftigen SRH-Neubauten auf diesem Campus gruppieren. Der Bestand soll durch Abbruch und Neubau in mehreren Bauphasen ergänzt werden. Die Erschließung soll zukünftig über eine neue, im Süden des Gebietes parallel zur B 37 verlaufenden Straße erfolgen.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Masterplan Neuenheimer Feld: Alles drin