Mannheim/Heidelberg. Die Folgen und Zusammenhänge von sexuellem Missbrauch von Kindern sind bisher unzureichend erforscht, weil es ein großes Dunkelfeld gibt. Viele Taten bleiben unerkannt. Davon ist ein Konsortium von wissenschaftlichen Einrichtungen, zu denen auch das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) Mannheim und das Institut für Kriminologie der Universität Heidelberg gehören, überzeugt. Nun startet es eine Untersuchung, die Grundlage für einen besseren Kinderschutz sein soll.
„Eine deutschlandweite Dunkelfeldstudie, die diese Themen in einer hinreichend großen und repräsentativen Stichprobe untersucht, ist überfällig“, sagt Harald Dreßing, Leiter der Forensischen Psychiatrie am ZI, der die Studie koordiniert.
Hilfe bei sexueller oder häuslicher Gewalt
Egal, ob Sie selbst, Angehörige oder Personen in Ihrem Freundeskreis von häuslicher Gewalt betroffen sind: Es gibt Möglichkeiten für Hilfe. Unter folgenden Telefonnummern und auf folgenden Internetseiten finden Sie Beratung und Unterstützung.
Bundesweit
Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen"
Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist eine anonyme und kostenfreie Beratung für Betroffene, Angehörige, Freunde und Fachkräfte.
- Telefon: 08000 116 016
- Website: www.hilfetelefon.de
Opfer-Telefon des Weissen Rings
Unabhängig von Geschlecht, Alter, Religion, Staatsangehörigkeit und politischer Überzeugung erhalten Opfer oder Zeugen von Kriminalität bei uns schnelle und direkte Hilfe.
Bundesweit. Kostenfrei. Anonym. Ein Hilfsangebot des WEISSEN RINGS: 7 Tage die Woche von 7 bis 22 Uhr.
Telefon: 116 006
Website: www.weisser-ring.de/hilfe-fuer-opfer/onlineberatung
In der Region
Frauenhaus des Mannheimer Frauenhaus e. V.
Das Frauenhaus bietet Schutz für Frauen und deren Kinder vor Gewalt und Bedrohung in akuten häuslichen Gewaltsituationen. Die Mitarbeiterinnen beraten Betroffene bei der Lösung persönlicher Probleme und der Verarbeitung der Gewalterfahrungen.
- Telefon: 06 21 74 42 42
- E-Mail: fachbereich-frauen@frauenhaus-fiz.de
- Website: www.frauenhaus-fiz.de
Fraueninformationszentrum des Mannheimer Frauenhaus e. V.
Im Fachinformationszentrum des Mannheimer Frauenhauses werden Frauen zum Wohnungsverweis und Gewaltschutzgesetz nach häuslicher Gewalt, Unterstützung in schwierigen Trennungs- und Scheidungssituationen und bei Stalking beraten.
- Telefon: 0621 37 97 90
- E-Mail: fiz@frauenhaus-fiz.de
- Website: www.frauenhaus-fiz.de/fraueninformationszentrum
Frauen- und Kinderschutzhaus Heckertstift des Caritasverband Mannheim e. V.
Hier finden Frauen und deren Kinder Schutz, die sexuelle, körperliche oder seelische Gewalt erlebt haben oder davon bedroht sind, sowie für Frauen, die von einer Zwangsheirat betroffen oder bedroht sind.
- Telefon: 0621 411068 oder über die kostenlose Hotline 0800 1008121
- E-Mail: heckertstift@caritas-mannheim.de
- Website: www.caritas-mannheim.de
Ehe-, Familien- und Lebensberatung Mannheim
Die Familienberatung Mannheim berät bei körperlicher, psychischer, seelischer oder sexualisierter Gewalt. Zudem finden Betroffene hier Hilfe bei Ehe- bzw. Partnerschaftsproblemen oder Familienkonflikten.
- Telefon: 0621 155333
- E-Mail: info@eheberatung-mannheim.de
- Website: www.eheberatung-mannheim.de
Gewaltambulanz am Uniklinikum Heidelberg (Institut für Rechtsmedizin und Verkehrsmedizin)
Opfer von Gewalt können sich hier kostenlos rechtmedizinisch untersuchen lassen. Die Mitarbeiter dort sichern Spuren bei Gewalttaten. Es besteht keine Pflicht, die Täter anzuzeigen. Die Gewaltambulanz ist 24 Stunden erreichbar.
- Telefon: +49 152 54648393
- Website: www.klinikum.uni-heidelberg.de/gewaltambulanz
Weitere Stellen in der Region auf der Seite der Stadt Mannheim.
Gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Psychische Gesundheit (DZPG) Berlin, der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie am Universitätsklinikum Ulm sowie mit Unterstützung der Weissen Ring Stiftung, des Vereins Eckiger Tisch sowie des Kinderschutzbunds sammeln die Mannheimer und Heidelberger Wissenschaftler über das Umfrageinstitut Infratest dimap Daten.
Stichproben sollen repräsentatives Abbild zu Missbrauch schaffen
In 92 auf Basis einer Zufallsstichprobe ausgewählten Gemeinden in Deutschland soll ein repräsentatives Abbild der deutschsprachigen 18- bis 59-Jährigen ermittelt werden. In jeder Gemeinde werden jeweils 100 Bürgerinnen und Bürgern Fragebögen zugeschickt. Die Auswertung erfolgt anonym. Die Teilnehmer der Studie werden in jedem Fall schriftlich kontaktiert und können dann entscheiden, ob sie den Fragebogen in Papierform oder digital ausfüllen möchten. Im Interesse der Forscher liegt zu wissen, wie häufig Missbrauch bei Kindern und Jugendlichen geschieht, in welchem situativen Kontext er steht und welche Folgen die sexualisierte Gewalt für die Entwicklung der Betroffenen hat.
Verein "Eckiger Tisch" bietet Beratung
Der gemeinnützige Verein „Eckiger Tisch“ vertritt die Interessen von Betroffenen und bietet Beratung. Die Betroffeneninitiative wurde von Menschen gegründet, die an der Aufdeckung des sogenannten Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche 2010 entscheidend mitgewirkt hatten. Der Name lehnt sich an den damals von der Bundesregierung ins Leben gerufenen „Runden Tisch sexueller Kindesmissbrauch“ an, bei dem Betroffene zunächst nicht als Teilnehmer vorgesehen waren.
Mehr über die drei Aspekte Häufigkeiten, situativer Kontext und Folgen für Betroffene zu erfahren, ist nach Mitteilung der Projektleiter gerade auch in Zeiten multipler Krisen besonders wichtig. So haben Corona, der Krieg in der Ukraine und andere Herausforderungen laut EU-Parlament zu einer „Mental Health Crisis“ geführt. Erlebte, frühe Belastungen seien eben auch entscheidend für den Umgang mit diesen Krisen, wissen die Experten für die Psyche.
Risiko für Erkrankung verringern
Heidelberg, Mannheim und Ulm bilden gemeinsam einen DZPG-Standort. Unter der Verantwortung von Standort-Sprecher Andreas Meyer-Lindenberg liegt in der Aufbauphase das wissenschaftliche Interesse besonders darauf, Faktoren zu erkennen, die das Risiko für psychische Krankheiten erhöhen oder verringern können.
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