„Ideale Persönlichkeit" gefunden

Jagoda Marinic übernimmt künstlerische Leitung der Heidelberger Literaturtage und baut auf vorhandene Netzwerke

Jobangebote gab es auch in Berlin - doch Heidelberg gewann: „Ich freue mich sehr darauf, die künstlerische Leitung der Heidelberger Literaturtage im Januar zu übernehmen“, sagt Autorin und Journalistin Jagoda Marinic.

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Michaela Roßner
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Jagoda Marinic freut sich auf die neue Aufgabe. © Jens Kalaene/dpa

Jobangebote gab es auch in Berlin - doch Heidelberg gewann: „Ich freue mich sehr darauf, die künstlerische Leitung der Heidelberger Literaturtage im Januar zu übernehmen“, sagt Jagoda Marinic. Die Schriftstellerin und Journalistin mit besten Beziehungen in die Hauptstadt stellte sich am Montag mit Oberbürgermeister Eckart Würzner und Kulturbürgermeister Wolfgang Erichson vor und ging auch auf die Befürchtung von Literaturschaffenden ein, das Festival im ehrwürdigen Spiegelzelt könne mit der Neuorganisation politischem Einfluss ausgesetzt sein.

Zehn Jahre lang hat Marinic das Interkulturelle Zentrum aufgebaut und geleitet. Nun habe sie nach einer neuen Herausforderung gesucht, berichtet Erichson. Die Idee, die künstlerische Leitung des Festivals zu übernehmen, habe sie in der Stadt gehalten, betont der Kulturbürgermeister.

Seit 2017 hatte Kulturamtsleiterin Andrea Edel mit ihrem Team und Produktionsleiter Georg Bachmann die Literaturtage verantwortet, die seit 1994 bestehen und lange von „Wunderhorn“-Verleger Manfred Metzner organisiert wurden.

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Marinic und Bachmann wollen sich die neu geschaffene Stabsstelle teilen, wobei die Publizistin bewusst keine Festanstellung anstrebte - auch, um unabhängig zu bleiben. „Ich bin Künstlerin, ich habe mir auch in den vergangenen zehn Jahren nicht reinreden lassen“, sagt sie.

In einem offenen Brief hatten rund ein Dutzend Literaturschaffende die „Sorge um das zukünftige Schicksal der Heidelberger Literaturtage zum Ausdruck“ gebracht (wir berichteten). Gezeichnet war das Schreiben von rund einem Dutzend Autoren, Übersetzer, Verlegerinnen und Wissenschaftlern. Die geplante Organisation des Festivals über eine Stabsstelle abzuwickeln, die direkt beim Kulturbürgermeister angesiedelt ist, berge aus ihrer Sicht die Gefahr „der direkten politischen Einflussnahme auf die Gestaltung des Festivals durch die Politik“. Die Programmplanung eines Literaturfestivals dürfe aber „nicht einmal potenziell in die Situation kommen, politisch ausgerichtet werden zu können“.

Renommierte Publizistin

Marinic ist Mitglied im Stiftungsrat der Kulturstiftung des Bundes und wurde gerade mit dem renommierten Luise Büchner-Literaturpreis ausgezeichnet. „Jagoda Marinic wird die Bedeutung der Literaturtage stärken“ ist Stadtchef Würzner überzeugt: „Die Literaturtage sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Unesco-Literaturstadt Heidelberg. Jahr für Jahr gelingt dem Festival ein vielschichtiger Blick auf literarische Trends ebenso wie Geheimtipps, Unterhaltsames, Anregendes und gut Bewährtes.“ Marinic sei eine „Persönlichkeit, die geradezu ideal die Literaturwelt verkörpere“. Aber sie habe zudem ein Händchen dafür, überregionale Fördertöpfe zu öffnen und sei bestens auch international vernetzt.

Der Kreis Literaturschaffender, der in den vergangenen sechs Jahren die Literaturtage mitgestaltete, soll einbezogen bleiben, freut sich Marinic auf vorhandene Strukturen, die das Festival wachsen ließen. 2019 - vor der Pandemie - kamen 6000 Gäste ins Literaturzelt. Die Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin für die Leitung des IZ soll bald beginnen. „Wir gehen davon aus, dass wir erstklassige Bewerbungen bekommen“, betont Erichson.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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