Interkulturelles Zentrum

Welche Pläne die Heidelbergerin Jagoda Marinic jetzt hat

Warum Jagoda Marinic doch zehn Jahre das Interkulturelle Zentrum in Heidelberg leitete, und wie sie sich mit Oberbürgermeister Eckart Würzner an die erste Zeit erinnert. Nun hat sie andere Pläne.

Von 
Michaela Roßner
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Zehn Jahre IZ: Mit einem „Sommergespräch“ von Jagoda Marinic und Eckart Würzner (auf der Bühne) ist das im Landfried-Innenhof gefeiert worden. © Philipp Rothe

Heidelberg. Seit zehn Jahren gibt es das Interkulturelle Zentrum (IZ) in Heidelberg. Es ist eine Begegnungsstätte, die sich selbst entwickelt hat, und zugleich ein Kulturzentrum, das vom Engagement der Menschen mit Migrationshintergrund lebt. Das Zentrum gilt bundesweit als Vorbild. In einem „Sommergespräch“ blickten IZ-Leiterin Jagoda Marinic und Stadtchef Eckart Würzner am Montagabend im Landfried vor vielen Gästen zurück - und voraus.

Wechsel an der Spitze

„Eigentlich wollte ich nach zwei Jahren wieder abzischen“, erinnert sich Marinic, die für die damals neue Aufgabe in jene Stadt zurückkehrte, in der sie studiert hatte. Marinic leitete zehn Jahre das IZ, bleibt weiter in Heidelberg und übernimmt nun die Künstlerische Leitung der Heidelberger Literaturtage.

Rückblick auf Dezember 2007: In Heidelberg hatten 24 000 Menschen einen ausländischen Pass - das entsprach bereits einem Anteil an der Gesamtbevölkerung von 16 Prozent. Doch auch die Stadt, die schon damals gemeinhin als weltoffen und tolerant galt, hatte Probleme bei der Eingliederung der Einwohner mit Migrationshintergrund. Mit Hilfe eines kommunalen Integrationsplans sollte die Situation verbessert werden. Es war die erste große Aufgabe für Wolfgang Erichson, der am 10. September 2007 sein Amt als Bürgermeister für Integration, Chancengleichheit und Bürgerdienste antrat. Mit Vertretern von Behörden, Wohlfahrts- und Migrantendachverbänden, Wirtschaft und Wissenschaft lud er zu einer Auftaktveranstaltung in den Prinz Carl. Die Idee eines Interkulturellen Zentrums, das auch als Begegnungsstätte dienen sollte, war geboren.

Mehrere Jahre Vorbereitung

  • 2008 untersuchte das Institut Sinus Sociovision die Lebenslagen, Einstellungen und Probleme von mehr als 500 Menschen aus Heidelberg mit Migrationsgeschichte.
  • Die Heidelberger Migrantenstudie legte die Basis für den 2011 verabschiedeten Kommunalen Integrationsplan (KIP) unter dem Motto „Mit allen für alle“.
  • 2012 brachte der Gemeinderat die Gründung des Interkulturellen Zentrums (IZ) auf den Weg.
  • In einer zweieinhalbjährigen Gründungsphase beteiligten sich mehr als 100 Menschen an der Konzeption.
  • Seit Herbst 2014 ist die Stadt Trägerin des IZ. Im Dezember 2016 wurde das „Internationale Welcome Center“ gegründet.

Mit einer „Spinne im Netz“ verglich Würzner die IZ-Chefin, und meinte das wohl durchaus sehr wertschätzend. Marinic selber findet sich mehr im Bild eines „Tintenfischs, der von 1000 Fischen umgeben ist“, wieder. Von Anfang an sei es ihr um „eine Allianz der Vielfalt“ gegangen. Unter anderem in monatlichen Treffen der 100 Vertreter verschiedener Kulturvereine seien Projekte wie eine Theatergruppe, Konzerte und vieles mehr entstanden.

„Es sollte nicht darum gehen: Was könnt ihr nicht - sondern um die Werte und Möglichkeiten der Herkunftskultur“, fasst Marinic, die selbst mit ihren Eltern einst als Geflüchtete während des Kriegs in Bosnien nach Deutschland kam und dankbar ist, welche Chancen sie hier erhielt. Erichson erinnerte an die Ausschreibung vor zehn Jahren: 102 Bewerberinnen und Bewerber habe es für die Position gegeben. „Jagoda Marinic hat sofort ein ausgedrucktes Konzept vorgelegt und so auch den Gemeinderat schnell überzeugt.“

Ein „offenes Angebot“ habe man schaffen wollen, ohne gleich „von Stadtseite vorzugeben, wo es langlaufen soll“, ging Würzner auf die Idee der IZ-Gründung ein. Die Netzwerke hätten die Stadt auch durch die Herausforderungen der Flüchtlingswelle 2014 aufgefangen.

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Dank an Unterstützer

Marinic bedankte sich nun nicht nur bei ihrem Chef, der inzwischen Kultur-Bürgermeister ist, sowie dem Stadtchef für die Unterstützung, sondern auch bei einer Reihe anderer Personen: Bei ihrem Team und der Hauseigentümerin, die für Ideen „immer offen“ gewesen sei - auch für jene, den Innenhof des Landfriedkomplexes, in dem das Sommerfest vor zehn Jahren und am Montag stattfand, zu nutzen. Bevor DJ Mr. Kanister wie schon 2012 die Musik machte, gab es zum Dankeschön noch Rosen für die Unterstützer, die allesamt ein wenig IZ-Geschichte mitgeschrieben haben.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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