Heidelberg. Rund 100 Polizeibeamte, Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes und der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) haben am Dienstag in Bussen und Bahnen in der Heidelberger Innenstadt überprüft, ob Maskenpflicht und Coronaverordnung eingehalten werden: „Ihren 3G-Nachweis, bitte“, dieser Aufforderung kamen die meisten Passagiere in Bussen und Bahnen gelassen nach.
Seit 24. November gilt im Nahverkehr in Baden-Württemberg, dass nur einsteigen darf, wer geimpft, genesen oder getestet (3G) ist. Wer keinen Nachweis bei sich hat, muss aussteigen. Bei 26 von 5232 Personen war das so. Ihre Daten gehen an die Stadt, die Bußgeldverfahren einleiten wird. Wer nicht geimpft ist, muss einen negativen, aktuellen PCR- oder Antigen-Test vorweisen. Selbsttests gelten nicht.
Fast 100 Polizeibeamte durchkämmten mit Mitarbeitern des Kommunalen Ordnungsdienstes und RNV-Mitarbeiter vier Stunden lang die Abteile - vor allem rund um den Verkehrsknotenpunkt: Während Einsatzleiter Alexander Ulmer hier am Bismarckplatz den Überblick behielt, fuhren die Polizeibeamtinnen und ihre Begleiter immer wieder Strecken mit. Manchmal hielten die Bahnen auch, bis alle RNV-Kunden gecheckt waren.
„Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich das Richtige dabei habe - weil sich die Regeln ja ständig ändern“, tauscht sich eine Frau in der Linie 5 Richtung Norden mit ihrer Sitznachbarin aus, als sie die Kontrolleure näherkommen sieht. Mit dem ausgedruckten Impfnachweis samt QR-Code und zusätzlich ihrem Ausweis ist sie aber bestens vorbereitet.
Die RNV weiß um die „Verwirrung“ und hat die Kontrollen deshalb erst gut drei Wochen nach Inkrafttreten der verschärften Regeln im ÖPNV terminiert, erklärt Sprecher Moritz Feier. „Wir haben unsere Mitarbeiter geschult, mit Fingerspitzengefühl vorzugehen“, gibt auch Ahmet Akbogaz, Teamleiter für Fahrgastkontrollen, Einblick in Überlegungen des Unternehmens.
Die RNV hat laut einem Sprecher eigens 50 externe Kräfte eingestellt, die die Einhaltung der 3G-Regeln in den Fahrzeugen zu überprüfen. Zusätzlich sind die eigenen Fahrkartenprüfer unterwegs, die sich nun nicht mehr nur das Ticket zeigen lassen, sondern auch Impfausweis oder Testergebnis.
Sophie (16) ist geimpft und fährt an diesem frühen Abend wie jeden Tag von Neuenheim mit der Straßenbahn der Linie 23 zum Bismarckplatz. Die Gymnasiastin besucht das St. Raphael und ist mit einer Klassenkameradin auf dem Heimweg. Die 17-Jährige zeigt ihr „Max-Ticket“, das als Nachweis akzeptiert wird: Schüler werden von den Lehrern drei Mal in der Woche getestet, das reicht als Nachweis.
Bilanz
- Zwischen 16 und 20 Uhr sind am Dienstag 5232 Personen in 184 Straßenbahnen und 27 Bussen stichpunktartig überprüft worden.
- Hierbei wurden 166 Verstöße gegen die Maskentragepflicht und 26 Verstöße gegen die 3G-Regel festgestellt.
- In den meisten Fällen blieb es daher zunächst bei einer mündlichen Verwarnung.
- Die 26 Verstöße gegen die 3G-Regel werden angezeigt.
- Die Beanstandungsquote liegt damit bei 0,49 Prozent.
- Diese Personen bekommen vermutlich bald Post vom Heidelberger Ordnungsamt.
Dass kontrolliert wird, finden die Schülerinnen in Ordnung: „Es halten sich sonst viele nicht an die Regeln, und am Ende müssen alle darunter leiden.“ Eine ältere Frau, die missmutig ihr Handy zückt, um den digitalen Impfnachweis anzuklicken, sieht das anders: „Das geht mir ganz schön auf die Nerven, dieses ganze Corona-Zeug“, sagt sie. In Baden-Württemberg fanden im ÖPNV seit 24. November elf Schwerpunktkontrollen statt, bei denen 950 3G-Verstöße festgestellt wurden, teilte das Innenministerium mit. Bis zum Ende des Jahres sollen die regionalen Polizeipräsidien mindestens 15 weitere Schwerpunktkontrollen im ÖPNV durchführen. Insgesamt habe die Landespolizei in Baden-Württemberg seit Beginn der Pandemie rund 370 000 Verstöße gegen die Corona-Verordnung festgestellt, mehr als 2,1 Millionen Personen und rund 790 000 Fahrzeuge kontrolliert.
Gerade zu Stoßzeiten ist ein Abstand von 1,50 Metern zum Mitfahrer in Bus und Bahn kaum einzuhalten - das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes daher unverzichtbar. Im Mai 2021 hatte der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) erleichtert eine Studie der Berliner Charité Research Organisation zur Kenntnis genommen. Sie hatte ergeben, dass die Nutzung des ÖPNV in der ersten Corona-Krise nicht zu einem erhöhten Infektionsrisiko führe. Trotzdem blieben die Bahnen erst lange leer.
„Klar ist, die Sicherheit unserer Fahrgäste und unserer Belegschaft steht für uns immer im Vordergrund“, berichtet Martin in der Beek, Technischer Geschäftsführer der RNV. „Wir nehmen die gesetzlichen Auflagen und den neuen Auftrag daher sehr ernst und betreiben einen großen Aufwand, um eine effektive Kontrolle der 3G-Regelung zu gewährleisten“, so in der Beek weiter.
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