Energie

Gasnetz: Noch keine Abschaltpläne in Heidelberg und Ludwigshafen

Während die MVV einen konkreten Termin für die Abschaltung ihres Mannheimer Gasnetzes verkündet hat, haben die Versorger in den Nachbarstädten noch keine konkreten Ausstiegspläne. Was die Gründe dafür sind

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Bernhard Zinke
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In Ludwigshafen und Heidelberg werden die Gaszähler möglicherweise noch über das Jahr 2035 hinaus ihren Dienst versehen. © Berno Nix

Rhein-Neckar. Es ist eines der aktuell heißesten Themen in Mannheim: Die MVV will in rund zehn Jahren kein Erdgas mehr an ihre Kunden liefern und das komplette Gasnetz in Mannheim stilllegen. Vorstandschef Georg Müller hat zwar im Interview mit dieser Redaktion gesagt, dass die Jahreszahl 2035 als Ziel in dem Ausstiegsszenario nicht in Stein gemeißelt sei. Der Zeitpunkt sei aber auch nicht beliebig verschiebbar. Man erwarte allerdings eine große Eigendynamik, wenn die Gaspreise wegen der Netzentgelte und CO2-Abgaben steigen werden.

Wie sehen nun die Planungen in den beiden anderen Großstädten in der Metropolregion aus? Gehen deren Versorger mit beim Ausstieg?

Haben die Technischen Werke Ludwigshafen (TWL) und die Stadtwerke Heidelberg ebenfalls bereits konkrete Abschaltpläne für ihre Gasnetze?

Nein. Beide Versorger haben noch keine Jahreszahl in ihrer Planung, zumindest nennen sie sie nicht. In Ludwigshafen gebe es keine konkreten Pläne, das Gasnetz vor 2045 abzuschalten. Man warte zunächst die Ergebnisse der aktuell laufenden kommunalen Wärmeplanung ab. Aber ebenso habe man die Zielnetzplanung Strom und andere strategische Planungen im Blick, sagt die Sprecherin der TWL. Darüber hinaus beobachte man die politischen Rahmenbedingungen genau. „Hierin besteht der größte Unsicherheitsfaktor“, merkt die TWL an.

Kommentar Bei Wärmeplanung Gas geben

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Bernhard Zinke
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Auch in Heidelberg gibt es nach Angaben der Stadtwerke noch keinen konkreten Termin zum Ausstieg aus dem Gasnetz. „Bei einer Entscheidung von solch weitreichender Bedeutung für unsere Kundinnen und Kunden sowie für unsere Partner ist es uns als verantwortlicher Netzbetreiber in Heidelberg ein Anliegen, weiterhin im Gespräch mit ihnen über ihre Anliegen und Bedarfe zu bleiben“, so eine Sprecherin der Stadtwerke. Auch mit den Konzessionsgemeinden Eppelheim, Sandhausen, Leimen, Dossenheim, Nußloch und Wiesloch sei man im Austausch.

Allerdings gehen auch die Stadtwerke Heidelberg davon aus, dass der Anteil der Erdgas-Kunden sinken wird, wenn die CO2-Preise deutlich steigen und die Kosten für den Betrieb des Gasnetzes auf weniger Kunden umgelegt werden müssen. Dadurch würden Erdgasheizungen immer teurer und unattraktiver.

Ab wann lohnt sich angesichts des sinkenden Kundenkreises ein Gasnetz nicht mehr?

Diese Frage könne heute noch nicht seriös beantwortet werden, sagen beide Versorgungsunternehmen. Die Antwort hänge von ordnungspolitischen Rahmenbedingungen ab, etwa ein Ausstieg aus der Gasversorgung für Heizzwecke. Aber das sei ja auf Bundesebene noch nicht geklärt, so die Stadtwerke Heidelberg.

Auch die TWL behalten die Wirtschaftlichkeit „mit höchster Priorität im Blick“. Man gestalte gleichzeitig die Wärmewende in Ludwigshafen aktiv mit, heißt es aus der Chemiestadt.

Was bieten die Versorger im Fall der Fälle für Alternativen?

Die Stadtwerke Heidelberg verweisen auf den kommunalen Wärmeplan der Stadt Heidelberg, den der Gemeinderat Ende 2023 auf den Weg gebracht hat. Und der sieht Fernwärme als Alternative in den ebenen Stadtteile sowie in Boxberg und Emmertsgrund vor. Die Stadtwerke forcieren den Ausbau des Fernwärmenetzes, beispielsweise nun in Neuenheim. Aktuell sind 50 Prozent der Haushalte in Heidelberg schon jetzt ans Fernwärmenetz angeschlossen. Dieser Anteil soll auf mehr als 70 Prozent gesteigert werden.

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In Hanglagen und Bereichen mit geringerer Bebauung empfiehlt der kommunale Wärmeplan der Stadt Heidelberg Wärmepumpen. Biogas und Wasserstoff seien keine Alternativen. Es gebe nicht genügend Biogas fürs Heizen. Außerdem werde der Brennstoff für die Stromerzeugung und industrielle Zwecke gebraucht. Die Produktion von grünem Wasserstoff sei sehr energieaufwändig und scheidet nach Auffassung der Stadtwerke schon deshalb aus Kostengründen aus.

In Ludwigshafen läuft die kommunale Wärmeplanung noch. Deswegen können die TWL noch keine konkreten Aussagen darüber machen, wo welche Heiztechniken eingesetzt werden könnten. Aber auch Ludwigshafen setzt klar auf den Ausbau der Fernwärme. Aktuell sind 27 Prozent der Haushalte ans Netz angeschlossen. Das soll sich in den kommenden 20 Jahren verdoppeln. Nicht zuletzt hat die BASF gerade erst mit dem Geothermie-Experten Vulcan Energie die gemeinsame Erkundung der Erdwärme verabredet. Vom heißen Tiefenthermalwasser sollen auch die Bürger in Ludwigshafen und Frankenthal profitieren - durch Fernwärme.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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