Heidelberg. Einer der aktivsten Klima-Kleber im Südwesten Deutschlands ist bei der Aktivistengruppe „Letzte Generation“ ausgestiegen - und will nicht mehr darüber reden. Zumindest nicht mit dieser Redaktion.
Der Farbanschlag auf das Portal der Universität in Heidelberg vom 16. Oktober 2023 zum Start des Wintersemesters ist den meisten damals Anwesenden noch in ganz guter Erinnerung. Damals war der 27-jährige Moritz Riedacher mit einem Feuerlöscher sprühend auf die Fassade des Gebäudes zugelaufen, während Hunderte Menschen zuschauten.
Ist Riedbacher der "Dreistestes Klima-Kleber Deutschlands"
Auch der Heidelberger Oberbürgermeister Eckart Würzner (parteilos) war vor Ort. Mit Gleichgesinnten aus der Gruppierung „Letzte Generation“ war der junge Mann, der sein Studium schon länger geschmissen hatte und nach eigener Aussage von Bürgergeld lebte, bis dahin an vielen Straßenblockaden beteiligt gewesen.
Die „BILD“ bezeichnet ihn gar als den „dreistesten Klima-Kleber Deutschlands“. Genau dieser genannten Redaktion erzählte er vor einigen Tagen: „Der Klimaprotest hat mir schwere Leiden und Qualen bereitet - und mich psychisch kaputt gemacht“.
Ein Autofahrer sprühte Riedbacher Pfefferspray ins Gesicht
Riedacher war seit dem Frühjahr 2022 bei der „Letzten Generation“ engagiert. Die Stuttgarter Gruppe hat er selbst aufgebaut, wie er dieser Redaktion gegenüber im Dezember im Rahmen eines Interviews sagte. Nun macht er Schluss mit dem Dasein als Aktivist. Dem SWR sagte er: „Vor jedem Protest hatte ich auch schlaflose Nächte“.
Angst und Panik hätten seine Gedanken mitunter bestimmt. Das habe sich auch in Albträumen geäußert. „Das alles konnte ich irgendwann nicht mehr schaffen“, gesteht er. Die ständigen aggressiven Reaktionen von Autofahrern hätten ihn psychisch und mental immer mehr belastet. Dazu sei noch die Erschöpfung aufgrund der vielen Reisen durch ganz Deutschland gekommen.
Riedbacher steht offenbar weiter hinter den Zielen der "Letzten Generation"
Bei einer Straßenblockade im vergangenen September habe ihn ein Autofahrer mit Pfefferspray attackiert und nach ihm getreten. Seither habe er „den Mut nicht mehr zusammenbekommen“, sich solch unkontrollierter Wut auszusetzen“, sagte er der BILD.
Ein Gespräch mit dieser Redaktion schiebt er per Whatsapp zunächst immer wieder auf und ist dann gar nicht mehr per Telefon erreichbar. Eine Nachfrage bei Raúl Semmler, bekanntester Aktivist aus der Region rund um Mannheim, führt zu nichts. „Ich rede nicht über anderer Leute Ausstiege“, lässt er per SMS mitteilen. Riedacher selbst lässt gegenüber anderen Medien keinen Zweifel daran, dass er die Ziele von „Letzte Generation“ weiterhin unterstützt - nur eben nicht mehr als Aktivist auf der Straße.
Gegen Riedacher wurden bisher insgesamt 20 Monate Gefängnis verhängt. Sechs davon wegen der Farbattacke in Heidelberg. Er wolle die Strafe antreten, wenn sie rechtskräftig sei, sagte er beim SWR.
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