Heidelberg. Seit Jahren suchen Land und Stadt nach einem Standort für ein neues Ankunftszentrum des Landes. Jüngste Gespräche mit vielen Beteiligten geben Anlass zur Hoffnung, dass bald ein Kompromiss gefunden sein könnte, heißt es nun aus dem Rathaus. Die Standortsuche soll auch deshalb im künftigen Stadtteil Patrick-Henry-Village (PHV) gelingen, weil das Innenministerium offenbar keine Notwendigkeit mehr sieht, alles einzuzäunen.
„Noch in diesem Jahr“ soll eine Entscheidung getroffen werden, davon geht Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner aus. Im Juli hatte der Gemeinderat dem international renommierten Stadtplaner Kees Christiaanse für rund 30 000 Euro den Auftrag erteilt, zu überprüfen, wie sich der Neubau für rund 1500 Geflüchtete und 500 Mitarbeiter von Bund und Land in den bereits erarbeiteten „Dynamischen Masterplan“ für den neuen Stadtteil nachträglich integrieren lassen könnte. Das Ergebnis: drei mögliche Varianten.
Suche nach einem neuen Ankunftszentrum
- Seit Beginn der Flüchtlingswelle 2015 ist das Ankunftszentrum des Landes in davor leerstehenden Gebäuden der einst amerikanischen Siedlung Patrick-Henry-Village (PHV) untergebracht.
- Mitte April hatte ein Bürgerentscheid den Gemeinderatsbeschluss gekippt, der einen Umzug des Ankunftszentrums in einen Neubau auf dem Gewann „Wolfsgärten“ im Stadtteil Wieblingen vorsah.
- Das neue Zentrum wird für täglich 400 Neuankömmlinge geplant.
- Rund 1500 Männer, Frauen und Kinder sollen maximal im Ankunftszentrum übernachten können, während in etwa sechs bis acht Wochen ihr Asylbegehren bearbeitet wird. Rund 500 Mitarbeiter von Bund und Land sollen hier ihren Arbeitsplatz haben.
- Das Stadtplanungsbüro von Kees Christiaanse - der bereits den Masterplan für die Internationale Bauausstellung (IBA) entwickelt hat - sollte nun noch einmal an die Pläne gehen. Ergebnis: Drei Standorte innerhalb des PHV scheinen machbar.
Bei einer Variante würde das Ankunftszentrum im Osten von PHV entlang der Autobahn A 5 entstehen. Wegen der Nähe zur starkbefahrenen Nord-Süd-Verkehrsachse gebe es hier indes starke Vorbehalte. Eine zweite Idee sieht vor, dass der nördliche Bereich für die künftige Einrichtung genutzt wird. Dagegen sprächen aber ökologische Aspekte, referiert Würzner die Meinungsbildung, die aus seiner Sicht sehr konstruktiv stattgefunden habe. In dieser als „Villenviertel“ bekannten Ecke der ehemaligen amerikanischen Siedlung gebe es einen schönen alten Baumbestand, der nicht gefährdet werden soll.
Die meiste Zustimmung habe es für die nordöstliche Variante gegeben: Ein Teil des Ankunftszentrums würde dann westlich der geplanten Ringstraße entstehen, ein anderer Teil östlich.
Über diese drei Vorschläge diskutierten am Freitag auf Einladung der Rathausspitze Vertreter der Verwaltung, des Grundstückseigentümers Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), des Landes Baden-Württemberg, des Regierungspräsidiums als Betreiber des Ankunftszentrums sowie Experten der Internationalen Bauausstellung (IBA) und des „Bündnisses für Ankunftszentrum, Flüchtlinge und Flächenerhalt“. Bereits im Mai habe man bei einem ersten Treffen Vorabstimmungen getroffen, heißt es aus dem Rathaus.
Die „nordöstliche Variante könne so gestaltet werden, dass eher Verwaltungsbereiche zur Autobahn hin orientiert würden und die Wohnbereiche sich zur neuen Siedlung hin öffnen könnten, gibt Würzner die Überlegungen wieder.
Bedarf bleibt
Leichter werde die Planung auch deshalb, weil das Land offenbar nicht mehr die Notwendigkeit sieht, das gesamte Zentrum hinter Zäunen zu schützen - was es sonst leicht zu einem Fremdkörper in dem auf Internationalität und soziales Miteinander gedachten „Zukunftsstadtteil“ machen könnte.
Der Bedarf für die Einrichtung bleibt: Im ersten Halbjahr 2021 stellten 4689 Menschen einen Antrag auf internationalen Schutz, erklärte Baden-Württembergs Migrationsstaatssekretär Siegfried Lorek (CDU) im Sommer. Das sei ein spürbarer Anstieg zum Vorjahreszeitraum, als in sechs Monaten 2953 Menschen in den Südwesten kamen. Dennoch liegt der Wert für 2021 unter dem Niveau von vor der Corona-Pandemie: 2019 registrierten die Behörden bis Ende Juni rund 5100 Menschen erstmals in Baden-Württemberg.
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