Forschung

DKFZ Heidelberg: Wenn Künstliche Intelligenz Hautkrebs entdeckt

Eine Studiengruppe am DKFZ Heidelberg und ein bayerischer Medizingeräte-Hersteller arbeiten an einer "Super-Lupe": Sie hat das Zeug dazu, Hautkrebs besser als jeder Hautarzt zu erkennen - dank KI

Von 
Michaela Roßner
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Minister Manne Lucha (l.) erkundigt sich im DKFZ bei Titus Brinker über die KI-gestützte Hautkrebsdiagnostik – und krempelt dabei die Ärmel hoch. © Philipp Rothe

Heidelberg. Ein Gerät, kaum größer als eine große Lupe, das blitzschnell verdächtige Hautveränderungen erkennt, Bilder davon sichert und erklärt? Die Idee ist faszinierend - und könnte dank der Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz (KI) schon bald marktreif werden.

Titus Brinker arbeitet seit 2018 daran. Am Freitagnachmittag hat der Krebsforscher das Projekt Manne Lucha, dem Minister für Soziales, Gesundheit und Integration des Landes Baden Württemberg, vorgestellt. 1,6 Millionen Euro hat das Land investiert, damit möglichst bald Patienten davon profitieren können. Bis dahin muss indes noch ein langer, EU-weiter Zulassungsweg beschritten werden.

Hautarzt und KI-Experte leitet Gruppe am DKFZ Heidelberg

Brinker ist Hautarzt und KI-Experte. Am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg leitet er die Gruppe „Digitale Biomarker für die Onkologie“. „Ihr macht guude Sachen“, begrüßt ihn der Minister mit Handschlag. Noch bis Februar läuft die Förderung seines Ministeriums. Dann wird das Gerät noch nicht marktreif sein, aber im Zusammenhang von Studien bereits Patienten nützen, gibt Brinker einen Projektstand.

Die Forscher arbeiten mit einem bayerischen Marktführer für Dermatoskope zusammen - so nennt man die Geräte, mit denen schon jetzt bundesweit Hautkrebs-Screenings durchgeführt werden, bislang mit Licht und Optik. Nun soll zusätzlich KI „eingebaut“ werden, die dem Arzt assistiert und die Bilder speichern und bewertet. Das würde Zeit sparen und mehr Sicherheit bringen.

Immer weniger Fachärzte und lange Wartezeiten auf Screening

Denn auch der beste Hautarzt allein vermag nicht jede verdächtige Hautveränderung (Läsion) hundertprozentig zu erkennen. Die KI hingegen, prophezeit Brinker, könne nahezu unfehlbar sein. Außerdem versprechen sich die Forscher einen weiteren Nutzen von der Entwicklung: Immer mehr Menschen erkranken an Hautkrebs, aber es gibt immer weniger Fachärzte.

Lange Wartezeiten auf ein Screening seien Realität. „Bis ein Malignom (schwarzer Hautkrebs) erkannt wird, kann wertvolle Zeit vergehen, die besser für die Behandlung verwendet werden könnte.“ Es werde „niemandem die Arbeit weggenommen“, vielmehr fülle die KI personelle Lücken, die trotz eines Höchststandes an ausgebildeten Ärzten im Land nicht zu füllen seien.

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Nicht nur Fachärzte, sondern auch Allgemeinärzte könnten mit dem neuen Gerät und Verfahren ihre Patienten sicher auf bösartige Hautveränderungen untersuchen - und später vielleicht auch Pflegekräfte, ist Brinker von der unkomplizierten Anwendung überzeugt. „Die Anschaffung eines solchen Gerätes müsste sich für die Ärzte auch lohnen“, spricht der Hautarzt eine für die Untersuchung anzupassende Honorierung an.

DKFZ-Datenbank liegt Projekt zugrunde

Ein Alleinstellungsmerkmal des Projekts ist die zugrundeliegende DKFZ-Datenbank, die - mit Fördergeldern des Bundes - in den vergangenen Jahren aufgebaut wurde. Darin hat die KI anhand von Tausenden von Fotos gelernt, Auffälliges von Unverdächtigem zu unterscheiden.

„Wir brauchen solche Projekte“, zollt Minister Lucha dem jungen Team Respekt, „das Geld haben wir gut angelegt“. Eines Tages könnte die Investition sich für den Landeshaushalt auch auszahlen. Denn von jährlich rund zehn Millionen Patienten, die ein Hautkrebs-Screening durchlaufen, wird 180 000 Menschen eigentlich unnötig eine Biopsie entnommen. Nur 8700 haben tatsächlich schwarzen Hautkrebs.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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