Energie

Das ist Heidelbergs kommunaler Wärmeplan

Eine Online-Infoveranstaltung zum kommunalen Wärmeplan in Heidelberg stieß auf so großes Interesse, dass das Internetportal passen musste

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Michaela Roßner
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Das Gelände der Stadtwerke in Pfaffengrund: Hier wird die Fernwärme aus Mannheim schon jetzt zur Hälfte grün. © Bernhard Zinke

Heidelberg. Welche Stadtteile Heidelbergs sollen künftig mit Fernwärme versorgt werden? Wie kann die Energieversorgung noch grüner werden? Die Stadtverwaltung der Unistadt arbeitet gemeinsam mit den Stadtwerken derzeit an dem Konzept einer kommunalen Wärmeplanung. Das Interesse ist groß: An einer Online-Bürgerbeteiligungsveranstaltung haben 175 Interessierte teilgenommen.

"Es wollten sich noch mehr Menschen die Veranstaltung auf der Plattform „Webex“ verfolgen, bestätigt ein Sprecher des Rathauses. Der unerwartet hohe Zuspruch sorgte indes dafür, dass einige bei der zweieinhalbstündigen Info außen vor bleiben mussten. Für sie und alle weiteren Interessenten gilt: Ab sofort gibt es die gezeigte Präsentation auf der Internetseite der Stadt. Außerdem geht der kommunale Wärmeplan Heidelbergs in den Gremiendurchlauf und ist unter anderem am 18. Oktober in der öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik Thema.

Landesaufgabe für Kommunen

Worum geht es? Die Planung legt fest, welcher Stadtteil in welcher Form mit Heizung und Warmwasserbereitung in den nächsten Jahren versorgt werden soll. Seit in der Folge des Ukrainekriegs die Ressourcen knapp wurden, beschäftigt das Thema die Bevölkerung wieder deutlich mehr. Das belegen auch die rege vorgebrachten Fragen. Vertreterinnen und Vertreter des Umweltamts, der Stadtwerke und des Planungskonsortiums aus „Enerko“, „ebök“ und „ifeu“ präsentierten den Plan. Er stellt vor, wie das komplette Stadtgebiet bis 2040 mit klimaneutraler Wärme versorgt werden kann. Auf der städtischen Website zur klimaneutralen Wärmeversorgung ist die Präsentation zugänglich.

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Mit dem Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz hat das das Land Baden-Württemberg allen Gemeinden die Aufgabe zugewiesen, einen kommunalen Wärmeplan zu erstellen und fortzuschreiben. Die großen Kreisstädte müssen den Regierungspräsidien bis zum 31. Dezember einen solchen Wärmeplan vorlegen. Doch auch für alle anderen Kommunen sei das sinnvoll und werde vom Umweltministerium gefördert. Und es bleibt nicht beim einmaligen Erstellen des Plans: Spätestens alle sieben Jahre sollen die kommunalen Wärmepläne fortgeschrieben werden, in der Schule würde man das wohl als „Leistungsüberprüfung“ bezeichnen.

„Die Umstellung auf eine klimaneutrale Wärmeversorgung ist die Mammutaufgabe der nächsten Jahre“, betonte Raoul Schmidt-Lamontain, Heidelbergs Bürgermeister für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität. Eine Schlüsselrolle werde dem beschleunigten Ausbau der Fernwärme zukommen.

Erdwärme und heiße Luft

In Heidelberg wird bereits jetzt rund die Hälfte des Wärmebedarfs in Heidelberg durch Fernwärme gedeckt. Künftig sollen es mehr als 70 Prozent sein. Erd- oder Luftwärmepumpen sollen bevorzugt den die dann noch weiter benötigte Wärme liefern.

Kommunaler Wärmeplan

  • Aktuell wird etwa die Hälfte des Wärmebedarfs in Heidelberg mit Fernwärme aus erneuerbaren Quellen und Abwärme gestellt.
  • Die andere Hälfte liefern Gas- und Ölkessel.
  • Bis 2040 soll der Anteil der Fernwärme bei 75 Prozent liegen, die allesamt „grüne“ Quellen hat. Das übrige Viertel des Wärmebedarfs sollen vor allem Wärmepumpen liefern.
  • Um das zu erreichen, sind geschätzte Investitionen von rund 2,9 Milliarden Euro notwendig.
  • 20 bis 40 Prozent davon, so die Kalkulation, könnten aus Bundesprogrammen fließen.

Auf dem Firmengelände im Stadtteil Pfaffengrund ist jüngst eine in ihrer Größe deutschlandweit einzigartige intelligente Kraftwärmekopplungsanlage (iKWK) in Betrieb gegangen. Die 20 Millionen Euro teure Investition zieht Luft aus der Umgebung an, gewinnt daraus ein paar Grad Wärme, die ins Fernwärmenetz geht – und die Fernwärme, die in Mannheim hauptsächlich noch durch das Verbrennen von Kohle und Müll entsteht, „grüner“ zu machen. Die Anlage kann gut 30 000 Megawattstunden Wärme sowie mehr als 20 Megawattstunden Strom erzeugen. Durch das Holz-Heizkraftwerk, vier Biomethan-Blockheizkraftwerke und die Abwärmenutzung aus der thermischen Abfallverwertung in Mannheim können die Heidelberger Stadtwerke ihre Kunden bereits heute mit Fernwärme versorgen, die zur Hälfte grün ist. Bei der Online-Veranstaltung wurde auch klar, dass die „Wärmewende“ auch jeden Verbraucher etwas kosten wird: Um bis 2040 „grün wärmen“ zu können, sind Investitionen von rund 2,9 Milliarden Euro allein in Heidelberg nötig,

Baden-Württemberg ist Vorreiter bundesweit

Was die Kommunen in Baden-Württemberg aus der Vorgabe des Umweltministeriums in Stuttgart machen, sollten sich auch die anderen Städte und Kommunen im Land gut anschauen: Bundesweit ist die Verpflichtung zu einer kommunalen Wärmeplanung ebenfalls bereits in Vorbereitung. Die Präsentation des kommunalen Wärmeplans für Heidelberg machte aber auch deutlich, dass an manchen Stellen eine dezentrale Wärmeversorgung, etwa über Wärmepumpen, deutlich sinnvoller ist. Was ein Fernwärmeanschluss kostet und wie er betrieben wird, interessiert viele Bürger. Unter www.swhd.de/fernwaerme kann man sich informieren.

Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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