Nachhaltigkeit

Neue Nutzung alter Kaserne: "e+Kubator" in Heidelberg eingeweiht

Von 
Filip Bubenheimer
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Alt und neu: links ist der sanierte Altbau, die ehemalige US-Kaserne, zu sehen, rechts der Neubau mit Holzfassade. © Bürgerwerke/Meyer

Heidelberg. Das Kerngeschäft der Heidelberger Energiegenossenschaft (HEG) ist Solarenergie. Mit dem Umbau einer Kaserne der U. S. Army zu einem Bürogebäude hat sich die HEG nun auf das Feld der „grauen Energie“ begeben: Das ist die Energie, die einst für den Bau der Kasernen aufgewandt wurde und bis heute in den Mauern steckt. Wer sie saniert, macht sich die graue Energie zunutze, die das Militär reichlich in Heidelberg hinterlassen hat.

„Super“ fand Klimabürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain bei der Gebäudeeinweihung am Freitag, dass „hier die graue Energie nicht verloren geht“.

Woher der Name „e+Kubator“ stammt

Rund 100 Gäste drängten sich vor und in dem „e+Kubator“ genannten Gebäude im Heidelberg Innovation Park auf dem Gelände der früheren Patton Baracks. Der etwa 4000 Quadratmeter große „e+Kubator“ besteht neben der sanierten Kaserne aus einem neu errichteten Anbau. Für den Umbau der rund 70 Jahre alten Kaserne sei ohnehin der Anbau eines neuen Fluchttreppenhauses notwendig gewesen, so der Heidelberger Architekt Robert Göhringer. Daraus habe sich dann der Plan ergeben, gleich einen zusätzlichen Trakt zu errichten, der durch das Treppenhaus mit erschlossen wird.

Der Name „e+Kubator“ lehnt sich an den Inkubator an - einen Brutkasten. Als Inkubator werden auch Einrichtungen bezeichnet, in denen junge Unternehmen unterstützt oder Innovationen „ausgebrütet“ werden. Im „e+Kubator“ sollen vor allem Firmen unterkommen, die sich mit Nachhaltigkeit befassen. Neben der HEG selbst finden sich unter den ersten Mietern etwa der Ökostromversorger Bürgerwerke und eine Softwarefirma. Auch ein Coworking-Space, also eine Bürogemeinschaft mit flexibel buchbaren Schreibtischen, wird einziehen.

Acht Jahre Umsetzung

„Hier im e+Kubator werden wir zukünftig mit anderen innovativen Unternehmen die Energiewende vorantreiben“, fasste Laura Zöckler vom HEG-Vorstand das Konzept zusammen. Laut HEG-Aufsichtsratsvorsitzendem Rainer Lange soll der „e+Kubator“ der Energiewende mehr Sichtbarkeit verschaffen, an dem Thema Interessierten eine Anlaufstelle bieten und als Ort „für das gemeinschaftliche Tun“ dienen.

Ursprünglich, berichtete Lange, sei der Einzug Ende 2021 geplant gewesen. Am Ende lagen etwa acht Jahre zwischen der ersten Idee und der Einweihung. Es habe Zeit gebraucht, die Stadt von der Veräußerung des Grundstücks zu überzeugen, so Lange. Der Grundstückserwerb habe ein Jahr in Anspruch genommen, „dann haben wir lange auf die Baugenehmigung gewartet“. Als im März 2022 die Bauarbeiten begannen, mussten die Projektbeteiligten mit den Verwerfungen durch die Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine umgehen. Finanziert wurde das Projekt teils durch die HEG, teils durch weitere Investoren.

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Der Umwelt zuliebe habe er versucht, möglichst stark die Bausubstanz des Altgebäudes zu nutzen, sagte Architekt Göhringer. Die Bauweise der Kaserne erwies sich dazu als vorteilhaft. Betonstützen tragen das Gebäude, so dass sich offene, helle Büroräume durch den Abriss von Zwischenwänden schaffen ließen. Auch alte Türen hätte er gerne weiterverwendet - das habe aber der Brandschutz nicht zugelassen.

Auch die schlichte Gestaltung des Gebäudes soll Ressourcen schonen: Installationen wie etwa Lüftungsrohre werden nicht von einer Zwischendecke verborgen, Wände bleiben unverputzt, Geländer unlackiert. Im Eingangsbereich gehen die Besucher über einen simplen Estrichboden - Projektleiter Julian Weber zufolge „das Einfachste, was du machen kannst“. Letztlich, sagte Göhringer, zeige die Gestaltung „die Ehrlichkeit des Gebäudes“.

Fahrradparkhaus kommt noch

Beheizt wird das Gebäude mit Fernwärme. Dennoch verfügt es auch über eine Erdwärmepumpe, die allerdings nur zur Kühlung des Gebäudes im Sommer dient. Damit lasse sich eine im Vergleich zur Außentemperatur um bis zu zehn Grad niedrigere Raumtemperatur erreichen, sagte HEG-Vorstand Andreas Gißler. Die alte Kaserne erreicht nach der Sanierung den höchsten KfW-Effizienzstandard 40 EE - sie verbraucht also nur 40 Prozent der Energie, die bei einem Vergleichsgebäude anfallen würde. Der Anbau erreicht Passivhausstandard. Seine Außenwände bestehen aus vorgefertigten, mit Lärchenholz verkleideten Elementen, die in das Gerippe des Gebäudes eingehängt wurden.

Ganz fertig ist der „e+Kubator“ noch nicht - was der Einweihungsfeier zugute kam. So konnten sich die Gäste unter dem Anbau tummeln, der eine Brücke zwischen dem Bestandsgebäude und dem Nachbargebäude bildet. Unter dieser Brücke wird noch ein zweigeschossiges Fahrradparkhaus entstehen.

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