Heidelberg. Jedes Wochenende wieder bereiten sich Stadt und Polizei inzwischen darauf vor: Feierfreudige junge Gäste bevölkern die „Partyzonen“ der Stadt in der Altstadt und auf der Neckarwiese – und je später es wird und desto mehr Alkohol fließt, desto mehr droht die Situation aus dem Ruder zu geraten. Mit dem Einsatz von Schlagstöcken soll nach Mitteilung eines Polizeisprechers zuletzt in der Nacht auf Sonntag eine drohende Eskalation gerade noch abgewendet worden sein.
Ausschuss diskutiert
Neben Polizeipräsenz, neuer Polizeiverordnung, der Alkoholbeschränkung und dem Aufenthaltsverbot soll nun von der Stadt auch eine neue Satzung für das Neckarvorland erarbeitet werden. Am heutigen Mittwoch, 30. Juni, beschäftigt sich der Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität mit diesem Thema – und mit weiteren Aspekten der intensiven nächtlichen Neckarwiesen-Nutzung. Das letzte Wort soll dann der Gemeinderat in seiner Sitzung am 22. Juli haben. Im März war bereits die Polizeiverordnung neu gefasst worden. Nun soll auch die Neckarvorlandsatzung daran angepasst werden, heißt es in einer Vorlage.
Vorfälle auf der Neckarwiese
- Ende Mai eskalierte die Situation auf der Heidelberger Neckarwiese: Randalierer zerstörten unter anderem einen Test-Zeltpavillon.
- Die Ermittlungsgruppe „Neckarwiese“ der Polizei wertete Videos und Fotos unter anderem aus den Sozialen Netzwerken aus.
- Bei drei Verdächtigen im Alter von 17 und 18 Jahren wurden im Landkreis Karlsruhe und in Mannheim Wohnungen durchsucht.
- Der 18-Jährige soll mit einem Holzpfahl und einem E-Scooter auf den Pavillon eingeschlagen sowie eine Flasche auf einen vorbeifahrenden Streifenwagen geworfen haben.
- Am Abend des 18. Juni wurde der Bereich zwischen Wasserspielplatz und Theodor-Heuss-Brücke geräumt. Dort hatten sich rund 1500 feiernde Personen aufgehalten.
- Auch in der Nacht auf 20. Juni gab es Platzverweise dort.
Die aktuelle Neckarvorlandsatzung sei mehr als 40 Jahre alt, begründet die Stadtverwaltung die anstehende Überarbeitung. 1976 – da fuhr noch die Altstadt-Straßenbahn durch die heutige Fußgängerzone und Heidelberg hatte erst knapp 130 000 Einwohner. Es ist also sehr lange her. 2009 wurde indes einmal aktualisiert. Die wichtigste Änderung nun: Künftig soll eine Stunde früher Ruhe einkehren auf dem Neckarvorland, um 22 Uhr – statt wie bisher um 23 Uhr – soll „Nachtruhe“ am Fluss einkehren.
Doch was bedeutet „Nachtruhe“ konkret? Das soll nun ebenfalls in der neuen Satzung ausgearbeitet werden. Größere Gruppen verursachen mehr Lärm: Diese Auffassung bildet die Grundlage der neuen Bestimmung, die Gruppen in den späten Abendstunden auf drei Personen „deckelt“. Stehen mehr als drei Personen zusammen, sollen sie die Neckarwiese verlassen müssen. Ein Liebespärchen hingegen dürfte länger bleiben – solange es nicht herumgrölt.
Nach 22 Uhr dürfen dann auch keine Tonwiedergabegeräte mehr betrieben werden. „Mitgebrachte Lautsprecher in Kleinformat verursachen ein besonderes Lärmproblem auf der Neckarwiese. Sie erreichen trotz ihrer Größe eine erhebliche Lautstärke und haben damit großes Störpotenzial“, erklärt die Stadtverwaltung.
Die größte Fraktion des Gemeinderats, Bündnis 90/Grüne, hatte einen ganzen Katalog an möglichen Maßnahmen zur Verbesserung der Situation auf der Neckarwiese und geringerer Belastung der Anwohner erarbeitet. Die Verwaltung hat jetzt zu jedem Vorschlag eine Stellungnahme erarbeitet. So soll eine zusätzliche Grillzone eingerichtet werden, um die Nutzung zu entzerren.
Bis 12. Juli hat die Stadt bereits an den Wochenenden Aufenthaltsverbote am späten Abend verhängt und den Genuss und Verkauf von Alkohol nach 22 Uhr sowohl in der Altstadt als auch auf der Neckarwiese untersagt. Kritik an dieser „Sperrung der Neckarwiese“ hatte Die Linke formuliert. Es gebe ein „Recht auf öffentlichen Raum“ und die Neckarwiese sei „einer der wenigen Orte für junge Menschen sich konsumfrei aufzuhalten“.
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