Heddesheim. Wie viel Humor und Zweideutigkeit darf sich eine Werbekampagne erlauben? Mit dieser Frage sehen sich derzeit die Freiwillige Feuerwehr Heddesheim und der Kreisfeuerwehrverband Rhein-Neckar-Kreis konfrontiert. Denn eine gut gemeinte Aktion hat jetzt einen Sexismusvorwurf nach sich gezogen.
Auslöser ist ein Plakat, das im Zusammenhang mit der Image-Kampagne „hundert12. Deine Heimat. Deine Feuerwehr.“ in der Gemeinde aufgehängt wurde. Darauf zu sehen ist ein Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Heddesheim in voller Montur und mit Kettensäge. Daneben steht der Slogan: „Flachlegen. Unser Spezial-Gebiet. #Sturmholz“.
Heddesheimerin beschwert sich
Der zweideutige Text sorgte für Kritik. „Bei mir hat sich eine Bürgerin gemeldet und sich beschwert, dass das Plakat sexistisch sei“, berichtet Daniel Schmidt, Kommandant der Heddesheimer Wehr, im Gespräch mit dieser Redaktion. Man habe sich kurzfristig mit dem Team der Öffentlichkeitsarbeit und mit Bürgermeister Achim Weitz beraten und schließlich dazu entschieden, das Plakat abzuhängen.
„Das ist ein Vorwurf, den ich nicht im Raum stehen lassen kann und von dem wir uns als Feuerwehr deutlich distanzieren“, sagt Schmidt. Zwar sei die Beschwerde die erste gewesen, nachdem das Plakat bereits 14 Tage hing. „Aber wenn sich jemand derart davon gestört fühlt, dann können wir das nicht verantworten“, so der Kommandant.
Das sagt die FFW Heddesheim
Auch auf ihrer Facebookseite veröffentlichte die Freiwillige Feuerwehr Heddesheim schnell eine Stellungnahme. „Sinn und Zweck des Slogans ist das Aufmerksammachen auf die Arbeit der vielen Freiwilligen Feuerwehren.
Zu keiner Zeit hatte er einen diskriminierenden oder gar sexistischen Hintergrund!“, heißt es darin. Um eine mögliche sexistische Provokation zu unterbinden, habe man sich aber entschieden, das Plakat abzuhängen. „Dies ist als reine Vorsichtsmaßnahme zu deuten und hat keinen wertenden Hintergrund.“

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Ihm sei im Vorfeld nicht bekannt gewesen, welcher Text auf dem Plakat stehen wird, sagt Schmidt dieser Redaktion. Die Kampagne sei den Kommandanten und Bürgermeistern durch den Kreisfeuerwehrverband und die Agentur „hundert12“ grundsätzlich vorgestellt worden. Die Heddesheimer Feuerwehr habe ein Mitglied als „Model“ zum Fotoshooting entsandt. Als das Ergebnis angekommen sei, habe auch er zweimal hinsehen müssen, räumt Schmidt ein.
„Ich habe dann aber etwas recherchiert. Und gerade im norddeutschen Raum ist das Flachlegen im Zusammenhang mit Sturmholz ein Fachbegriff.“ Die Botschaft des Plakats habe also einen ernsthaften Hintergrund, sei aber bewusst provokant gehalten, um Aufmerksamkeit für die Aktion zu generieren. Deshalb habe sich Schmidt auch entschieden, das Banner aufzuhängen.
Feuerwehr-Kampagne hat ernsten Hintergrund
Den ernsthaften Hintergrund der Aktion bestätigt auf Anfrage Silvio Schädel, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands. Zu dessen 50. Jubiläum sei die Kampagne gestartet worden. „Sie ist eine Herzensangelegenheit“, sagt Schädel. Ziel der Aktion sei es, die Arbeit der rund 4500 ehrenamtlichen Retter im Rhein-Neckar-Kreis darzustellen, deren Engagement und alles, was dazugehört.
„Die Plakate sind bewusst provokant gehalten, sie sollen polarisieren. Die Leute sollen sich ja auch damit beschäftigen. Wenn wir einfach nur schreiben: ,Die Feuerwehr ist toll’, dann ist das langweilig“, sagt er. Dass sich Leute darüber aufregen, sei in Ordnung. „Uns wäre es aber vor allem wichtig, dass sie dann schauen, was eigentlich dahinter steckt.“
Neben dem „Flachlegen“-Plakat gibt es noch einige weitere, die in den Kommunen des Rhein-Neckar-Kreises aufgehängt wurden. „Wir machen nicht nur auf dicke Welle“, steht etwa auf einem Banner, auf dem ein Bootsführer abgebildet ist. Und auf einem anderen mit einer Einsatzkraft in voller Atemschutzmontur steht: „Hier dreht sich alles um die krassen Stoffe“.
Heftige Diskussion in sozialen Netzwerken
Nach Angaben von Silvio Schädel läuft die Kampagne seit 5. Mai. Zuvor wurde sie auch schon in zwei weitere Landkreisen, Rastatt und Baden-Baden, durchgeführt. „Der Zwischenfall in Heddesheim ist der erste dieser Art“, sagt Schädel. Dass die Kollegen vor Ort das Plakat nun abgehängt haben, um aus der Schusslinie zu kommen, versteht er.
Die dortigen Verantwortlichen haben nun bereits Kontakt zur Agentur aufgenommen. Nun soll der Text geändert werden. Demnächst soll es nochmal ein Treffen mit Bürgermeister Achim Weitz, Silvio Schädel und Daniel Schmidt geben. Dieser erklärt die Entscheidung für das Abhängen nochmals deutlich: „Bevor ich den ganzen Ort spalte, ziehe ich lieber zurück“. Denn in den sozialen Netzwerken sei bereits eine heftige Diskussion entbrannt.
Unter anderem positionierte sich bei Facebook SPD-Gemeinderat Daniel Gerstner klar pro Feuerwehr und befürwortete die Kampagne. "Informieren statt lamentieren! Engagieren statt echauffieren! Für unsere Feuerwehren", schrieb er.
Hier geht es zur Kampagne des Kreisfeuerwehrverband.
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