Die Gaststätte des FC Viktoria in Neckarhausen hat einen neuen Pächter: Giuseppe Flaccavento (58) steht ab Samstag hinter dem Tresen des Vereinslokals und will seine Gäste mit einer Mischung aus deutscher und italienischer Küche überzeugen.
Die deutsche Küche stirbt langsam aus, das darf doch nicht wahr sein.
Flaccavento ist kein Unbekannter in der Gemeinde. Schon seit zwei Jahren betreibt er die „Glucke“ bei den Kleintierzüchtern in Edingen, unweit der Fischkinderstube. In Hockenheim ist er zudem Inhaber des dortigen Fußballer-Clubhauses. Seinen Weg zur Gastronomie hat der gebürtige Sizilianer allerdings erst im Laufe der Zeit gefunden.
In Sizilien geboren, kam er im Alter von sechs Jahren mit seiner Familie nach Deutschland. In der Spargelstadt Schwetzingen verbrachte er einige Zeit, ehe er wieder in seine süditalienische Heimat zurückkehrte. Dort lernte er den Beruf des Steinmetzes und übte ihn auch ein Jahr lang aus, um schließlich doch wieder zurück nach Schwetzingen zu gehen.
Von der Versicherungsbranche hinter den Tresen
In der Kurpfalz arbeitete er einige Zeit als Kranführer auf dem Bau. 25 Jahre lang war er selbstständig in der Versicherungsbranche tätig, als Bezirksdirektor. Zwei seiner Söhne lernten bei ihm das gleiche Metier, der eine als Kaufmann, der andere als dualer Student. Mit ihnen, Fabio und Roberto, betreibt er auch seine Lokale in Hockenheim und Edingen.
Überhaupt spielt die Familie eine große Rolle für Flaccavento. Sein Onkel Alfredo hatte eine Pizzeria in Hockenheim. „Von ihm habe ich sehr viel gelernt“, erzählt er. „Ich mache meinen Teig und die Pizza selbst“, fügt er nicht ohne Stolz hinzu. In Hockenheim und Edingen kommt sie aus dem Holzofen, der jeweils am Nachmittag schon angefeuert wird. In Neckarhausen hat er einen neuen elektrischen Pizzaofen angeschafft.
Der Italiener liebt die deutsche Küche
Pizza und Pasta stehen ganz oben auf seiner Speisekarte. Aber er will in der Viktoria-Gaststätte die deutsche und die italienische Küche miteinander vereinen. „Ich liebe die deutsche Küche“, gesteht der Pizzabäcker, nennt Schweinshaxe und Saumagen. Letzteren wird es auch in Neckarhausen geben. Es ist das Lieblingsgericht von Altkanzler Helmut Kohl, wie er weiß: „Und es schmeckt wirklich gut.“ Dafür garantiert auch der Lieferant, eine Metzgerei in der Pfalz. Eine Pizzeria findet man heutzutage fast in jedem Ort, klassische deutsche Küche hingegen immer seltener. „Die stirbt langsam aus, das darf doch nicht wahr sein“, findet der Wirt. Auch deshalb wird es Schnitzel in mehreren Variationen bei ihm geben, darunter auch ein Paprikaschnitzel, denn „Zigeunerschnitzel soll man es ja nicht mehr nennen“.
Auch Familien mit Kindern müssen sich das Essengehen leisten können.
Damit es aus der deutschen und der italienischen Küche das jeweils Beste gibt, hat Flaccavento einen ganz besonderen Koch auserkoren. „Er ist Deutscher, kocht aber auch sehr gut italienisch und mediterran.“ Das Bier kommt von Eichbaum, außerdem stehen italienische und deutsche Weine auf der Karte. Der Wirt sucht aus, was oft getrunken wird: Grauburgunder, Chardonnay und Weißherbst etwa. Die deutschen Weine kommen aus der Pfalz, ein italienischer Weinhändler liefert sie. Den Einkauf erledigt die Familie für alle drei Lokale gemeinsam, am liebsten in kleineren Geschäften und möglichst wenig im Großhandel. Es sei nicht zuletzt eine Unterstützung von Familienbetrieben, „so wie wir einer sind“.
Moderate Preise für Familien
Moderate Preise auf der Speisekarte sind ihm wichtig: „Auch Familien mit Kindern müssen sich das Essengehen leisten können.“ Er weiß, wovon er spricht, denn er hat selbst nicht nur vier Söhne, sondern auch sechs Enkel. Im Lokal selbst hat Flaccavento in den vergangenen Wochen viel investiert, Zeit und Geld. „Die sanitären Anlagen sind komplett neu“, berichtet er. Und die Küche hat eine Generalüberholung erfahren und wurde mit neuen Geräten ausgestattet.
Im großen Gastraum wird man auch künftig erkennen, dass es sich um eine Vereinsgaststätte handelt. Über dem Tisch am Eingang hängt ein aus Holz geschnitztes Schild mit der Aufschrift „Stammtisch“ und dem Wappen der Viktoria, an der Wand hängen Fotos und Urkunden, auf einem Bord stehen Pokale.
Plätze im lauschigen Biergarten
Vom Balkon aus blickt man noch auf die Baustelle des Hebewerks und den ehemaligen Sportplatz, doch der Wirt ist überzeugt, dass hier vor allem im Sommer schöne Sitzplätze sein werden. Mit dem Frühjahr beginnt dann auch die Saison für den lauschigen Biergarten vor der Gaststätte, in der Porschestraße.
Bis zuletzt hat Flaccavento mit Hochdruck daran gearbeitet, dass alles rechtzeitig fertig wird. Am Samstag ab 18 Uhr geht es los, dann allerdings nur mit kleiner Karte zur Eröffnung. Danach wird das Lokal täglich außer dienstags ab 17 Uhr geöffnet sein. Mittagstisch gibt es – anders als beim Vorgänger – nicht.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/edingen-neckarhausen_artikel,-edingen-neckarhausen-wie-ein-pizzabaecker-in-neckarhausen-die-deutsche-kueche-retten-will-_arid,2174430.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/edingen-neckarhausen.html
[2] https://www.fv08hockenheim.de/Clubhaus/
[3] http://viktorianeckarhausen.de/