Edingen. Es war reiner Zufall, wie so vieles im Leben von Marko und Janja Bakula. Als sie gerade zum Sommerurlaub in ihrer Heimat in Kroatien waren, hörten sie eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter ab. Beate und Klaus Schön hatten sich gemeldet. Janja (55) rief die Bekannten zurück und wurde von ihnen gefragt, ob sie nicht Lust auf eine Veränderung habe. Gemeint war ein neues Lokal namens Friedrichshof in Edingen. Das hörte sich verlockend an, erinnert sich Janja Bakula. Sie und ihr Mann (56) wurden neugierig, schauten sich alles an, waren begeistert - und entschieden sich für den Wechsel.
Viereinhalb Jahre lang hatten sie zuvor das FC-Clubhaus in Rot bewirtschaftet. Dort war es auch, wo sie jene Bekannten kennenlernten. Vor zwei Jahren übernachteten Schöns in einem Häuschen am See und gingen dort zum ersten Mal zum Mittagessen. Beide waren begeistert vom Essen wie vom Service und wurden Stammgäste.
Vor dem Krieg geflohen
Das Lokal in Rot am See war für die Wirtsleute das erste überhaupt. Wie es dazu kam, ist eine lange Geschichte, und sie beginnt gewissermaßen in Mannheim. 1992, bei Ausbruch des Krieges in Jugoslawien, flüchteten sie in die Quadratestadt, lebten hier fünfeinhalb Jahre lang. Dann war der Krieg vorbei, und die Familie erhielt einen Brief, dass sie zurück in ihre Heimat muss. „Den Tag vergesse ich nie“, erzählt Marko: „Es war der 13. August 1997.“ Aber zurück in ihr Haus, in dem sie nach der Fertigstellung gerade einmal ein halbes Jahr gewohnt hatten, konnten sie nicht. Davon standen nur noch die nackten Mauern. Stattdessen bezogen sie eine Mietwohnung und setzten ihr Haus nach und nach wieder instand. „Wieder mit deutscher Hilfe“, wie Marko dankbar hinzufügt. Die Hilfsorganisation Cap Anamur habe sie dabei unterstützt.
Mit Mannheim eng verbunden
Mannheim hat sie in all dieser Zeit aber nicht losgelassen. Als Kroatien Teil der EU wurde, bot sich die Gelegenheit zur Rückkehr. Der gelernte Installateur Marko erhielt einen Job im Sanitärbereich, bei seinem früheren Arbeitgeber. Er kam zurück in die Kurpfalz, seine Frau und die Töchter blieben aber erst einmal in Kroatien. „Sie sollten die Schule abschließen“, erzählt die Mutter. Heute leben sie ebenfalls in Mannheim.
Hier kam auch die Chance zum Neuanfang in der Gastronomie. Den Wunsch, eine eigene Gaststätte zu eröffnen, hatte Marko schon lange. Oft half er in Lokalen seiner Landsleute aus, sei es als Bedienung oder in der Küche. „Das könnte ich doch auch selbst machen“, dachte er sich. Wieder half ein Zufall. Eine Cousine, die das Restaurant Dalmatia im südhessischen Viernheim betreibt, brachte sie auf das Clubhaus in Rot am See und half beim Start. Anfangs standen sie immer zu zweit in der Küche, heute herrscht sie dort allein über Herd und Backofen. „Ich mache die Küche, er ist der Chef“, beschreibt die das Erfolgsrezept der beiden. „Ich bin immer die Ruhige“, ergänzt sie. In Rot haben die Gäste die deutsch-kroatische Küche geschätzt, und so soll es auch in Edingen sein. Was es hier für Spezialitäten gibt? „Rinderbraten koche ich auf kroatische Art“, verrät die Küchenchefin. Er wird gespickt mit Speck und Karotten, dazu gibt es meistens Spätzle oder Bandnudeln. In Kroatien, so erklärt Janja, isst man das eher mit Gnocchi: „Aber das wollten die Gäste in Deutschland nicht, also habe ich es gelassen.“
Neben Spezialitäten vom Balkan gibt es im Friedrichshof auch deutsche Hausmannskost. Dazu zählen Schnitzel in vielen Variationen, der schon unter Vorgänger Manfred Müller legendäre Tafelspitz und Cordon Bleu. Was die Friedrichshof-Gäste so sehr schätzen, bleibt erhalten, wie die neuen Wirte versprechen. Schlachtfest ist am Donnerstag, Hähnchen gibt es am Freitag. Und das nicht nur in der klassischen Form des halbierten Geflügels. Als Alternative will die Küchenchefin ein kroatisches Hähnchengericht mit Reis anbieten.
Auch der Montag als Ruhetag bleibt. Und der Mittagstisch ebenfalls. Vor allem bei Senioren aus dem Ortsteil war der Friedrichshof dafür bekannt und beliebt. Neben dem kroatischen Einschlag in der Küche gibt es auch sonst ein paar kleine Änderungen. Die Wirtsleute haben die Brauerei gewechselt, zapfen jetzt Krombacher und Paulaner. Weine gibt es nicht nur vom Weingut Müller, sondern auch aus Kroatien, weiße ebenso wie rote. Auch der für das Land typische Likör Kruskovac und der Pflaumenbrand Slivovic stehen auf der Getränkekarte.
„Wir sind ein Familienbetrieb“
Die Arbeit erledigen die Inhaber selbst, unterstützt von den beiden Töchtern und Schwiegersöhnen. „Wir sind ein Familienbetrieb, das ist wie bei unseren Vorgängern“, sagt Janja. Das Raumprogramm bleibt unverändert. Es gibt den Gastraum, ein Nebenzimmer im Obergeschoss (barrierefrei erreichbar) und den Saal. Den wollen die Neuen aber noch anders nutzen. „In Rot hatten wir jeden Freitag Tanzabend“, erzählen sie. Das wollen sie in Edingen nun auch anbieten, wenn auch nicht jeden Freitag. Dazu gibt es dann Live-Musik, so wie zur Eröffnung am Samstag, 3. Februar. Ab 12 Uhr darf gegessen, getrunken und gefeiert werden. Bürgermeister Florian König hat seinen Besuch ebenfalls angekündigt. Für die Musik sorgen „Stips und Erich“. Die ersten Tisch-Reservierungen haben Janja und Marko Bakula auch schon notiert. Die Telefonnummer dafür bleibt die alte (06203/8 50 80). In diesem Punkt wollen die Wirtsleute nichts dem Zufall überlassen.
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