Kommunalpolitik

Warum es in Edingen und Neckarhausen bei der Kinderbetreuung klemmt

Das Thema Kinderbetreuung ist in Edingen-Neckarhausen ein heißes Eisen. Obwohl die Gemeinde mehrere Kindergärten gebaut hat, gibt es weiter Lücken. Im Verwaltungsausschuss gab es dazu Hintergründe

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Hans-Jürgen Emmerich
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In diesem Gebäude in Neckarhausen sind die Krippe Löwenzahn und der Hort untergebracht. Mehr als Räume fehlt es an Fachpersonal zur Betreuung. © Hans-Jürgen Emmerich

Edingen-Neckarhausen. Fast zweieinhalb Stunden lang hat sich der Verwaltungsausschuss in Edingen-Neckarhausen am Dienstagabend mit der Betreuung von Kindern in Krippe, Kindergarten, Hort und Grundschule befasst. Am Ende herrschte Einigkeit darin, dass eine Arbeitsgruppe gebildet werden soll, um sich mit Details zu befassen. Doch die Zeit drängt. In der Graf-von-Oberndorff-Schule in Neckarhausen fehlen bereits im nächsten Schuljahr rund 36 Plätze in Hort und Kernzeitbetreuung, und in Edingen soll die Pestalozzischule ab dem Schuljahr 2025/2026 zur Ganztagsschule werden.

Verwaltung liefert viele Zahlen, Eltern kommen nicht zu Wort

„Ich weiß, dass es brennt, besonders in Neckarhausen“, sagte Bürgermeister Florian König (CDU) gleich zu Beginn der Sitzung, auch mit Blick auf etliche Eltern, die im Ratssaal in den Zuschauerreihen saßen. Gerne hätten sie sich auch mit Fragen eingebracht, doch das lasse die Gemeindeordnung nicht zu, enttäuschte sie König. Er übergab an den „Mann der Zahlen“, Gerhard Fischer aus dem Hauptamt, der den Ausschuss und die Zuhörer mit Zahlen regelrecht überschüttete. Eine optische Präsentation dazu gab es leider nicht, Wer da nicht schon vorher einen Blick in die Unterlagen geworfen hatte, konnte deshalb den Ausführungen nur schwer folgen.

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Anhand der Zahlen von Kindern im entsprechenden Alter kam Fischer zu der Erkenntnis, dass „aufgrund des angenommenen Bedarfs und der prognostizierten Geburten das Angebot in der Kleinkindbetreuung derzeit ausreichend zu sein scheint“. Gemeint sind damit die Kinder unter drei Jahren. Sie beanspruchten nur zu einem Teil die Betreuung in öffentlichen Einrichtungen. Der Mitarbeiter aus dem Rathaus geht von 40 Prozent aller Kinder im zweiten Lebensjahr und von 70 Prozent im dritten Lebensjahr aus. Dann würden die Platzkapazitäten sowohl in Edingen (110 Plätze für 98 Kinder) als auch in Neckarhausen (50 Plätze für 45 Kinder) ausreichen. Eine Lücke gibt es allerdings in Neu-Edingen, wo zwölf Plätze in der Tagespflege für 28 Kinder vorhanden sind.

Überhaupt ist die Lage in diesem Teil von Edingen-Neckarhausen eine besondere. Weil er unmittelbar an den Mannheimer Stadtteil Friedrichsfeld angrenzt, sind die Kinder dort schulpflichtig. Die Kindergärten hingegen wollen in Zukunft – anders als bisher – keine Kinder mehr aus Neu-Edingen aufnehmen. Was in der Vergangenheit unter den Nachbarn einvernehmlich geregelt war, ist offenbar nirgends festgehalten, wie Bürgermeister König einräumte. Deshalb wird die Gemeinde wohl oder übel mit dem Rückzug Mannheims leben müssen.

54 Kinder stehen aktuell noch auf der Warteliste

Im laufenden Betreuungsjahr 2023/2024 stehen in der Gemeinde für die Kinder vom 4. bis zum 6. Lebensjahr bis zu 614 Betreuungsplätze zur Verfügung. Hier hat Edingen-Neckarhausen den Bestand seit 2016 nach eigenen Angaben um mehr als 40 Prozent erhöht. Trotzdem reichen sie rechnerisch nicht für alle 636 Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren. 54 Kinder haben zu diesem Zeitpunkt noch keinen Betreuungsplatz und stehen auf Wartelisten (8,4 Prozent). Das liege auch daran, dass nicht alle vorhandenen Plätze belegt werden könnten, weil das nötige Personal fehle oder die Gruppengröße wegen der verstärkten Nachfrage nach Ganztagesplätzen reduziert seien. Zusätzlich bis zu 40 Plätze verspricht sich die Gemeinde durch den privaten Neubau einer Kindertagesstätte in Neckarhausen. Dort wartet der Bauherr allerdings nach eigenen Angaben seit acht Monaten auf die Baugenehmigung des Landratsamtes. Auch in dem von der Gemeinde gebauten und von der evangelischen Kirche betriebenen Kindergarten „Neckar-Krotten“ in Edingen könnten weitere Kinder betreut werden – wenn das Personal dafür gefunden würde.

Dass der sanierte Verwaltungstrakt der Pestalozzischule Edingen nach den Herbstferien bezogen werden kann, steht inzwischen fest (der „MM“ berichtete). Noch unklar ist dagegen, wie es mit den Plänen für eine gebundene (also verbindliche) Ganztagsschule weitergeht. Diese war von der Schule bereits 2023 beschlossen worden, konnte aber laut Fischer nicht mehr fristgerecht für das Schuljahr 2024/2025 beantragt werden. Außerdem weiß man bei der Gemeinde laut Fischer nicht, wie genau sich die Pläne auf die Kosten auswirken. Auch wenn am Ende der Sitzung noch keine verbindlichen Beschlüsse gefasst waren, zeigte sich Bürgermeister König erleichtert. Er sprach von einem guten Signal an die Eltern: „Wir lassen Sie nicht im Regen stehen.“

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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