Edingen-Neckarhausen. Kinder- und Jugendarbeit ist für eine Kommune keine freiwillige Aufgabe, sondern Pflicht. Klipp und klar hat Jugendreferentin Sharmila Pushpakanthan dem Gemeinderat von Edingen-Neckarhausen erklärt, was Sozialgesetzbuch und die UN-Kinderrechtskonvention vorgeben. In der jüngsten Sitzung des Gremiums erläuterte sie den Mitgliedern zugleich, wie ihre Konzeption für die Zukunft aussieht.
Für die engagierte junge Frau geht es darum, soziales Engagement zu fördern, Kinder vor Gewalt und Drogenmissbrauch zu schützen und positive Lebensbedingungen zu schaffen. Die Zielgruppe ist dabei groß. In der Gemeinde gibt es mehr als 1400 Jugendliche im Alter von 12 bis 21 Jahre und fast 300 Kinder. Für die alle sei ein Anlaufpunkt in der Gemeinde wichtig.
„Saftlade“ in Edinger Großsporthalle war der Ursprung der kommunalen Jugendarbeit
Noch einmal erinnerte sie an die Anfänge der Jugendbewegung im Jahr 1968 und der Gründung eines selbst verwalteten Jugendzentrums namens „Saftlade“ in Räumen der Großsporthalle. Dort befindet sich bis heute das „JUZ 13“, wie es seit 1994 heißt. Ein Jugendgemeinderat wurde in den Jahren 2015 bis 2021 gewählt, allerdings mit sehr geringer Wahlbeteiligung. Hier setzen Pushpakanthan und die Jugendlichen heute mehr auf die Form eines Beirates.
Seit 2000 unterstützt der Verein Förderkreis Offene Jugendarbeit Edingen-Neckarhausen (FOEN) die Arbeit. „Jugendbeteiligung braucht auch Begleitung, die sich Zeit nimmt“, nannte die Referentin in diesem Zusammenhang einen aus ihrer Sicht sehr wichtigen Aspekt. Seit 2018 gibt es an den beiden Grundschulen in der Gemeinde Schulsozialarbeit, seit 2023 steht dafür eine Vollzeitstelle zur Verfügung. „Zu wenig für zwei Schulen“, findet Pushpakanthan.
An einer Umfrage haben sich 30 Prozent der Jugendlichen beteiligt
Ein Arbeitskreis hat sich mit der Neukonzeption der Jugendarbeit in der Gemeinde befasst. An einer Umfrage im Vorfeld haben laut Pushpakanthan rund 30 Prozent der jungen Leute beteiligt. Das sei gar nicht so schlecht. Mit den Ergebnissen aus dem Arbeitskreis wird sich der Gemeinderat nun auseinandersetzen.
Als Jugendreferentin kümmert sich Pushpakanthan um alle Formen der Jugendsozialarbeit. Sie versucht, zwischen Jugendlichen und der Gemeinde zu vermitteln. Dabei macht sie aber unmissverständlich klar: „Ich bin für Planung zuständig, nicht für die Durchführung.“ Mit anderen Worten: Wenn das „JUZ 13“ nach einer Renovierung wieder mehr als drei Stunden an einem Tag in der Woche öffnen soll, dann muss mehr Personal her. Ob das nicht auch ehrenamtlich geleistet werden könne, fragte sich unter anderem Klaus Merkle von der Unabhängigen Bürgerliste (UBL-FDP/FWV). Klare Antwort: „Es ist toll, wenn wir ehrenamtliche Mitarbeiter haben, aber wir brauchen professionelles Personal.“ Nur so sei gewährleistet, dass die betreuenden Personen auch regelmäßig geschult und auf neue Herausforderungen vorbereitet würden, bekräftigt Pushpakanthan.
1,5 Vollzeitstellen sind im „JUZ 13“ das Minimum
Die momentane Situation stellt für die Referentin Stufe null dar. Damit würden die Mindestanforderungen nur unzureichend erfüllt. Um das zu schaffen, müsse die Schulsozialarbeit auf 150 Prozent aufgestockt und die offene Jugendarbeit mit 1,5 Vollzeitstellen besetzt werden. Mobile Jugendarbeit, die die Zielgruppe auch initiativ aufsucht, erfordere weitere 75 bis 100 Prozent einer Vollzeitstelle. Sie sei jedoch nicht „der verlängerte Arm des Ordnungsamtes“, machte die Referentin klar: „Es geht nicht um Wohlverhalten der Jugendlichen, sondern um ihr Wohlbefinden.“
Wie bereits bei ihrem ersten Auftritt im Rat erhielt Sharmila Pushpakanthan viel Lob für ihre Arbeit. Bürgermeister Florian König sprach von einer tollen Präsentation und vielen Infos, es gehe aber noch nicht um eine Entscheidung. Sandra Schwarz von der Offenen Grünen Liste (OGL), selbst Grundschullehrerin, forderte eine Beteiligung der Kinder ab der ersten Klasse. „Wir stehen vor einer angespannten Haushaltslage und müssen Lösungen finden“, erklärte Hannes Henn (CDU). Der Vortrag sei mitreißend gewesen, sagte Andreas Daners (SPD): „Du brennst für deinen Job.“ Bürgermeister König unterstrich: „Wenn wir die finanzielle Freiheit hätten, würden wir Stufe 3 wählen.“ Die Gemeinde wolle in die Jugend investieren, denn „Jugend ist Zukunft“. Für Geld, das die Gesellschaft jetzt nicht ausgebe, erhalte sie später die Rechnung, machte der frühere Polizeibeamte deutlich.
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